Taufwasser
Die biblischen Berichte sprechen vom Jordanfluss, in dem getauft wird, oder aber von einer Wasserstelle, an der man gerade vorbeikommt. Bei diesen frühesten Beispielen handelt es sich um lebendiges Wasser, d.h. fließendes Wasser. Daher bleibt ein Ort am fließenden Wasser auch der ideale Ort für die Taufe. Dieser muss nicht im Freien sein, es kann auch ein architektonischer Ort sein, in den das fließende Wasser eingeleitet und auch wieder abgeleitet wird.
Eintauchen
Die Taufe findet entweder durch Übergießen oder aber durch Untertauchen statt. In den ersten Jahrhunderten wurden erwachsene Menschen getauft, indem sie in das Wasser hineinstiegen und getauft wurden. Diese Praxis hat sich in verschiedenen christlichen Gemeinschaft erhalten; in der Ostkirche werden auch heute noch selbst die Kleinkinder untergetaucht. In der katholischen Kirche wird heute in der Regel durch Übergießen und dem Sprechen der dreifaltigen Taufformel ("..des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes") getauft.
Lebendiges Wasser
Schon im 2. Jahrhundert gibt es Belege, dass am christlichen Taufort nicht lebendiges, das heißt fließendes Wasser zur Verfügung steht. In solchen Fällen kann auch stehendes frisches oder auch aufbewahrtes Wasser verwendet werden. Entscheidend ist das natürliche Element des Wassers. Diese Regel bleibt bis heute erhalten.
Wasser des Lebens
Das Wasser ist in der Bibel zunächst ein chaotisches Element, das aber dann in der Ordnung der Schöpfung seine positive Kraft entfaltet. Nachdem die Urfluten abgezogen sind, bleibt das Wasser, um allem Leben Gedeihen zu garantieren. Weil Wasser auf sehr unterschiedliche Weise hinweist auf Leben und Gedeihen, wird es auch bei der Taufe verwendet als ein Zeichen neuen Lebens in der Beziehungsgemeinschaft mit Christus. Wasser verlebendigt, frischt auf, es wäscht, es reinigt, es ermöglicht Wachstum, es kann aber auch schwemmen und überschwemmen, vernichten und Neubeginn gestalten. In diesen vielen Bedeutungen ist es auch als Wasser der Taufe in Verwendung.
Geweihtes Wasser
Das Weihegebet das in der Osternacht über das Taufwasser erinnert an die schöpferische Kraft des Wassers, an das Wasser der Sintflut und den Neubeginn, den Gott schenkt und der im Zeichen der Taube bestätigt wird, an die lebenserhaltende Dimension in Wüstenzeiten; es erinnert schließlich auch an den Jordan, an den die Menschen hinausgezogen sind, um die Umkehrpredigt des Johannes zu hören und sich taufen zu lassen, in dem aber auch Jesus getauft wurde und seinen Weg für die Menschen begann. Und schließlich sagt Jesus von sich, dass er „lebendiges Wasser“ ist.
Wer ins Wasser der Taufe eingetaucht wird, wird in die Beziehungswirklichkeit mit Jesus, dem Auferstandenen, eingetaucht.
Das Weihwasser, mit dem sich Menschen bekreuzigen, erinnert an das Taufwasser und an die in der Taufe geschenkte Beziehung mit Christus.
Quellenangabe:
Univ.-Prof. Dr. theol. Ewald Volgger OT, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramentaltheologie an der KTU Linz
(iu)