Freitag 29. März 2024

Pfingsten

Inspiration gegen geistige Leere

Fünfzig Tage nach Ostern steht die Sendung des Heiligen Geistes im Mittelpunkt. Der Geist ist verbindendes Band zwischen Gott und den Menschen, Himmel und Erde und wird oft als Taube dargestellt.

 

 

Unser Zeitempfinden und -erleben ist nicht zuletzt davon geprägt, wie dynamisch, vital, inspiriert oder aber träge, niedergeschlagen und geistig leer unser Umfeld erscheint. Immer wieder braucht es inspirierende Augenblicke oder Menschen, durch die wir wieder einen Schritt vorankommen: ob durch eine Orientierungshilfe oder einen klugen Rat.

 

Was im persönlichen Leben gilt, gilt auch in der Gesellschaft: zwischen Zeiten des Aufbruchs und der Kreativität liegen Zeiten der geistigen Erschöpfung und des Rückgangs. Aus heutiger Sicht betrachtet nehmen viele Menschen die 1950er- und 1960er-Jahre als bewegte oder gar revolutionäre Zeiten wahr. Zeiten, die von Geistlosigkeit oder Un-Geist beherrscht sind, lassen sich ganz leicht ausmachen. Welcher Geist unsere Zeit bestimmt, ist oft für die Zukunft nachfolgender Generationen entscheidend.

 

Theologischer Hintergrund

 

Die Sendung des göttlichen Geistes wird im Pfingstfest gefeiert. Theologisch bedeutet Pfingsten nur einen weiteren Aspekt der Auferstehung Jesu: die Erfüllung der alttestamentlichen Hoffnungen der vollständigen Erneuerung der Schöpfung. Damit bildet Pfingsten auch den Abschluss der Osterzeit: in der Apostelgeschichte wird beschrieben, dass sich die Jünger fünfzig Tage nach Ostern (griechisch: „Pentecoste” = der fünfzigste Tag) in Jerusalem versammelten und die Gabe des Heiligen Geistes empfingen.

 

Pfingsten ist das Fest, in dem wir erfahren dürfen, dass Gott in und nicht nur über oder mit uns ist. Darum verdichten sich an Pfingsten verschiedene Aspekte des christlichen Glaubens wie die Osternacht, der Anfang (der „Geburtstag”) der Kirche, die Mission. Durch den Heiligen Geist soll das Wirken Jesu lebendig gehalten werden, darum spricht die Bibel auch in vielen Bildern vom Heiligen Geist, ob vom „Atem”, dem „(Wind-)Hauch”, seinem Wirken mit „Zungen wie von Feuer” oder der Kraft „lebendigen Wassers” - erst ab dem Konzil von Nicäa (325) wurde schließlich auch die Taube zum Symbol des Heiligen Geistes, die allerdings bereits seit der Antike ein Sinnbild für Liebe, Frieden und Sanftmut war.

 

Im Altgriechischen heißt Geist übrigens „pneuma” und ist damit sächlich – im Hebräischen jedoch ist der Heilige Geist „ruach” und weiblich. Darum ist in manchen Darstellungen der Dreifaltigkeit Gottes der Heilige Geist neben Gott Vater und Sohn als Frau dargestellt: der Heilige Geist als die weibliche Seite Gottes.

 

Das Pfingstfest zeigt, dass die „alte Welt“, geprägt von Unheil, Tod und Leid, „im Prinzip“ schon überwunden ist. Dieses Fest erinnert auch an das Geschenk der Tora für sein Volk: in seinem Wort sind wir verbunden.

 

Pfingsten ist das Fest des Menschen, der Christ oder Christin wird: ihm wird der Heilige Geist, Verwandlung, ein neues Herz zugesprochen. Darum ist Pfingsten eng mit dem Gedanke des Aufbruchs und der Überschreitung von Grenzen verbunden, wie die biblischen Texte zeigen: Die sich nicht verstehenden Menschen, die durch Sprachen, Volkszugehörigkeiten, Schichten und Geschlecht einander fremd sind, entdecken ihre Gemeinsamkeit, die sie als „Kinder Gottes” haben (vgl. Apg 2,1-13).

 

Pfingsten ist damit auch ein Fest der Identitätsfindung, denn: Wer nicht weiß, wer er ist, kann sich auch nicht ausrichten. Und um seine Identität zu wissen, dazu bedarf es des Geistes.

 

Pfingsten ist also das Fest, dass der Mensch im Herzen, im Geist, eine neue Existenz beginnen kann, weil seine Ängste und Befürchtungen, im Leben zu kurz zu kommen und von Konkurrenz, Unvermögen und Vergänglichkeit bedroht zu sein, befriedet sind im Glauben an Gottes liebender und befreiender Gegenwart in ihm.

 

Quellenangabe:

Katholische Kirche in Oberösterreich (Hrsg.) (o.A.): aufdanken - Gott in der Zeit des Menschen. Linz: Eigenverlag. URL: www.aufdanken.at [Stand: 06/2014]

 

(sp)

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