Trauer in Österreich nach Amoklauf in Graz
Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und Weihbischof Johannes Freitag haben sich am 10. Juni 2025 entsetzt über die Bluttat in einer Grazer Schule gezeigt. "Diese Wahnsinnstat in einer Grazer Schule lässt uns fassungslos und erschüttert zurück. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Schülerinnen und Schülern, dem Lehrpersonal und den Angehörigen. Wir begleiten alle mit unserem Gebet und sind mit unseren Möglichkeiten für alle Betroffenen da. Zugleich danken wir allen, die helfend da sind", hielten die beiden Bischöfe wörtlich in einer ersten Stellungnahme fest.
Bei der Attacke in einer Schule in der Dreierschützengasse sind am Dienstagvormittag mindestens neun Menschen gestorben, wie die Austria Presse Agentur (APA) meldete. Unter den Toten sind sieben Schüler:innen und eine erwachsene Person. Auch der mutmaßliche Täter ist darunter, wie Bürgermeisterin Elke Kahr der APA bestätigte. Viele Verletzte seien in ein Krankenhaus gebracht worden.
Die Seelen der Betroffenen begleiten
Entsetzen und tiefe Betroffenheit herrscht in der Evangelischen Kirche nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz. "Mein Mitgefühl und mein Gebet gilt allen betroffenen Familien und Angehörigen, den Lehrerinnen und Lehrern, den Schülerinnen und Schülern und der Familie des Täters", sagte der aus Graz stammende evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in einer ersten Reaktion gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Sein Dank gelte allen, die helfen und als Einsatzkräfte vor Ort sind.
"Diese Tat ist unbegreiflich. Tote, Verletzte und eine verunsicherte Stadt sind die Folge", erklärten der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann. Gerade in diesen Stunden werde deutlich, "wie wichtig es ist, die Seelen der Betroffenen zu begleiten", betonten Rehner und Axmann. Sie zeigten sich dankbar, dass der Grazer evangelische Pfarrer Paul Nitsche, der am BORG Dreierschützengasse Religion unterrichtet, nun als Notfallseelsorger im Einsatz ist.
"Mein Mitgefühl, und sicher das aller Menschen in Österreich, gilt den Angehörigen", schrieb IKG-Präsident Oskar Deutsch auf der Plattform X. Er bete für die Rettung und Genesung aller Verletzten und wünschte den Einsatzkräften viel Kraft.
Auch Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, bekundete seine Betroffenheit auf der Plattform X: "Schreckliche Nachrichten erreichen uns aus Graz. Als Vater kann ich mir diesen Schmerz nicht vorstellen, es zerreißt mir das Herz", so Vural. Und weiter: "Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt allen Opfern, ihren Familien und der gesamten Schulgemeinschaft."
Kirche lädt zu Gedenkgottesdiensten in Graz
Angesichts des Amoklaufs in einer Grazer Schule lädt die Katholische Kirche am Dienstagabend zu zwei Gedenkgottesdiensten: um 18.30 Uhr in Graz-St. Vinzenz mit Pfarrer Bernhard Pesendorfer sowie um 19 Uhr im Grazer Dom mit Generalvikar Erich Linhardt. Das hat die Diözese Graz-Seckau am Dienstag mitgeteilt. Auch die Gottesdienste in Graz-St. Vinzenz am Donnerstag, 12. Juni, um 18.30 Uhr, und am Sonntag, 15. Juni, um 9.30 Uhr, Sonntagsmesse, werden ganz im Zeichen der furchtbaren Geschehnisse vom Dienstag stehen. Seelsorgliche Begleitung gebe es zudem in allen Pfarren, hieß es.
In ihrer Aussendung hielt die Diözese wörtlich fest: "Trost, Kraft und Hoffnung finden in dunklen Stunden - die Katholische Kirche bietet angesichts der Wahnsinnstat in Graz mehrere Angebote, um der Sprachlosigkeit Ausdruck zu verleihen. Denn Gott trägt uns, bei ihm sind wir geborgen. Darauf können wir uns verlassen."
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl wird am Dienstag um 18 Uhr in Radio Steiermark in der Sondersendung "Die Steiermark trauert" darüber sprechen, wie man mit derart Furchtbarem umgehen kann.
Weiters machte die Diözese auf das Angebot der TelefonSeelsorge aufmerksam: Die TelefonSeelsorge sei für Betroffene und alle, die jemanden zum Reden bzw. zum persönlichen Austausch brauchen, rund um die Uhr unter der Telefonnummer 142 sowie via Chat und WhatsApp erreichbar.
Trauer um die Opfer des Amoklaufs an einer Grazer Schule. © pexels / www.pixabay.com
Heimische Politik trauert
Die heimische Politik hat sich nach der Attacke in einer Grazer Schule mit zehn Toten und Dutzenden Verletzten erschüttert gezeigt. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sprach von einer nationalen Tragödie und einer "unfassbaren Tat". Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärte, der "Horror" sei "nicht in Worte zu fassen". Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) sagte, ganz Österreich trauere. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) zeigte sich zutiefst betroffen, ebenso die Chefs von FPÖ und Grünen. Die APA fasste die Stellungnahmen zusammen.
"Was heute in einer Schule in Graz passiert ist, trifft unser Land mitten ins Herz", postete Bundespräsident Van der Bellener auf X. "Es waren Jugendliche, die ihr ganzes Leben vor sich hatten. Eine Lehrperson, die sie auf ihrem Weg begleitet hat. Es gibt nichts, was in diesem Moment den Schmerz lindern kann, den die Eltern, die Großeltern, die Geschwister, die Freundinnen und Freunde der Ermordeten fühlen." Österreich trauere, "und in dieser Stunde stehen wir zusammen. Wir stehen zusammen, um dem Schmerz miteinander standzuhalten. Wir stehen zusammen, um für all jene da zu sein, die verletzt sind. Heute und in den schweren Tagen, die kommen, wird unser Land zeigen, dass in diesem Miteinander unsere Stärke liegt."
"Der Amoklauf an einer Schule in Graz ist eine nationale Tragödie, die unser gesamtes Land tief erschüttert. Durch diese unfassbare Tat wurden Jugendliche plötzlich aus ihrem Leben gerissen, das sie noch vor sich hatten. Es gibt keine Worte für den Schmerz und für die Trauer, die wir alle - ganz Österreich - gerade fühlen", so Bundeskanzler Stocker am Dienstag in einem schriftlichen Statement am frühen Nachmittag.
Innenminister Karner sprach in einem schriftlichen Statement von einer "unfassbaren Tragödie" - für die Schülerinnen und Schüler, die Eltern und Angehörigen, die Lehrerinnen und Lehrer. "Eine Tragödie für Österreich." Der steirische Landeshauptmann Kunasek sagte, es sei "unfassbar, was heute in Graz passiert ist". Als Landeshauptmann der Steiermark und als Vater sei er "zutiefst betroffen über diese Wahnsinnstat, die so viel Unheil und unglaubliches Leid gebracht hat." Seine Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern, Familien und Lehrpersonen.
Die Nachrichten aus Graz würden das gesamte Land "bis ins Mark erschüttern", erklärte Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) auf dem Kurznachrichtendienst Bluesky. "Ganz Österreich trauert", so der SPÖ-Chef. Es sei "unmöglich, diese entsetzliche Tragödie in Worte zu fassen". Sein tief empfundenes Mitgefühl gelte den Opfern und ihren Lieben. In diesen dunklen Tagen stehe Österreich zusammen. "Wir stehen an der Seite von Graz."
Auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger sagte via X, "der Amoklauf in Graz erschüttert mich zutiefst". Ihr Mitgefühl und ihre Trauer sei bei den Opfern und ihren Angehörigen. "Niemand kann sich das Leid vorstellen, als Mutter dreier Kinder zerreißt es mir das Herz." Betroffen und "unendlich traurig" äußerte sich auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS). Er sei "in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer, allen SchülerInnen, der LehrerInnen und allen Mitarbeitenden".
Tief erschüttert zeigten sich auch die Parteichefs von FPÖ und Grünen, Herbert Kickl und Werner Kogler. "Der Täter brachte durch seine Wahnsinnstat unvorstellbares Leid über die Familien der Opfer", so Kickl in einer Aussendung. "Das Wertvollste einer Gesellschaft - unsere Kinder - wurde hier angegriffen." Seine Trauer, sein Mitgefühl und seine Anteilnahme gelte nun allen Hinterbliebenen und Freunden der Opfer. Allen Verletzten wünsche er eine rasche und vollständige Genesung.
"Fassungslos zeigte sich" Grünen-Chef Kogler. "Man sucht nach Worten. Und findet nur Trauer und Ohnmacht", erklärte er. "Nichts kann diese Wunden heilen. Keine Worte, keine Erklärungen, kein Warum. Es ist und bleibt ein Akt tiefster Grausamkeit - abscheulich, verstörend. Beide dankten auch den Einsatz- und Rettungskräften.
EU-Kommission äußerte tiefstes Mitgefühl
Die Tragödie in Graz war auch Thema bei der EU in Brüssel. Das tägliche Midday Briefing der Europäischen Kommission begann eine Sprecherin am Dienstag mit dem Ausdruck des tiefsten Mitgefühls. Man trauere um die Opfer dieses furchtbaren Ereignisses und mit ihren Angehörigen, betonte die Kommissionssprecherin vor internationalen Journalistinnen und Journalisten. Es seien "absolut schreckliche und tragische Nachrichten".
Dreitägige Staatstrauer in Österreich nach Amoklauf in Grazer Schule
Bundeskanzler Christian Stocker hat Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Graz eine dreitägige Staatstrauer in Österreich verkündet. Die Staatstrauer beinhaltet, dass Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt werden. Am Mittwoch um 10 Uhr wird es bundesweit eine Trauerminute geben, bei der ganz Österreich der Opfer des Amoklaufs in einer Grazer Schule am Dienstagvormittag gedacht wird.
"Die Solidarität des gesamten Landes soll den Hinterbliebenen und Angehörigen der Opfer dieser furchtbaren Tat in diesen dunklen Stunden ein wenig Trost spenden", so Stocker in seinem Statement: "Heute geht es um Mitgefühl und Zusammenhalt. In so schweren Stunden ist Menschlichkeit unsere stärkste Kraft." Die Schulen müssten auch in Zukunft Orte des Friedens bleiben, so der Bundeskanzler.
Innenminister Gerhard Karner gab bekannt, dass es sich bei den neun Todesopfern um sechs weibliche und drei männliche Opfer handelt. Der zehnte Tote sei der Amokläufer. Zwölf Personen seien zum Teil schwer verletzt worden.
Polizeisprecher teilten bei der Pressekonferenz mit, dass der mutmaßliche Täter allein gehandelt haben dürfte. Der 21-jährige ehemalige Schüler dürfte die Tat mit zwei Waffen begangen haben. Über die Motive sei noch nichts bekannt, hieß es.
Die Einsatzkräfte haben unter +43591338400 eine Hotline für Angehörige und Betroffene eingerichtet. Zudem wurde eine Upload-Plattform für Zeugen eingerichtet. Auf dieser können verdächtige Beobachtungen, Fotos oder Videos von der Tat oder dem Umfeld hochgeladen werden. Hinweise oder sonstige Wahrnehmungen werden auch bei jeder Polizeidienststelle entgegengenommen. Von einem Hochladen auf Social Media-Kanälen soll auf Bitte der Polizei abgesehen werden, um Einsatzkräfte, laufende Ermittlungen und die Opfer nicht zu gefährden.