Orden: Trotz "beschränkter Kräfte" beeindruckende Leistungsbilanz
Die Zahl der Ordensangehörigen in Österreich ist rückläufig, doch trotz der "beschränkten Kräfte" sei 2022 viel Erfreuliches und Ermutigendes geschehen. Das betonte Erzabt Korbinian Birnbacher OSB, Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz am 11. Mai 2023 anlässlich des nun veröffentlichten Jahrbuches der heimischen Orden, der "SUMMA 2022". Die Wirkungsfelder und Charismen der Ordensgemeinschaften zeigten den Auftrag der Orden, "den Menschen präsent, relevant und wirksam zu dienen". Motto für das Jahr 2022 war "präsent. relevant. wirksam"; auch das Jahrbuch steht unter diesem Motto. Es umfasst neben allen relevanten Statistiken auch eine Auswahl an Höhepunkten des vergangenen Ordensjahrs
Mit Stichtag 1. Jänner 2022 gab es in Österreich 4.125 Ordensleute in 192 Ordensgemeinschaften, 2021 lag die Zahl bei 4.310, im Jahr 2020 bei 4.507. Das geht aus der aktuellen Statistik der Österreichischen Ordenskonferenz für das Jahr 2022 hervor. An der Verteilung von annähernd zwei Drittel Ordensfrauen und einem Drittel Ordensmänner änderte sich demnach wenig: So gibt es insgesamt 2.673 Schwestern und in den Männerorden 1.452 Patres und Brüder.
Als wichtiges Betätigungsfeld von Ordensgemeinschaften in Österreich zählen unverändert der Schulbereich sowie das Spitalswesen. So betrug die Anzahl der Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2022/2023 an den 191 Ordensschulen in Österreich ca. 52.000. Die Orden wirken auch im Gesundheitsbereich und betreiben 23 Ordenskrankenhäuser, 38 Pflegeeinrichtungen und mehrere Kur- und Gästehäuser. Die Ordensspitäler beschäftigen aktuell rund 26.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem werden 25 Exerzitien- und Bildungshäuser von den Orden betrieben.
Die Ordensgemeinschaften verfügen zudem über 500 Archive und Bibliotheken mit einem Gesamtbestand von 4,5 Millionen Büchern und etwa 30.000 Regalllaufmetern Akten. Ferner seien sie "Besitzer und Verwalter von wertvollen Kulturgütern", heißt es in der Aussendung. So schätzen die Orden ihre Zahl an Museen, Schatzkammern und Sammlungen auf etwa 116. Als wertvollste Stücke darin bezeichnen sie die Chroniken, die als Zeitzeugen dienen und in den zahlreichen Ordensarchiven erhalten werden.
In Oberösterreich leben 796 Ordenschrist:innen. Sie gehören 18 Frauenorden (566 Ordensfrauen) und 17 Männerorden (230 Ordensmänner) an. Es gibt 7 Ordensspitäler mit rund 9.000 Mitarbeiter:innen sowie 11 ordenseigene Alten- und Pflegeeinrichtungen. An 23 Schulstandorten werden 52 Ausbildungsformen angeboten, die von 10.572 Schüler:innen besucht werden. 10 Exerzitien-, Bildungs- und Gästehäuser werden von Orden betrieben, darüber hinaus drei ordenseigene Kurhäuser. Etwa 20 Klosterbibliotheken in Oberösterreich sind eindrucksvolle Gesamtkunstwerke, sowohl wegen ihrer Sammlungen als auch aus architektonischer Sicht.
© ÖOK
Orden wirksam für Gott und die Welt
Die große Zahl an Einrichtungen zeige, dass Ordensleute in der Seelsorge, der Bildungs- und Wertearbeit und den pastoralen Anlaufstellen direkt bei den Menschen seien, heißt es in der "SUMMA". Dazu zähle man auch die Ordensfrauen und -männer in klausurierten Orden, die "für Gott und die Welt in einem Rhythmus von Gebet und Arbeit" präsent seien.
"Wir sind gerade da präsent, wo wir als Gemeinschaft leben und für die Menschen auffindbar und ansprechbar sind", erläuterte Franziska Madl OP, stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, die Rolle der Orden in der Gesellschaft. Relevant seien die Gemeinschaften, da sie versuchten, "solidarisch miteinander zu sein, miteinander zu teilen und gemeinsam einem größeren Ziel zu dienen". Daraus erschließe sich auch die Wirksamkeit der Lebensform, betonte die 42-jährige Priorin des Wiener Dominikanerinnenklosters. Trotzdem würden sich die Orden herausgefordert sehen, sich den Fragen nach der Relevanz und der Wirksamkeit in der Gesellschaft zu stellen.
Sr. Christine Rod MC, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, erinnerte in ihren Einleitungsworten an das Motto "präsent - relevant - wirksam" der Österreichischen Ordenskonferenz. Dieses stelle keine übertriebene oder allzu großartige Selbstdarstellung dar, sondern sei vielmehr die Selbstverpflichtung, die Frauenorden und die Männerorden in ihren Übergangs- und Umbruchsituationen zu unterstützen. Im Jahr 2022 habe man den Fokus speziell auf das Stichwort "präsent" gelegt, dabei wollte man auch auf die Unterschiedlichkeiten der Ordensgemeinschaften hinweisen. So unterschieden sich die 192 Ordensgemeinschaften deutlich voneinander: "Die einen sind jünger und vitaler, die anderen sind älter und lebenserfahrener; die einen melden sich lauter und leidenschaftlicher zu Wort, die anderen sind stiller und nachdenklicher", fasste Rod zusammen.
Sr. Christine Rod. © MSC
Statistiken und Erfahrungen
Das Jahrbuch "SUMMA 2022" beinhaltet neben den relevanten Statistiken auch eine Auswahl an Höhepunkten des vergangenen Ordensjahrs, etwa die Gewinnerprojekte des "Preises der Orden" sowie die sozialen Tätigkeiten der Orden. So haben die Orden mit Ausbruch des Ukraine-Krieges bereits Ende März 2022 rund 1.000 Plätze für Hilfesuchende aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. Berichte aus den Fachbereichen geben zudem Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche der Orden, wie Schule, Soziales, Mission oder Medien.
Auch die aktuelle Umbruchsituation der Orden wird thematisiert. So schreibt Peter Bohynik, Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz über das Potenzial der Kooperation: "Keine Gemeinschaft oder Einrichtung hat einen Selbstzweck, sondern ist immer eingebunden und bezogen auf andere." Zu Wort kommt auch P. Erhard Rauch SDS, ehemaliger Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs; er lädt zu einem Perspektivenwechsel ein und ist überzeugt: "Präsent sein ist ein Beziehungsgeschehen, in das ich aktiv investiere."
Gemeinsam in der Nachfolge Jesu Christi unterwegs - für ein gutes Leben aller. © Elisabeth Mayr/Ordensgemeinschaften