Donnerstag 28. März 2024

Wirtschaft & Ethik: Aschermittwochsgespräch zum Thema Demokratie

Beim Aschermittwochsgespräch "Wirtschaft und Ethik: Democra(z)y – verrückte Demokratie" befassten sich ExpertInnen aus Philosophie, Wirtschaft, Ethik und Information im Kundenforum der Sparkasse Oberösterreich mit den Herausforderungen der Demokratie.

 

Hat bereits die Pandemie Stärken und Schwächen der Demokratie vielerorts aufgezeigt, so rückt die aktuelle dramatische Situation in der Ukraine das Thema nochmals in einen völlig anderen Kontext. Im Zuge des Ukraine-Kriegs wird häufig von der "Verteidigung der Demokratie" gesprochen. Demokratien sind, dem Economist-Demokratieindex und dem Bertelsmann Transformation Index zufolge, tatsächlich weltweit gefährdet: Weniger als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Demokratien und jede fünfte Demokratie verliert zurzeit an Qualität, während autoritäre Regime weltweit zunehmen.

 

Das diesjährige Aschermittwochsgespräch "Wirtschaft und Ethik: Democra(z)y – verrückte Demokratie" beleuchtete Demokratie aus wirtschaftlicher, ethischer, philosophischer und medienwissenschaftlicher Perspektive und fragte: Was verstehen wir eigentlich unter Demokratie? Was bedeutet es, wenn wir von der "Krise der Demokratie" sprechen? Und was wird eigentlich verteidigt, wenn Personen oder ganze Gesellschaften für demokratische Werte eintreten?

 

Gemeinsam mit der Katholischen Privat-Universität Linz und der Industriellenvereinigung lud die Sparkasse Oberösterreich am 2. März 2022 zum traditionellen Aschermittwochsgespräch. Nach einleitenden Worten von Stefanie Huber, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ, und Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung OÖ, diskutierten die Journalistin und Buchautorin Ingrid Brodnik, der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann, Klaus Pöttinger, Ehrenpräsident der IV OÖ und die theologische Sozialwissenschafterin Katja Winkler von der Katholischen Privat-Universität Linz.

 

Demokratie ist sicherlich ein Hochwertwort, das in aller Munde geführt wird, dabei aber chronisch unterbestimmt ist. In der Diskussion wurden unterschiedliche Verständnisse von Demokratie vorgestellt und diskutiert. "Die Pfeiler, auf denen die moderne Demokratie ruht, sind längst ins Wanken geraten.", ist Konrad Paul Liessmann überzeugt. Für ihn ist Demokratie eine Form, Machtverhältnisse zu organisieren und es gelte, keine Bürgerin und keinen Bürger von dieser Macht auszuschließen. Für ihn gründet Demokratie in der Überzeugung, dass in entscheidenden Fragen des Zusammenlebens der Wille der Mehrheit gelte.

 

Katja Winkler bringt einen breiteren Demokratiebegriff ins Spiel: Der Idee nach gehe es um die Beteiligung aller und damit auch insbesondere der Benachteiligten und der Minderheiten. Demokratie heiße Teilhabe an der Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die die je eigenen Lebensumstände betreffen. Es gehe also um Selbstbestimmung, Inklusion und um die Ermöglichung von Vielfalt. Für Ingrid Brodnig hat das Internet durchaus demokratisches Potential, dadurch dass eine Vielzahl an Stimmen präsent werden kann.

 

Aschermittwochsgespräch 2022

V. l.: Univ. Prof. i. R. Dr. Konrad Paul Liessmann (Universität Wien, Institut für Philosophie), Mag. Stefanie Christina Huber (Vorstandsvorsitzende Sparkasse OÖ), DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch (Geschäftsführer Industriellenvereinigung OÖ), Ingrid Brodnig (Journalistin und Buchautorin), Ass.-Prof. Dr. Katja Winkler (Katholische Privat-Universität Linz). © FOTOKERSCHI.AT / Sparkasse OÖ

 

Faktisch, da waren sich die Diskutierenden einig, ist Demokratie eine "immerwährende Baustelle", ein "unabgeschlossenes Projekt", ein "ständiger Kampf um Teilhabe". Kontrovers wurde darüber diskutiert, ob die österreichische Demokratie inklusiv oder exklusiv ist. Liessmann war der Meinung, dass alle Staatsbürger:innen über das allgemeine Wahlrecht in die Demokratie gleichermaßen einbezogen sind. Winkler wies dagegen darauf hin, dass es keinen gleichen Zugang zu öffentlichen oder auch parlamentarischen Diskursen, die letztlich zu demokratischen Entscheidungen führen, gibt. Brodnig und Winkler betonten, dass es nicht geringer Vorbedingungen bedarf, dass "der eigentümlich zwanglose Zwang des besseren Arguments" überhaupt in öffentlichen Debatten zum Zuge kommen kann. Für Brodnig ergänzen digitale Medien Schwachstellen von offline Medien, indem sie Raum bieten für intensivere, langlebigere Diskussionen. Eine Gefahr sei aber, dass Wut im Netz viele Klicks bringt. Wut müsse sich deshalb mit Respekt paaren, z. B. können Formen der Moderation im Netz, Möglichkeiten für einen verständigungsorientierten Diskurs bieten. Für Winkler geht es darum, "schwache Interessen" mit Ressourcen auszustatten (Zeit, Geld, Bildung, Sprache), um allen eine Teilhabe am demokratischen Diskurs zu ermöglichen. Reflexive Repräsentationsprozesse in Gang zu setzen, die eine enge und ständige Rückbindung an die Urteile und Anliegen der Repräsentierten suchen, ist für sie zentral.

 

Als ein Fazit der Veranstaltung kann festgehalten werden, dass es aktuell besonders wichtig ist, zwischen gerechtfertigter Kritik an der Demokratie, die zu einer "Demokratisierung der Demokratie" führt, und anti-demokratischen Bestrebungen scharf zu unterscheiden.

 

Hermine Eder / KU Linz

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