Donnerstag 25. April 2024

Amazonas-Bischof Erwin Kräutler wird 80

Bischof em. Erwin Kräutler

"Dom Erwin", wie der aus Vorarlberg stammende Ordensmann der Missionare vom Kostbaren Blut, Erwin Kräutler, genannt wird, feiert am 12. Juli 2019 seinen 80. Geburtstag. Er ist emeritierter Bischof der brasilianischen Amazonas-Diözese Altamira-Xingu.

Amazonien ist geografisch gesehen weit weg von Europa, die Regenwald-Zerstörung bedroht aber auch das Klima der nördlichen Halbkugel. Daran hat Erwin Kräutler, emeritierter Bischof der brasilianischen Amazonas-Diözese Altamira-Xingu, Anfang Juli 2019 im "Kathpress"-Interview erinnert. Die Folgen der skrupellosen Entwaldung und das Überleben der indigenen Bevölkerung gingen die ganze Welt an und würden durch die vom Papst für Oktober in Rom einberufene Amazonien-Synode in den Fokus gerückt. Nicht nur eine regionale, sondern eine "weltkirchliche Herausforderung" seien auch der eklatante Priestermangel und die Gleichberechtigung für Frauen in der Kirche. "Dom Erwin", wie der aus Vorarlberg stammende Ordensmann der Missionare vom Kostbaren Blut genannt wird, feiert am Freitag (12. Juli) seinen 80. Geburtstag.

 

Die Suche nach "neuen Zugängen zum Weiheamt" forderte Kräutler im Kathpress-Gespräch im Blick auf den Priestermangel, der nicht nur Amazonien betreffe. Vielmehr könnten im Zuge der Amazonien-Spezialsynode "ganz sicher auch anderen Kontinenten mit ähnlichen Problemen und Realitäten neue Wege" aufgezeigt werden. Pastoralräume hingegen, wie sie aktuell auch in manchen österreichischen Diözesen eingeführt wurden oder werden, sind aus Kräutlers Sucht keine langfristige Lösung. Diese kritisiert er als "palliativen Behelf, der die wenigen Priester mit noch mehr Verantwortung überhäuft".

 

Diskutiert werden müsse auch die Position von Frauen in der Kirche, so der Bischof. "Die äußerst zaghafte Antwortsuche auf die Fragen der Gleichberechtigung der Frauen" sei eine weltkirchliche Herausforderung und längst zu einer existenziellen Wichtigkeit geworden. Die Geduld der Frauen gehe "schön langsam zu Ende", warnte Kräutler. Heute seien Frauen zwar in allen früher von Männern dominierten Berufszweigen tätig, nur "als Kirche hinken wir 200 Jahre hinterher".

 

Als Möglichkeiten nannte er die Öffnung des Weihepriestertums für Frauen bzw. sogenannter "personae probatae" (bewährte Personen) – dieser Begriff schließe anders als "viri probati" (bewährte Männer) alle Geschlechter mit ein –, wie sie auch der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner fordert. Das als Gegenargument für den Ausschluss von Frauen vom Weihepriestertum oft vorgebrachte 1994 veröffentliche Apostolische Schreiben "Ordinario Sacerdotalis" von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) ist für den Amazonas-Bischof dabei nicht ausreichend. Auch wenn der Papst damals erklärte "alle Gläubigen der Kirchen haben sich endgültig an diese Entscheidung zu halten", handle es sich weder um eine Enzyklika noch um ein Dogma oder einen Glaubenssatz. "Also kann das 'Verbot' von Johannes Paul II. auch revidiert werden", folgert Kräutler.

 

 

"Gutes Leben" für alle

 

Die von von 6. bis 27. Oktober 2019 angesetzte Amazonien-Spezialsynode nehme aber nicht nur die pastorale Notsituation in der Region in den Blick, sondern auch das "gute Leben" für alle, erklärte Kräutler, der dem sogenannten vorsynodalen Rat zur Vorbereitung der Synodenversammlung angehört. Dieses Prinzip eine indigene Bevölkerungen mit dem Christentum. Insgesamt wünsche er sich, so der Bischof, dass die Synode einen Beitrag zu den angestrebten "neuen Wegen für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" leiste und die versammelten Bischöfe dem Papst "mutige Vorschläge" machen.

 

Deutliche Worte der Kritik äußerte Kräutler im "Kathpress"-Interview zum seit Jahresbeginn amtierenden brasilianischen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro. Dieser habe eine "anti-indigene Einstellung", so der Bischof vor dem Hintergrund der Ankündigungen Bolsonaros, der Umweltschutzgebiete sowie indigene Reservate für die wirtschaftliche Nutzung durch multinationale Konzerne öffnen will. "Wir werden mit allen Mitteln für Amazonien und die Indios eintreten", sagte Bischof Kräutler. Auch die Synode werde sich mit dieser Thematik befassen: "Es geht um die Verteidigung Amazoniens gegen skrupellose Ausbeutung und Zerstörung."

 

Den Völkern Amazoniens, dessen Gebiet sich über rund 7,5 Millionen Quadratkilometer erstreckt, wünscht Kräutler kurz vor seinem Geburtstag denn auch "Respekt vor ihrer Würde als Menschen und bessere Tage".

 

 

Ein Leben am Amazonas

 

Der am 12. Juli 1939 in Koblach in Vorarlberg geborenen Erwin Kräutler ging schon kurz nach seiner Priesterweihe 1965 nach Brasilien. Von 1981 bis 2015 war er – als direkter Nachfolger seines Onkels Erich Kräutler – Bischof von Altamira-Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens und mit 350.000 Quadratkilometern viermal so groß wie Österreich. 1983 wurde Kräutler international bekannt, als er bei einer Solidaritätsaktion mit Arbeitern, denen man den Lohn vorenthielt, verhaftet und verhört wurde. Im gleichen Jahr wurde er Präsident des Indigenenmissionsrats CIMI der Brasilianischen Bischofskonferenz. Dieses Amt übte er bis 1991 und später erneut von 2006 bis 2015 aus.

 

1987 setzte sich Kräutler bei der Verfassunggebenden Versammlung Brasiliens erfolgreich für die Verankerung der Rechte der Ureinwohner ein. Kurz darauf wurde er bei einem mysteriösen Autounfall, bei dem ein Kleinlastwagen das Fahrzeug Kräutlers rammte, schwer verletzt. Nach mehreren Morddrohungen steht der Bischof seit 2006 unter Polizeischutz. Kräutler, der sich jahrelang an vorderster Front gegen den Bau des Amazonas-Kraftwerks Belo Monte einsetzte, ist auch international ein gefragter Experte für Menschenrechte, Umweltschutz und Indio-Rechte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2010 den Alternativen Nobelpreis.

 

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