Samstag 20. April 2024

Studienfahrt der Dechanten mit Bischof Scheuer nach Brüssel: „Die Kirche hat etwas zur politischen Entwicklung Europas beizutragen“

41 Personen aus dem Kreis der Diözesanleitung und der Dechanten der Diözese Linz unternahmen von 18. bis 22. Februar 2019 eine Studienfahrt nach Brüssel.

Ziel waren Begegnung und Austausch mit kirchlichen VertreterInnen vor Ort und mit VertreterInnen der EU-Institutionen.

 

Insgesamt bestand die Reisegruppe aus Oberösterreich aus 41 Personen: Neben Bischof Manfred Scheuer, Generaldechant Dr. Slawomir Dadas, dessen Stellvertreter Mag. Helmut Part und 27 Dechanten nahmen auch Generalvikar DDr. Severin Lederhilger, Pastoralamtsdirektorin Mag.a Gabriele Eder-Cakl, die Bischofsvikare Dr. Johann Hintermaier und Mag. Maximilian Mittendorfer, die Direktorin von Pastorale Berufe Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger, der Leiter der Abteilung Priester und Diakone Dr. Martin Füreder, Finanzdirektor Mag. Reinhold Prinz, Ordinariatskanzler Mag. Johann Hainzl, Schulamts-Direktor Mag. Franz Asanger, Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer, MAS und der Sekretär der Dechantenkonferenz Mag. Alois Mayer an der Fahrt teil.

 

 

Die Reisegruppe auf dem Kölner Bahnhof.
Stadtführung in Brüssel.
Stadtführung in Brüssel.

© Gabriele Eder-Cakl / Alois Mayer

 

Nach einer Begegnung am Montagabend mit OberösterreicherInnen, die in Brüssel arbeiten, besuchte die Gruppe der Diözese Linz am Dienstagvormittag die ComECE. Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union besteht aus delegierten Bischöfen der katholischen Bischofskonferenzen der 28 EU-Mitgliedstaaten. Dr. Michael Kuhn, Referent der Österreichischen Bischofskonferenz für Europa und die ComECE, erläuterte die Arbeit der Katholischen Bischofskonferenzen in Brüssel: „Die Kirche hat etwas beizutragen zur politischen Entwicklung Europas.“ Immer wieder werde in letzter Zeit dabei die päpstliche Enzyklika „Laudato si“ als Grundlage verwendet. „Als Kirche können wir eine Plattform bieten, ethische Dimensionen und Hintergründe aufzuzeigen und in Diskussion zu bringen. Die verschiedenen Bereiche der EU sind uns dafür dankbar und fragen vermehrt danach“, so Kuhn. Am Tag zuvor hatten die VertreterInnen der „Allianz für den arbeitsfreien Sonntag“ in Brüssel getagt, die ja von Linz aus ins Leben gerufen worden war.

 

Bischof Manfred Scheuer erkundigte sich nach kontroversen Themen der EU mit der Kirche. Diese sind unter anderem der Lebensschutz am Beginn und Ende des menschlichen Lebens sowie der Stellenwert der Religion im Gesamten in den europäischen Gesellschaften.

 

Interessant war auch der Austausch mit VertreterInnen von sozialen und kirchlichen Einrichtungen, die in Brüssel auf europäischer Ebene tätig sind, insbesondere mit dem Generalsekretär von Caritas Europa, Jorge Nuño Mayer.

 

Gruppenfoto vor dem EU-Parlament.
Austausch mit VertreterInnen von sozialen und kirchlichen Einrichtungen, die in Brüssel auf europäischer Ebene tätig sind
Austausch mit VertreterInnen von sozialen und kirchlichen Einrichtungen, die in Brüssel auf europäischer Ebene tätig sind
Im EU-Parlament in Brüssel
Begegnung mit dem Weihbischof von Brüssel Jean Kockerols.
Europäische Kommission.
Begegnungen mit VertreterInnen der EU-Institutionen.
Begegnungen mit VertreterInnen der EU-Institutionen.
Begegnungen mit VertreterInnen der EU-Institutionen.
Begegnungen mit VertreterInnen der EU-Institutionen.

© Gabriele Eder-Cakl / Alois Mayer

 

 

Treffen mit Europaabgeordneten

 

Am Nachmittag des 19. Februar stand ein Besuch im EU-Parlament auf dem Programm. Mag. Konrad Hörmanseder, Dechant des Dekanates Perg, sprach aus, wie es vielen ging: „Es ist für mich etwas Besonderes, wenn ich einmal im Plenarsaal des Europaparlaments sitzen kann. Die Europäische Union weitet den Blick.“

 

Im Gespräch mit Abgeordneten im Europäischen Parlament (Dr. Othmar Karas / ÖVP, Dr. Josef Weidenholzer / SPÖ, Thomas Waitz / Grüne) wurde die soziale Dimension Europas, aber auch die Migrationsfrage und das Engagement der EU in Afrika diskutiert. Am Abend fand ein Austausch mit den pastoralen Mitarbeitern der Jesuiten in der sogenannten „Europakapelle“ (Chapelle de la Resurrection) statt. Diese setzt pastorale Initiativen für die EU-MitarbeiterInnen in unmittelbarer Nähe zu den Gebäuden des Europaviertels.

 

Am Mittwochvormittag hatte die Reisegruppe die Möglichkeit, die Europäische Kommission zu besuchen. Bei den Treffen mit den ExpertInnen in der Europäischen Kommission wurden Informationen zu Agrarpolitik, Soziales, Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik ausgetauscht.

Bei den unterschiedlichen Begegnungen wurde deutlich, wie unterschiedlich Europa „tickt“, wie verschieden die Herausforderungen sind, aber auch, wie groß das Bemühen um gegenseitiges Verständnis ist. Die oft mühsame Suche nach Kompromissen ist Basis für ein friedliches Miteinander zum Wohle aller. Die Devise dürfe angesichts der globalen Herausforderungen nicht heißen: „Ich oder du“, sondern nur „Wir!“, so ein Parlamentarier im Gespräch.

 

Der Besuch des „Hauses der Europäischen Geschichte“ am Nachmittag machte deutlich, welcher Hass, wie viel Gegeneinander und Unterdrückung, welche Zerstörung, wie viel Elend und millionenfacher Tod die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa geprägt haben. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass dies – und letztlich auch die Trennung Europas durch den Eisernen Vorhang – überwunden werden konnte und demokratische Entwicklung, Wohlstand und Frieden geschaffen werden konnten. Bei allen Herausforderungen gilt es, diesen Schatz zu bewahren.

 

Besuch im Haus der europäischen Geschichte.

Haus der europäischen Geschichte. ©  Alois Mayer

 

Brüssel und die Kirche vor Ort kennenlernen

 

Die Stadt Brüssel zeichnet sich durch den Sitz von EU-Organisationen, ihre Vielsprachigkeit und ihre Multikulturalität aus. Es gibt soziale Spannungen, aber auch kreative Initiativen des Miteinanders. Bei einer Stadtteilführung durch Molenbeek am Donnerstag befand sich die diözesane Gruppe mitten in diesem vielsprachigen und multikulturellen Leben. Das Mittagessen wurde in einem Sozialrestaurant eingenommen, das jeden Abend die übriggebliebenen Lebensmittel aus den Supermärkten holt und daraus die Speisen des nächsten Tages kreiert. So genossen die oberösterreichischen Reisenden etwa einen köstlichen Ingwersirup, ein geeistes Orangendessert oder ein Bier, das aus Altbrot gebraut worden war. Im Gespräch mit dem Weihbischof von Brüssel Jean Kockerols lernten die BesucherInnen auch die pastorale Situation der Stadt kennen und konnten durchaus gesellschaftliche sowie pastorale Gemeinsamkeiten erkennen.

 

 

Bischof Scheuer beim Gottesdienst mit der deutschsprachigen Gemeinde Brüssels: „Einheit in Europa ist nur zu erreichen, wenn wir die Vielfalt bewusst zulassen“

 

Am Donnerstag konnte die Gruppe aus Oberösterreich die deutschsprachige Gemeinde von Brüssel St. Paulus kennenlernen. Von der Pastoralreferentin bis zum Finanzobmann (ein Oberösterreicher) waren viele Mitglieder der Gemeinde da, um mit den BesucherInnen ins Gespräch zu kommen.

 

Bischof Manfred feierte mit der Gruppe den Gottesdienst und sprach in seiner Predigt auch die Erfahrungen und Erlebnisse der Studienreise an. Scheuer stellte die Frage, ob es so etwas wie eine europäische Identität gebe: „Wann haben wir das letzte Mal gesagt: ‚Wir Europäer‘, oder: ‚Wir in Europa‘, oder: ‚Meine Heimat ist Europa?‘ Oder sind wir nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass wir eine Sympathie- und Schicksalsgemeinschaft, eine Solidargemeinschaft mit den Griechen, den Isländern, den Franzosen und Spaniern, den Polen und Rumänen sind? Hat Europa die Macht des Friedens und der Solidarität in den Herzen der Menschen? Gibt es eine europäische Identität, ein Wir-Gefühl mit dem Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung?“

 

Das Zusammenwachsen der Völker Europas werde durch die Last der Geschichte behindert: durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 105 Jahren und des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren, die beide tiefe Wunden in Europa geschlagen hätten. Scheuer wörtlich: „Vorurteile, Angst, Feindschaft und Hass haben Bevölkerungen und Staaten gespalten. Der Nationalsozialismus hat mit seiner Rassenpolitik das europäische Judentum fast gänzlich vernichtet. Die Vertreibungen am Ende des Zweiten Weltkrieges und die Ära der kommunistischen Regime sind in ihren Folgen noch immer spürbar. Die unterschiedliche Entwicklung der europäischen Staaten durch die Trennung Europas in Ost und West ist noch längst nicht überwunden. Es braucht ein gemeinsames Aufarbeiten der Geschichte, Begegnungen über Grenzen hinweg und Eingeständnis von Schuld, um ein gemeinsames Europa der Zukunft zu bauen.“

 

Macht und Ohnmacht in Europa seien mit positiven und negativen Erfahrungen verbunden, so Scheuer: mit der Versöhnung nach dem Krieg, mit Frieden, mit der Überwindung von Grenzen, mit wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt, aber auch mit bürokratischen Apparaten, denen gegenüber viele das Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins empfänden. Machtverteilung in Europa sei auch verbunden mit der Frage von Einheit und Vielfalt. Scheuer wörtlich: „Wie ist die europäische Einigung und Einheit zu schaffen? Das ist nur zu erreichen, wenn wir die Vielfalt bewusst zulassen. Einheit Europas und Einigungsprozesse sind von dem der Katholischen Soziallehre entspringenden Subsidiaritätsprinzip zu deuten und zu lösen. Die Europäische Verfassung sucht eine dem Subsidiaritätsprinzip entsprechende Kompetenzverteilung zwischen der EU und ihren Mitgliedsstaaten. Es gibt Bereiche, die nicht ungestraft zentralisiert werden können. Es wäre auf Dauer aber auch fatal, wenn z. B. Ökologie bloß der Beliebigkeit der einzelnen Staaten überlassen würde. Es ist eine europäische Aufgabe, eine grenzüberschreitende Umweltpolitik zu gestalten, auch Bildung und Forschung brauchen ein gemeinsames Planen.“ Scheuer nannte die Friedenssicherung als eine ständige Aufgabe, die gemeinsame Anstrengungen verlange. Ebenso wenig seien Arbeitsplätze und wirtschaftlicher Wohlstand automatisch gesichert. „Europäische Gesetze sollen vor ihrer Verabschiedung auf ihre Sozialverträglichkeit hin getestet werden“, betonte der Linzer Diözesanbischof.

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Gottesdienst mit der deutschsprachigen Gemeinde in Brüssel
Gottesdienst mit der deutschsprachigen Gemeinde in Brüssel

© Gabriele Eder-Cakl / Alois Mayer

Zukunftsweg
Seelsorgeteam Einführung

Seelsorgeteam Einführung im Dekanat Pettenbach

"Ja wir machen das! Wir gehen diesen Weg gemeinsam"

Zu Pfingsten wird durch alle Pfarren gepilgert.

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Wichtige Etappen in der Vorbereitung zur Pfarrgründung sind im Gange.
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