Ostern: Fürchtet euch nicht – es wird eine Party, ein Fest sein
„Es darf uns heute nicht wundern, wenn wir uns schwer tun, in das österliche Halleluja einzustimmen. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Ist Ostern nicht eine groß angelegte Selbsttäuschung? Machen wir uns nicht etwas vor, wenn wir von Auferstehung und ewigem Leben reden? Kann man in einer Welt, in der es so viel Unheil und Böses gibt, in der gemordet und vertrieben wird, an diesen Sieg des Lebens über den Tod wirklich glauben? Wer gibt mir die Gewissheit, dass unser Osterhalleluja die Sache trifft und nicht nur ein leeres Gefühl weckt?“ Abt em. Christian Haidinger stellt damit eine tiefgründige Anfrage an das Osterfest der Christen, um dann fortzufahren: „Mir ist es ein Anliegen und ich möchte Mut machen, uns den Herausforderungen unserer Zeit, gerade auch der letzten beiden Jahre, die durch die vielen Flüchtlinge geprägt war, zu stellen und uns nicht durch Angst einengen zu lassen. Angst ist nämlich ein schlechter Ratgeber. Als Christen wissen wir uns getragen, gemeinsam getragen durch die Zeit, die Zeit Gottes.“ Für Haidinger ist das Ostergeschehen immer eingebettet in das Heute und Jetzt und ist keine fiktive Idee. Deshalb ermutigt er und meint: „Dafür stehen wir auf und dafür erheben wir die Stimme.“
Totgeglaubtes lebt
Woher kommt aber diese Zuversicht? „Weil ich immer wieder erleben und erfahren darf, wie schon tot Geglaubtes wieder lebendig wird, wie neue Hoffnung und Zusammenhalt über alle Grenzen und Unterschiede hinweg Resignation und Hoffnungslosigkeit vertreibt.“ Haidinger erinnert an das direkte Ostergeschehen der Auferstehung Jesu und schaut dabei gerade auf die ersten Frauen, die dem Auferstandenen begegnet sind: „Ratlos und voller Trauer gehen zwei Frauen, Maria Magdalena und die andere Maria, zum Grab, um ihrem Schmerz und ihrer Trauer freien Lauf zu lassen. Und genau in diese tiefe innere Erschütterung hinein ruft ihnen ein Engel zu: Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden.“ Haidinger sieht darin den Auftrag für Christinnen und Christen heute: „Wir dürfen und müssen hingehen zu unseren Schwestern und Brüdern und ihnen sagen, sie sollen sich nicht fürchten. Durch unser Dasein, durch unser Begleiten, durch unser Helfen ohne Unterschied sollen sie erfahren, dass Jesus lebt. Genau wir sind Träger dieser Hoffnung und Künder dieser Botschaft. Jesus ist mit uns in allen Dunkelheiten und Beschwernissen des Lebens.“
Das Gespräch in der Straßenbahn
„Da hat er sich also aus der Party verabschiedet, und dann ist er wieder zurückgekommen.“ Sr. Beatrix Mayrhofer nimmt ein in der Straßenbahn gehörtes Gespräch zum Anlass, die Interpretationen von Ostern zugänglich zu machen. Sie hat mitgehört, wie ein junger Mann mit diesen Worten einem Kollegen seine Interpretation der Ereignisse von Ostern erklärt hat. Er wollte zuerst den Freund zur Party am Karfreitag einladen. Aber der andere zögerte, denn der Karfreitag ist für evangelische Christen der höchste Feiertag. Der Nachbar wundert sich, der Freund klärt ihn auf: „Ja, für evangelische Christen ist der Karfreitag der höchste Feiertag des Jahres, für Katholiken der Ostersonntag.“ Das hat der Sitznachbar bedauert, denn gerade an diesem Freitag (Karfreitag) hätten er und seine Freunde immer eine besondere Party gemacht, hätten sich richtig zugeschüttet zum Anfang einer Reihe von freien Tagen. Aber er versteht und bemerkt dann staunend und spöttisch zugleich an: „Ihr feiert, wenn er sich aus der Party verabschiedet, und die anderen, wenn er in die Party zurückkommt“.
Es wird eine göttlich berauschende Party sein
Mayrhofer in Anbetracht dieser Beobachtung und der gehörten Interpretationen: „Es klingt schon sehr verwegen, wenn jemand die den Christen so heiligen drei Tage als Party bezeichnet und sie auch mit Alkohol und Ausgelassenheit feiert.“ Aber: „Seit ich das Gespräch – unfreiwillig, aber doch sehr interessiert – mitgehört habe, suche ich nach der inneren Spur. Party, das ist doch das Wort, das aus dem Englischen in die deutsche Sprache herübergewandert ist. Seine Wurzel aber ist in der lateinischen Sprache: Da verbirgt sich das Wort „pars“, der Teil. Und es geht diesen Menschen im Tiefsten um das Teilen. Menschen machen Party – sie teilen das Leben, wenn auch mit sehr fragwürdigen Methoden.“ Und Mayrhofer blickt mit dieser Erfahrung in der Straßenbahn auf Ostern: „Einer hat auch geteilt – in sehr radikaler Weise hat der das Leben mit uns geteilt, nicht nur das Leben, sondern auch den Tod. Zugeschüttet von menschlicher Verachtung hat er den Kelch des Leidens getrunken und ist hinüber gegangen in das Dunkel des Todes. Aber er ist auferweckt worden, ist wieder gekommen, um mit uns den Sieg zu feiern und das unzerstörbare Leben zu teilen. Es wird ein Fest sein, ein Fest ohne Ende, eine göttlich berauschende Party. Das Leben besiegt den Tod.“
Sr. Beatrix Mayrhofer (Präsidentin der Frauenorden Österreichs) und Abt Christian Haidinger (Vorsitzender der österreichischen Männerorden). © Ordensgemeinschaften Österreich
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