Freitag 29. März 2024

Feierliche Altarweihe im Linzer Mariendom nach Innenraum-Neugestaltung

Am 8. Dezember 2017, seinem Patrozinium,  wurde der Linzer Mariendom nach einer mehrmonatigen Innenraum-Neugestaltung feierlich wiedereröffnet. Bei einem Festgottesdienst mit etwa 1.000 Gläubigen weihte Bischof Manfred Scheuer den neuen Altar.

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Neuer Raum im Neuen Dom

Festliche Altarweihe mit zahlreichen Ehrengästen

Segnung von Kathedra und Priestersitz und Ambo

Feierliche Weihe des neuen Altars

Zahlen und Fakten zum Umbau

 

Bilder

Segnung der liturgischen Orte und der Wortgottesfeier

Altarweihe

Eucharistiefeier, der Kommunion und dem Auszug

 

Neuer Raum im Neuen Dom

 

Am 16. Juni 2017 hatten die Umbauarbeiten begonnen, ein gutes halbes Jahr später ist der „neue Raum im Neuen Dom“ fertiggestellt – der Linzer Mariendom, Österreichs größte Kirche, fasziniert nun noch mehr als bisher durch einen neuen Raumeindruck und große Weite. Herzstück der Umgestaltung ist die erhöhte Altarinsel in der Vierung des Doms, auf der sich Altar, Ambo, Bischofssitz (Kathedra) und Priestersitz befinden. Alle vier Orte sind aus Jura-Kalkstein gefertigt, der in den Farben des Doms gehalten ist und aus der Nähe von Eichstätt (Bayern) stammt.

 

Die Verortung von Altar, Ambo, Kathedra und Priestersitz im Kreuzungsbereich von vielbegangenen Wegen des städtischen Umfelds weist darauf hin, dass die Welt „draußen“ auf das liturgische Geschehen einströmt und dass dieses sich umgekehrt auf den umgebenden Stadtraum auswirkt. Daher wurde die zentrale Zone zwischen Gemeindebänken, Leitungssitzen, Ambo und Altar so gestaltet, dass sie für BesucherInnen, TouristInnen und PassantInnen außerhalb der Gottesdienstzeiten begehbar ist: Das mittlere Drittel der Altarinsel kann in gottesdienstfreien Zeiten abgesenkt werden und ermöglicht es DombesucherInnen, „mitten im Dom“ zu stehen. Eine Ahnung jenes Mysteriums, das die christliche Gemeinde hier feiert, soll auch tagsüber wahrnehmbar bleiben – für die Gläubigen, die zum stillen Gebet kommen, aber auch für Menschen, die selbst keine Erfahrung mit Religion und Liturgie mitbringen.

 

Die Bankreihen sind auf drei Seiten um den Altar (nach hinten und im Querschiff) angeordnet. Nach dem sogenannten Communio-Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils ist die gesamte Feiergemeinde Trägerin der Liturgie. Ziel der Neugestaltung war daher, den TeilnehmerInnen der Gottesdienste den aktiven und möglichst nahen Mitvollzug der liturgischen Feiern zu ermöglichen. Das Ergebnis ist eine Altarraumgestaltung, bei der sich die gesamte Feiergemeinde sichtbar um den Altar und den Ort der Verkündigung des Wortes Gottes (Ambo) versammelt. Die Gemeindebänke wurden erhalten, optisch angepasst und in drei gleich großen Bankblöcken im Hauptschiff bzw. im Querschiff verortet. Die Mitfeiernden sitzen bzw. stehen in einem Halbkreis um den Altar. Durch die Communio-Raumgestaltung in der Vierung halbiert sich der Abstand von der letzten Bankreihe zum neuen Altar bei gleicher Sitzplatzanzahl um die Hälfte.

 

Ein neues Beleuchtungskonzept fördert die Wahrnehmung des Zusammenspiels von Altar, Ambo, Kathedra (Bischofssitz) und Priestersitz. Ebenso wurde die Lautsprecheranlage erneuert. Die Bestuhlung im Bereich hinter Kathedra und Priestersitz bietet Platz für mehr als 50 Priester, Diakone und weitere liturgische Dienste. Dahinter finden Chor und Orchester als wesentlicher Teil der Feiergemeinde eine optimale Aufstellung, wodurch auch die akustischen Verhältnisse im Mariendom deutlich verbessert wurden.

 

Die Positionierung der Altarinsel in der Längsachse unterstützt die optische Hinführung zum historischen Hochaltar und ermöglicht einen freien Blick auf den Hochaltar mit dem lebensgroßen Kruzifix und der Marienstatue sowie auf die Mosaike am Fuß des Altars, die gereinigt wurden und nun wunderschön zur Geltung kommen. Durch die (Rück-)Versetzung des restaurierten historischen Chorgestühls an seinen ursprünglichen Ort (vor dem Presbyterium) ist ein offener Raum entstanden, der für die Feier der Tagzeitenliturgie (Stundengebet) sowie für unterschiedliche Feiern und Andachtsformen zur Verfügung steht.

 

Auch das Pflaster wurde neu verlegt und die Pflüger-Orgel (Chororgel) gereinigt, versetzt und neu intoniert. Die historische Kanzel wurde an ihren an den ursprünglichen Ort zurückversetzt. Eingebaut wurde auch eine ökologische und kostensparende Infrarot-Heizung, die den derzeitigen Stromverbrauch deutlich reduzieren wird.

 

Die neue Altarinsel im Mariendom von oben
Neuer Raum im Neuen Dom

© Diözese Linz / Raffael Portugal

 

 

Festliche Altarweihe mit zahlreichen Ehrengästen

 

Bereits am Abend des 7. Dezember waren in einer feierlichen Vesper (Abendgebet) mit Lichtfeier die Pflügerorgel (Chororgel) nach ihrer Reinigung, Versetzung und Neuintonierung geweiht und das Chorgestühl im Bereich vor dem Hochaltar gesegnet worden. Am 8. Dezember 2017, dem Patrozinium des Maria-Empfängnis-Doms, der der „ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ geweiht ist, wurden in einem Festgottesdienst um 10 Uhr der neue Altar von Bischof Manfred Scheuer geweiht sowie Ambo, Kathedra und Priestersitz gesegnet.

 

Mit Bischof Manfred Scheuer feierten der emeritierte Linzer Bischof Dr. Maximilian Aichern OSB (Bischof em. Ludwig Schwarz SDB musste aus gesundheitlichen Grüßen kurzfristig absagen), Generalvikar DDr. Severin Lederhilger OPraem, die Bischofsvikare Mag. Maximilian Mittendorfer, Dr. Johann Hintermaier und Wilhelm Vieböck, die Mitglieder des Linzer Domkapitels, Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser sowie die Diakone Anton Birngruber und Peter Schwarzenbacher. Zum Festgottesdienst gekommen waren auch diözesane AmtsleiterInnen, Priester, Diakone, SeelsorgerInnen und Seminaristen aus der Diözese, Obere und VertreterInnen der oö. Frauenorden bzw. Männerorden, Mitglieder des Malteser Ritterordens, des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und des Deutschen Ordens. Der Orden der Kreuzschwestern hatte die Gemeinde der Dompfarre während der Umbauarbeiten im Dom mit großer Gastfreundschaft aufgenommen. Auch VertreterInnen der Ökumene waren unter den Mitfeiernden, u. a. der Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich Dr. Gerold Lehner und der Superintendent a. D. der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich Dr. Lothar Pöll.

 

Auch aus anderen österreichischen Diözesen und Partnerdiözesen im Ausland waren Gäste gekommen: der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Dr. Peter Stephan Zurbriggen, aus der Partnerdiözese Budweis Bischof Dr. Vlastimil Kročil, der Passauer Dompropst Dr. Michael Bär, der Wiener Domdekan Dr. Rudolf Prokschi und der Salzburger Domkapitular Dr. Hans-Walter Vavrovsky.

 

Weiters unter den Gästen: Architekt Wilfried Kuehn und Thomas Güthler vom Berliner Architekturbüro KUEHN MALVEZZI und der Wiener Künstler Prof. Heimo Zobernig, deren Entwurf beim Wettbewerb im Vorfeld des Umbaus als Siegerprojekt hervorgegangen war und umgesetzt wurde. Ebenfalls gekommen waren Domhüttenmeister und Steinmetzmeister Gerhard Fraundorfer, Dombaumeister Architekt DI Wolfgang Schaffer, Dommeister Mag. Clemens Pichler, Mitglieder des Domvereins und der Bischof Rudigier Stiftung, VertreterInnen der am Umbau beteiligten Firmen sowie zahlreiche ehrenamtliche HelferInnen aus der Dompfarre.

 

Auch Ehrengäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft feierten den Gottesdienst mit, so u. a. Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer und Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Ratzenböck, Landeshauptmann-Stv. a. D. Franz Hiesl, der Erste Präsident des Oö. Landtages KommR Mag. Viktor Sigl in Vertretung von Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, der Zweite Präsident des Oö. Landtages DI Dr. Adalbert Cramer, Vizebürgermeister Mag. Bernhard Baier und Stadträtin Regina Fechter in Vertretung von Bürgermeister Mag. Klaus Luger. Unter den Gästen waren auch der Rektor der Johannes Kepler Universität Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas und der Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber.

 

Die Linzer Dommusik musizierte unter der Leitung von Domkapellmeister Mag. Josef Habringer. Es erklangen Teile aus der Messe in G von Franz Schubert, Bruckners „Locus iste“, Mozarts „Ave verum corpus“ und Gesänge aus dem Gesangbuch „Gotteslob“. Die Rudigierorgel spielte Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber, die Chor-Orgel Heinrich Reknagel.

 

Einzug beim Festgottesdienst zur Altarweihe
Einzug beim Festgottesdienst zur Altarweihe
Etwa 1.000 Gläubige feierten den Festgottesdienst zur Altarweihe mit
Altarweihe im Linzer Mariendom
Etwa 1.000 Gläubige feierten den Festgottesdienst zur Altarweihe mit
Nuntius Erzbischof Dr. Peter Stephan Zurbriggen
Ehrengäste
MusikerInnen der Dommusik unter der Leitung von Josef Habringer

© Diözese Linz / Appenzeller | © Diözese Linz / Wakolbinger

 

 

Segnung von Kathedra und Priestersitz und Ambo

 

Nach der Begrüßung durch Bischofsvikar und Domdechant Maximilian Mittendorfer, dem Eröffnungslied und der Eröffnung des Festgottesdienstes durch Bischof Manfred Scheuer sprach Dompropst Wilhelm Vieböck das Segensgebet über Kathedra und Priestersitz: „Gieße nun deinen Segen aus über diese neu errichteten Orte. Gewähre unserem Bischof an dieser Kathedra und unseren Priestern an diesem Sitz, dass sie im Geist der Einheit der Gemeinde vorstehen und das Wort freudig verkünden. Stehe ihnen bei, ihren Dienst so zu vollziehen, dass sie mit den ihnen anvertrauten Brüdern und Schwestern vor den Thron deiner Herrlichkeit gelangen, der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit.“ Danach nahmen Bischof Manfred Scheuer und Dompfarrer Maximilian Strasser dort ihren Platz ein.

Es folgte die Erneuerung des Taufversprechens, das die Gläubigen an ihre Würde und Berufung durch die Taufe erinnert, und die Besprengung der Gläubigem mit gesegnetem Wasser.


Vor der ersten Lesung segnete Bischof Manfred Scheuer den Ambo, den „Tisch des Wortes“ – jenen Ort, an dem das Wort Gottes aus der Heiligen Schrift in Lesung bzw. Evangelium verkündet wird. Bischof Scheuer sprach den Lobpreis über den Ambo und betete: „Für immer sei er der Tisch des Herrn, an dem dein Volk gestärkt und unterwiesen wird in der Kraft deines Wortes. Nie lass es leer zu dir zurückkehren, vielmehr erfülle uns mit Erkenntnis und Weisheit, die Welt zu gestalten nach deinem Willen.“ Danach besprengte der Bischof den Ambo mit Weihwasser.

 

Bischofsvikar Wilhelm Vieböck segnet Kathedra und Priestersitz
Der Bischof nimmt auf der neuen Kathedra Platz.
Bischof Manfred Scheuer segnet den Ambo.

© Diözese Linz / Wakolbinger

 

 

„Neugestaltung ist starkes Zeichen dafür, dass die Kirche kein Museum ist, sondern Gegenwart und Zukunft hat“

 

Nach dem Evangelium, das die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel schilderte, betonte Bischof Scheuer in seiner Festpredigt, Gott sei auf der Suche nach dem Menschen, deshalb habe er Maria von Anfang an erwählt. „Wir feiern heute das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria – Immaculata Conceptio. Das lateinische Wort ‚conceptio‘ verweist auf das Konzept, auf den Plan: In Maria wurde das ursprüngliche Konzept Gottes vom Menschen verwirklicht. Maria ist ohne Erbsünde empfangen, das heißt, die negativen Prägungen durch andere, die Ansteckungskraft der Sünde haben bei ihr nicht gegriffen. Sie stand im Kraftfeld der Gnade“, so Scheuer zum Patrozinium des Mariendoms, das am 8. Dezember gefeiert wird.

 

Gott frage jede/n Einzelnen: ‚Mensch, wo bist du?‘ Die Frage gelte aber auch der Kirche von Linz, betonte der Bischof. Der Weg der Kirche sei der Mensch, zitierte Scheuer Papst Johannes Paul II. Damit sei der Platz der Kirche „auf den Straßen und Wegkreuzungen, zwischen Dienstleistungen und Industrie, in den Kirchen und Kapellen, auf den Wallfahrten und Besinnungswegen, bei den Krippen und bei Asylwerbern und Flüchtlingen, in der Schönheit der Liturgie, der Kunst und der Natur, zwischen Brauchtum, Tradition und stillem Exodus, zwischen Heimat und Weltkirche“, wie Scheuer formulierte. Die Kirche von Linz müsse sich auch fragen lassen: ‚Wo bist du nicht (mehr)? Wer hat keinen Ort (mehr) in der Kirche? Welche Milieus erreichst du schon lange nicht mehr? Wer hat sich entfernt, wer ist zu kurz gekommen oder wird nicht wahrgenommen?‘ Die Kirchengestalt der vergangenen Jahrhunderte sei teilweise in Auflösung begriffen, auch was die Architektur und die Gebäude betreffe. Scheuer wörtlich: „Man kann darauf depressiv mit einer Fixierung auf eine heile Vergangenheit reagieren. Von der Architektur würde das heißen, dass wir die Kirchen, den Dom auf die Gestalt des 19. Jahrhunderts zurückführen. Ist es nicht aber auch möglich, diese gegenwärtige Situation anders zu deuten und zu leben? Die Krise bietet auch die Chance zum Exodus, zum Aufbruch. Es stellt sich die Frage, ob wir in der Kirche von Linz Probleme haben, um unsere Krisen kreisen, auf das Negative fixiert sind, oder ob wir eine Frohe Botschaft haben. Mit der Neugestaltung des Domes wollen wir ein starkes Zeichen dafür setzen, dass die Kirche kein Museum ist, sondern Gegenwart und Zukunft hat.“

 

Gott suche die Menschen nicht nur als Einzelpersonen, sondern als Gemeinschaft, stellte Scheuer klar. „Die Gemeinschaft der Getauften bildet eine Gemeinschaft, in der Ämter, Dienste und Aufgaben sichtbar werden. Das soll der Raum darstellen. Die Mitte ist Jesus Christus selbst. Er ist der Einladende, der Gastgeber, der Träger der Liturgie. Der communio-Raum, der Gemeinschaftsraum der Gemeinde, macht deutlich, dass die Gemeinde Trägerin der Liturgie im Sinne des Mittuns, des Mitliebens ist“, so der Linzer Diözesanbischof.

 

Bezugnehmend auf den gesegneten Ambo („Tisch des Wortes“) und den geweihten Altar („Tisch des Brotes“) betonte Scheuer, dass Brot und Wort grundlegende Lebens-Mittel seien: „Wenn wir das Wort Gottes ins Herz gelegt bekommen, dann wird in uns die Beziehung gestaltet, die Gott uns Menschen schenkt. In der Eucharistie versammelt Gott an den einen Tisch, um in seiner Liebe, in seiner Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit Menschen zusammenzuführen und Gemeinschaft zu prägen und zu stärken. Das ist auch das Geheimnis der Eucharistie: Gott gibt seinen Sohn in die Welt, der den Menschen zur Speise wird. Jesus Christus ist lebendiges Brot – er ist die Beziehungsgabe und Beziehungskraft Gottes, die uns begleitet, so wie wir die tägliche Nahrung brauchen, um (über)leben zu können.“

 

Der Mariendom solle aber auch ein Erfahrungsort sein für „Menschen, die unseren Glauben und unser Vertrauen in Christus Jesus nicht teilen oder nicht teilen können“, so Scheuer weiter. Die ästhetische Kraft des Raumes fördere möglicherweise eine Ergriffenheit, die den Menschen mit sich selbst konfrontiere, sodass er sich die eigentlichen Fragen des Lebens stelle: ‚Wer bin ich, wozu lebe ich, was ist das Ziel meines Lebens?‘ Scheuer: „Ein besonderer Raum erfüllt diese Aufgabe und lässt ruhig werden und möglicherweise auch Ruhe finden. Das soll dieses Haus sein: ein Ort der Ruhe, ein Schonraum, ein Ort, an dem Menschen ihr Leben neu ausrichten können.“

 

Neben der Sammlung brauche es auch den Aufbruch hin zu den Menschen, betonte Scheuer. Priester, SeelsorgerInnen und auch Ehrenamtliche in der Kirche seien Pilger und Kundschafter zwischen den Lebenswelten, zwischen Jungen und Alten, zwischen den Kulturen. Diese beiden Aspekte – Sammlung und Aufbruch bzw. Sendung – setzte der Diözesanbischof am Ende seiner Predigt in Beziehung zum neu gestalteten Mariendom: „Dieses Gotteshaus vereint zwei Grundkonzepte: den Gemeinschaftsgedanken, der nun neu in den Raum eingeschrieben ist, und den Wegcharakter – wir sind als pilgerndes Gottesvolk unterwegs. Sammlung und Sendung gehören zusammen. Wenn wir hier feiern, werden wir auch gesendet, aufzubrechen auf die Straßen, hin zu den Menschen. In beidem sind wir begleitet von der Zusage Gottes: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Bischof Scheuer bei seiner Festpredigt

Bischof Scheuer bei seiner Festpredigt. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Mehr Bilder von der Segnung der liturgischen Orte und der Wortgottesfeier

 

Feierliche Weihe des neuen Altars

 

Der Altar, der „Tisch des Brotes“, ist Zentrum und Herzstück jeder Kirche. Am Altar feiert der Priester mit der Gemeinde die Eucharistie – nach katholischem Verständnis werden Brot und Wein in Leib und Blut Christi gewandelt. Am Altar wird also die Gedächtnisfeier begangen, die Jesus selbst seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl aufgetragen hat („Tut dies zu meinem Gedächtnis“). Jede Eucharistiefeier ist ein österliches Mahl; der Altar wird als Sinnbild für Christus betrachtet.

 

Der neue Altar im Linzer Mariendom ist ein knapp 7 Tonnen schwerer Steinquader (160 x 160 x 100 cm) aus Jura-Kalkstein – genauer: Solnhofner Plattenkalk aus dem Altmühljura der Fränkischen Alb –, der aus einem Steinbruch in der Nähe von Eichstätt (Bayern) stammt und ein Alter von 150 Millionen Jahren aufweist. Im Projektentwurf von KUEHN MALVEZZI und Zobernig war vorgesehen, dass bei der Neugestaltung jene Materialien aufgegriffen werden, die bereits im Dom vorhanden sind, also Jurastein, Bronze und Eichenholz. Deshalb war klar, dass für Altar, Ambo, Kathedra und Priestersitz Jurastein verwendet wird. Auch Ambo, Kathedra und Priestersitz wurden aus der gleichen Gesteinsschicht entnommen wie der Altar. Aufgrund seines Alters ist der Altartisch ein Zeichen der Überzeitlichkeit. Er verweist auf Gott, der von sich sagt: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.“ (Vgl. Offb 21,1–8)

 

Nach der Litanei mit Fürbitten wurden unter dem neuen Altar von Bischof Manfred Scheuer die Reliquien des seligen Engelmar Unzeitig und des seligen Josef Mayr-Nusser bestattet. Der Bischof leitete die Beisetzung der Reliquien mit folgenden Worten ein: „In der Feier der Eucharistie wissen wir uns in Christus verbunden mit allen Glaubenden, den lebenden und den verstorbenen. In besonderer Weise sind die Heiligen und Seligen Zeugen dieser Verbundenheit. Darum setzen wir nun die Reliquien des Seligen P. Engelmar Unzeitig und des Seligen Josef Mayr-Nusser unter diesem Altar bei.“ Danach wurde das Reliquiengrab von Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer verschlossen.
Im frühen Christentum wurden Kirchen und Altäre häufig über Gräbern von Märtyrern errichtet. Da dies nicht bei jeder Kirche möglich war, entstand der Brauch, in die Altäre Reliquien von Heiligen einzulassen. Der oö. Märtyrer Franz Jägerstätter hat vor 10 Jahren anlässlich seiner Seligsprechung bereits einen Gedenkort beim Märtyreraltar des Mariendoms erhalten. Engelmar Unzeitig und Josef Mayr-Nusser stehen für alle Märtyrerinnen und Märtyrer Österreichs und besonders für die GlaubenszeugInnen der totalitären und menschenverachtenden Systeme des 20. Jahrhunderts und der gegenwärtigen Zeit. Sowohl der Mariannhiller Missionar P. Engelmar Unzeitig (*1911, †1945, seliggesprochen 2016) als auch der Familienvater Josef Mayr-Nusser (*1910, †1945, seliggesprochen 2017) starben in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes wegen ihrer gelebten Treue zum Evangelium.

 

Bischof Scheuer bringt die Reliquien in den Altar ein.
Die Reliquien von P. Engelmar Unzeitig und Josef Mayr-Nusser wurden in den Altar eingebracht.
Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer verschließt das Reliquiengrab.
Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer verschließt das Reliquiengrab.
Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer verschließt das Reliquiengrab.

© Diözese Linz / Wakolbinger | © Diözese Linz / Appenzeller

 

Danach besprengte der Diözesanbischof den Altar mit Weihwasser, das an die Taufe erinnert. An diesem Altar werden die Gläubigen gestärkt und im Glauben genährt. Hierauf salbte Bischof Scheuer die Mensa (Tischplatte) des Altars mit Chrisamöl; durch die Salbung wird der Altar zum sichtbaren Zeichen für das Geheimnis Christi und seiner Kirche („Christus“ bedeutet „der Gesalbte“). Auch hier wird der Bezug zur Taufe sichtbar: Täuflinge werden mit Chrisam gesalbt, als Zeichen für die Zugehörigkeit zu Christus und die damit verbundene „Königs-Würde“. An den Stellen der fünf eingemeißelten Altarkreuze, die für die Wundmale Christi und sein Leiden am Kreuz stehen, verbrannte Bischof Scheuer Weihrauch auf dem Altar. Die Weihrauchkörner, die auf glühende Kohlen gelegt wurden, erinnern an die Lebenshingabe Jesu und bringen gleichzeitig die Bitte der Gläubigen um die Verwandlung des Herzens zu Gott.
Danach sprach Bischof Scheuer das Weihegebet, das an die Bedeutung der Altäre in der biblischen Geschichte erinnert und den neu errichteten Altar als Quelle der Liebe und des Segens preist. Der Bischof betete: „Darum bitten wir dich, Herr, unser Gott: Gieße vom Himmel her deinen Segen aus über diesen Altar, der errichtet ist in deinem Hause. Für immer sei er die Stätte des Opfers Christi, für immer der Tisch des Herrn, an dem dein Volk gestärkt wird im heiligen Mahle. Dieser Altar sei uns ein Bild des Herrn Jesus Christus, aus dessen geöffneter Seite im Wasser und im Blut die Sakramente der Kirche hervorgehen. Dieser Altar sei die festliche Tafel, um die sich die Tischgenossen Christi freudig versammeln. Mögen sie hier ihre Sorgen auf dich werfen und neue Kraft schöpfen für den Weg, auf dem du sie führen willst. Dieser Altar sei ein Ort vertrauten Umgangs mit dir und eine Stätte des Friedens. Alle, die hier den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen, mögen mit seinem Geiste erfüllt werden und ständig wachsen in deiner Liebe. Dieser Altar sei Quelle der Einheit für die Kirche und der Eintracht für diese Gemeinde. Jeder erfahre hier Gemeinschaft im Glauben und öffne sich dem Geist gegenseitiger Liebe. Dieser Altar sei die Mitte unseres Lobens und Dankens, bis wir nach dieser Zeit die Freude der ewigen Heimat erlangen. Dort weihen wir dir ohne Ende das Opfer des Lobes auf dem lebendigen Altar, unserem Hohenpriester Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.“

 

Schließlich wurden das Altartuch aufgelegt und die Lichter am Altar entzündet. Danach wurden Ambo und Altar hell beleuchtet.

 

Die Altartücher werden aufgelegt.

© Diözese Linz /Walkolbinger

 

Mehr Bilder von der Altarweihe

 

Nach der Altarweihe folgte die Eucharistiefeier. Die Kommunion empfingen die Gläubigen erstmals an der Stufe der neuen Altarinsel.

 

 

Am Ende des Festgottesdienstes dankte Bischofsvikar und Dompropst Wilhelm Vieböck allen am Umbau Beteiligten: „Ich danke jenen, die die Neuerung angestoßen und begleitet haben, besonders dem Architekturbüro KUEHN MALVEZZI und dem Künstler Prof. Heimo Zobernig, den Mitarbeitern der Domhütte und den ausführenden Firmen, die sich alle sehr mit ihrer Aufgabe hier im Dom identifiziert haben. Ich danke den vielen freiwilligen HelferInnen und jenen, die den Umbau durch finanzielle Mittel unterstützt haben, sei es durch Spenden, durch Mittel der öffentlichen Hand oder durch Mittel aus dem Kirchenbeitrag. Gedankt sei auch allen, die zur Gestaltung des Festgottesdienstes beigetragen haben, sei es liturgisch oder musikalisch.“

 

Nach dem bischöflichen Segen und dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“ klang der Gottesdienst mit einer festlichen Orgelimprovisation von Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel aus. Anschließend waren alle Mitfeiernden zu einer Agape und zum Beisammensein auf dem Linzer Domplatz eingeladen.

 

Bilder von der Eucharistiefeier, der Kommunion und dem Auszug

© Diözese Linz / Wakolbinger / Appenzeller

 

Verbundenheit mit Christen im Irak

 

 

Die Kollekte (Kirchensammlung) zur Gabenbereitung kam dem Wiederaufbau der Immaculata-Kirche in Qaraqosh (Irak) zugute, die von IS-Terroristen zerstört worden war. Die Diözese Linz möchte dazu beitragen, dass die christlichen Gemeinschaften in der Ninive-Ebene und im ganzen Irak wieder Heimat und Geborgenheit in ihren Gotteshäusern finden können. Im Februar 2017 hatte Bischof Manfred Scheuer mit einer Delegation der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak einen Solidaritätsbesuch abgestattet – und dabei Zerstörung, aber auch Zeichen der Hoffnung erlebt. Ein solches Zeichen der Hoffnung soll auch der Wiederaufbau der Kirche in Qaraqosh sein.

 

 

Festprogramm am Nachmittag

 

Zum Festtag gehörte nach dem festlichen Gottesdienst auch ein nachmittägliches Festprogramm. Ab 15 Uhr gaben der Linzer Domchor, das Vokalensemble, das Orchester und Solisten der Dommusik, das Collegium Vocale Linz, ein Ensemble für Gregorianik (Leitung: Andreas Peterl) und das Vokalensemble b.choired (Leitung: Hans Baumgartner) unter der Gesamtleitung von Josef Habringer ein Festkonzert, bei dem die neue Akustik durch die Neuverortung präsentiert wurde. Auch Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Heinrich Reknagel musizierten an der renovierten Pflüger-Orgel (Chororgel) und der Rudigierorgel.

 

Außerdem bestand die Möglichkeit, den neu gestalteten Innenraum persönlich zu erkunden: im Rahmen von Führungen oder bei Instrumentalmusik und Lesungen aus der Bibel. Beim Adventmarkt der Linzer Dompfarre, der auch am 9. und 10. Dezember noch geöffnet ist, konnten sich die BesucherInnen stärken und Selbstgemachtes für Leib und Seele erstehen. Der Erlös ist ein Beitrag zur Umgestaltung des Linzer Mariendoms.

 

 

Zahlen und Fakten zum Umbau

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