Donnerstag 25. April 2024

Die Katholische Jungschar Österreichs feierte in Linz ihr 70-jähriges Bestehen

70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs

Am 25. Oktober 2017 beging die Kinderorganisation der Katholischen Kirche Österreichs ihren 70. Geburtstag mit einer bundesweiten Feier. Etwa 150 Festgäste kamen ins Linzer Priesterseminar in Linz zu einem Festgottesdienst mit anschließendem Abendprogramm.  

Am Mittwoch, 25. Oktober 2017 lud die Katholische Jungschar Österreichs zu ihrer bundesweiten Geburtstagsfeier in das Priesterseminar in Linz, den Ort, an dem sie 2014 auch die letzte Kindergroßveranstaltung Kaleidio für etwa 1.300 Kinder ausrichtete. Zu Beginn der Feier stand eine Heilige Messe, die Kinder- und Jugendbischof Stephan Turnovszky gemeinsam mit Weihbischof Hansjörg Hofer zelebrierte.

 

Kinder- und Jugendbischof Turnovszky betonte die wichtige Rolle der Katholischen Jungschar Österreichs in den vergangenen 70 Jahren und erzählte, wie prägend die Zeit als Jungscharkind für ihn persönlich war.

 

 

Seit 70 Jahren stehen die Kinder in der Mitte

 

Der Rückblick in die bewegte Geschichte der Organisation kam bei der Feier nicht zu kurz. Während der anschließenden Agape konnten sich die etwa 150 Festgäste in fröhlich, feierlicher Stimmung im Rahmen der Wanderausstellung „70 Jahre Jungschar“ ein Bild davon machen, dass sich in 70 Jahren zwar vieles verändert hat, die zentrale Eckpfeiler all die Jahre hindurch aber bestehen blieben: das Aufgehoben-Sein der Kinder in einer christlichen Gemeinschaft und die unerschütterliche Haltung, die Kinder in die Mitte zu stellen.

Noch heute gilt: “Die Kinder sollen nicht nach einem vorfabrizierten Ideal geformt werden. Das Aufgreifen möglichst breit gestreuter Interessen in einer dem jeweiligen Alter angepassten Art soll die Möglichkeit geben, dass verschiedenste Kinder in der Jungschar etwas finden, was sie fesselt, ihre Begabungen fördert, was sie zu frohen und zufriedenen Menschen macht, die mit ihrem Leben und ihrer Freizeit etwas anzufangen wissen,“ rief Festredner Christoph Riedl-Daser, in den 1990er-Jahren Bundesgeschäftsführer der Katholischen Jungschar Österreichs und davor Büroleiter der Jungschar in der Diözese St. Pölten, die Worte von Willy Lussnig, Mitbegründerin der Katholischen Jungschar, in Erinnerung.

 

So gelang es, dass „die Jungschar rückblickend betrachtet einen wichtigen Beitrag zu einem neuen pädagogischen Verständnis in Kirche und Gesellschaft geleistet hat. Ein geschützter Raum, in dem – ganz nach Willy Lussnigg – Kinder zu frohen und zufriedenen Menschen heranwachsen können,” führt Christoph Riedl-Daser weiter aus.

 

Bundesgeschäftsführerin und Festrednerin Sigrid Kickingereder beschreibt, dass dieses pädagogische Verständnis der Gründungszeit auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit in der Jungschar hat: “Diese Pädagogik ist zu einer ganz speziellen Bildungsmethode geworden. In den letzten 70 Jahren wurde viel erreicht: Koedukativ geführte Gruppen, es wird auf Kooperation anstelle von Konkurrenz gesetzt, der Nikolaus besucht viele Familien im Sinne einer Pädagogik ohne Angstmache ohne Bart und Krampus, den Kindern wird Solidarität mit Menschen im globalen Süden nähergebracht uvm.. Diese Anstrengungen, Gesellschaft für Kinder zu verändern, hat die Jungschar mitgeprägt und sie sieht es neben dem Angebot einer guten Ausbildung für Gruppenleiter/innen weiterhin als ihren ureigenen Auftrag.”

 

Diesem pädagogischen Verständnis innerhalb der Jungschar fügt Bundesvorsitzende und Festrednerin Christina Pfister die Bedeutung des Freiraums und der Offenheit in der Jungschar hinzu: “Einen freien Raum für Kinder und auch Gruppenleiter/innen zur Verfügung zu haben ist heute nicht selbstverständlich. Jungschar ist Freiraum für persönliches Engagement, Partizipation und Mitarbeit. Kinder benötigen keine speziellen Fähigkeiten, um in der Gemeinschaft der Jungschar ihren Platz zu finden. Kinder dürfen in der Jungschar einfach Kind sein. Egal welche Hautfarbe oder Herkunft die Kinder haben oder welcher Religion sie angehören, Jungschar fühlt sich für alle Kinder in Österreich zuständig.”

 

 

In der Mitte stehen Botschaft und Anwaltschaft

 

Christoph Riedl-Daser beginnt seinen Streifzug durch die Entwicklung der Pädagogik und des Politikverständnisses der Organisation damit, was Jungscharverantwortliche bereits 1955 festhielten: “Jungschar ist nicht Kinderbetreuung oder Kinderaufbewahrung, sondern Kinderbewegung!”

 

Vor allem in den 1970er-Jahren kommt es zu einer „Profilschärfung“ der Jungschar, die eine eigene „Jungschar-Pädagogik“ und ein kritisches Politikverständnis entwickelt: “Jungschar versteht sich also als kritische Stimme in Kirche und Gesellschaft. Ein Sprachrohr für Kinder, die in den politischen Debatten oft überhört wurden und – leider – noch immer werden. So wird etwa mit einer Kampagne gegen die in den 70er-Jahren noch durchaus übliche „gsunde Watschn“, ein heißes gesellschaftliches Problem thematisiert,” so Riedl-Daser weiter über den Werdegang der Kinderorganisation.

 

Als in den 1990er -Jahren hunderttausende Gläubige der Kirche ob der Streitereien und Polarisierungen innerhalb der Bischofskonferenz enttäuscht den Rücken zudrehten, konstatiert Riedl-Daser der Jungschar Standfestigkeit: “Sie hat österreichweit weiterhin dafür gesorgt, dass Tausende Burschen und Mädchen weiterhin positive Erlebnisse in der Kirche machen konnten. Die Jungscharführung hat ihre Verantwortung wahrgenommen und sich öffentlich positioniert – etwa im `Dialog für Österreich‘.“

 

Die Organisation kämpft seit den 1990er-Jahren bis heute mit Sparzwängen und Anpassungen von Diözesanstrukturen, in denen “eine von Ehrenamtlichen geleitete Kinderbewegung - wie es die Jungschar nun einmal ist - offenbar kein passender Platz gefunden wurde”, so Riedl-Daser. Und weiter: “Jungschar ist nun einmal Befehlsempfänger von kirchlichen Führungskräften. Viele Errungenschaften, von denen heute Abend auch die Rede ist, waren NUR möglich, weil junge Menschen ihren Auftrag als Christ und Christin wahrgenommen haben, in dem sie Verantwortung übernommen und mit einer klaren Haltung die Jungschar auf ihrem Weg durch die Zeit geführt haben. Jungschar ist nicht immer angepasst und bequem. Wer, wenn nicht die Jugend darf aufbegehren, laut sein und revoltieren. Auch und gerade in der Kirche. Und das passt dann eben nicht in eine - in den Köpfen mancher Kirchenumstrukturierer existierenden - Servicestellen-Mentalität.”

 

Daraufhin richtet Christoph Riedl-Daser seinen Appell explizit an die aktuellen Verantwortungsträger/innen in der Organisation: “39 mal steht in der Bibel ‘Fürchtet Euch nicht!.’ Ich appelliere an jene, die heute in der Jungschar tätig sind, egal ob ehren- oder hauptamtlich, ob auf Pfarr-, Diözesan- oder Bundesebene: Fürchtet Euch nicht! Seid mutig. Es braucht die Jungschar auch in den nächsten 70 Jahren als starke Stimme in der Gesellschaft.”

 

Diesen Appell greift Sigrid Kickingereder mit einem Beispiel aus der jüngsten Jungschargeschichte auf: “Die Kinderrechteaktion 2016 war eine Aktion, mit der wir uns aus der Komfortzone zugunsten von Schwächeren in der Gesellschaft hinausbewegt haben und jenseits der katholisch sozialisierten Familien wirkten. Dabei haben wir ein Boot in der Lugner City aufgebaut, das aus von Kindern gestalteten Holzplanken zusammengesetzt war, auf denen Kinder ihre Botschaften zum Thema Sterben auf der Flucht überbrachten. Wir haben mit sehr vielen Menschen gesprochen, die noch nie von Kinderrechten gehört haben.”

 

Als Bundesvorsitzende vor allem auch für die Sternsingeraktion zuständig, streicht Christina Pfister die große Bedeutung des Sternsingens und des Engagements für eine gerechte Welt der Jungschar und ihres Hilfswerks, der Dreikönigsaktion, hervor: “Nicht nur für Kinder in Österreich ist die Jungschar aktiv. Wie schon vor mehr als 60 Jahren, als die erste Sternsingeraktion durchgeführt wurde, so ist auch heute noch Solidarität mit Menschen, denen es nicht so gut geht, aus der Jungschar nicht wegzudenken. Im Mittelpunkt steht eine aus dem Glauben heraus getragene, anwaltschaftliche Arbeit mit dem Ziel, einen Beitrag zu einer gerechten Welt zu leisten. Die Professionalisierung im entwicklungspolitischen Bereich fordert Jungschar gesamt. Wir haben uns als Jungschar mit unserem Hilfswerk, der Dreikönigsaktion, eine einzigartige Position aufgebaut. Und gerade diese bringt uns auch immer wieder zum Nach- und Umdenken. Mit über 85.000 Kindern und 12.000 Begleitpersonen leisten wir Großartiges und diese Hilfe wollen wir nicht nur auf dem derzeitigen Level halten, sondern auch ausbauen.”

 

70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs
70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs
70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs
70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs
70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs

© Katholische Jungschar Österreichs

 

 

In der Mitte stehen Basisdemokratie und Ehrenamt

 

Auf eine große Stärke der Katholischen Jungschar bezieht sich Christoph Riedl-Daser mit folgenden Worten: “Pfarrleitungskreis, Dekanatsleitungskreis, Diözesanleitungskreis, Bundesleitungskreis. Jungschar war immer auch getragen von einem starken basisdemokratischen Selbstverständnis. Auch wenn dieser Anspruch nicht immer und auf allen Ebenen tatsächlich realisiert werden konnte: die Stärke der Jungschar war und ist ihre Mitbestimmungsmöglichkeit, ihr Netzwerk und die Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Ermöglicht, durch eine ehrenamtliche Leitung, unterstützt und ausgeführt von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.”

 

Auch Bundesgeschäftsführerin Sigrid Kickingereder streicht in ihrer Festrede den bedingungslos wichtigen Platz von ehrenamtlichem Engagement in der Katholischen Jungschar hervor: “Jungschar bietet Platz für echtes ehrenamtliches Engagement. Was ich damit meine, ist, dass sich das Engagement von Ehrenamtlichen nicht auf ein Helfen bei Veranstaltungen beschränkt. Nein, ehrenamtliche Arbeit in der Jungschar ist geprägt von Mitbestimmung und somit auch Übernahme von Verantwortung. Ich selbst durfte vor meiner Tätigkeit als Bundesgeschäftsführerin als erste Bundesvorsitzende die KJSÖ aktiv mitgestalten. Ich habe erlebt, dass meine Meinung wichtig war, wertgeschätzt wurde und zu Entscheidungen geführt hat. Dies und die Erkenntnis, ich kann etwas bewirken und verändern, haben mich motiviert viele Stunden in die Jungschar zu investieren und so haben es viele, die hier im Raum sitzen schon vor mir getan.”

 

Jungschar versteht sich seit 70 Jahren als Laienorganisation innerhalb der Katholischen Kirche. Dieser Grundzug der Kinderorganisation wird bis heute hochgehalten und verteidigt wird, unbestrittene Schwierigkeiten, die mit ehrenamtlicher Beteiligung und basisdemokratischen Entscheidungswegen verbunden sind, nimmt die Katholische Jungschar dafür bewusst in Kauf, wie Bundesvorsitzende und Festrednerin Christina Pfister festhält: “Jungschar ist manchmal träge und kompliziert. Das können wahrscheinlich sehr viele von euch bestätigen. Ja, wenn viele mitreden, dann dauert’s eben einfach etwas länger. Dafür wissen wir dann umso besser, was wir alles nicht wollen oder, dass wir nicht einer Meinung sind.”  Damit verweist sie auf die große Vielfalt an Meinungen und Tätigkeiten, die innerhalb der Organisation Platz haben: “Jungschar ist vielfältig im Hinblick auf unsere Mitglieder. Ob Menschen, die Sternsingen, Ministrieren oder eine Gruppen-, Pfarr- oder Lagerleitung übernehmen, sie alle sind Jungschar.”

 

 

Aus den Highlights der Feier

 

Zu den Highlights der Feier zählte neben den Festreden zweifelsohne die riesige Jungschartorte: Jungscharvertreter/innen aus allen Diözesen brachten jeweils Tortenstück, das in der Form den geographischen Grundriss der jeweiligen Diözese darstellte, und vor Ort zusammengesetzt wurde.

 

70 Jahre Katholische Jungschar Österreichs

© Katholische Jungschar Österreichs

 

Auch die Uraufführung des Sternsingerraps, mit der die Festgemeinde überrascht wurde, reiht sich unter den Highlights der Geburtstagsfeier ein.

 

Der Sternsingerrap online

 

Isabella Wieser | Katholische Jungschar Österreichs

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