Donnerstag 28. März 2024

„Posthumanistische Verlegenheit“

Univ.-Prof. Dr. Christian Spieß

Am 8. September 2017 werden im Linzer Brucknerhaus die Preise des Prix Ars Electronica überreicht. Die Goldene Nica in der Kategorie Hybrid Art wird an die Künstlerin Maja Smrekar für „K-9_topology“ überreicht. Univ.-Prof. Dr. Christian Spieß von der KU Linz hat dazu theologisch-ethische Überlegungen angestellt.

Aus den theologisch-ethischen Überlegungen von Univ.-Prof. Dr. Christian Spieß

 

Die Arbeit „K-9_topology“ hat die Jury als ein „poetisches Meisterwerk“ gewürdigt, das die „Herausforderungen der posthumanistischen Verlegenheit“ unserer Zeit vor Augen führt.

 

„K-9_topology ist ein wirkliches Hybrid-Kunstwerk mit einer tiefgründigen biopolitischen Botschaft,
die gewiss zu zahlreichen Publikumsdiskussionen sowohl auf künstlerischer als auch auf wissenschaftlicher Seite führen wird.“

(Begründung der Jury für die Preisverleihung, online auf den Internetseiten des Ars Electronica Centers)

 

 

Diese biopolitische Botschaft fordert – im Sinne des Statements der Jury – auch eine theologische Ethik, die sich seit jeher mit Fragen der Bedingungen des menschlichen Lebens und des normativen Status des Menschen befasst, zur Diskussion heraus. Um es von vornherein deutlich zu sagen: Es geht hier weder um eine Kritik des Kunstwerks als solches (für die die theologische Ethik nicht kompetent ist) noch um ein moralisches Urteil über das Kunstwerk (oder gar über die Künstlerin). Es geht nur um einige vom Kunstwerk und der Preisverleihung angeregte theologisch-ethische Überlegungen zu jener „posthumanistischen Verlegenheit“, von der die Jury spricht und die im Kunstwerk deutlich zum Ausdruck kommt.


Letztlich geht es um zwei Fragen, die auch in der (philosophischen) Anthropologie und in der Ethik heftig umstritten sind: Zum einen die Frage nach der Sonderstellung des Menschen (Speziezismus-Debatte), zum anderen um die Frage der Möglichkeit der Organisation von Gesellschaft und Politik nach „humanen“ Kriterien.

 

Die „K-9_topology“ stellt die Sonderstellung des Menschen und den modernen humanistischen Freiheitsoptimismus in Frage. Damit ist das Hybridkunstwerk auch ein Angriff gegen die menschliche Hybris. Die Vision von der Verbesserung des menschlichen Lebens durch biotechnologische Verfahren wird ad absurdum geführt mit einer Gegenthese: Nicht, indem wir den Menschen technologisch optimieren, verbessern wir die Welt, sondern indem wir ihn abschaffen oder verwandeln. Das ist eine bittere These, die aber anknüpfen kann an die Art und Weise, wie wir tagtäglich miteinander umgehen, wie gleichgültig gegenüber den Lebensbedingungen anderer wir unsere eigenen Interessen verfolgen, wie selbstverständlich vor allem im globalen Maßstab das Wohlergehen der einen dem Elend der anderen gegenübersteht. In dieser Hinsicht teilt auch eine theologische Ethik die „posthumanistische Verlegenheit“; sie wird aber an der Sonderstellung des Menschen und am Optimismus, dass der Mensch besser sein kann und dass die Welt besser werden kann, festhalten. Allerdings ist das die Aufgabe, an der wir ständig scheitern.

 

Das mit der Goldenen Nica 2017 ausgezeichnete Kunstwerk von Maja Smrekar stellt ein fundamentales Problem der Gegenwart in drastischer, vielleicht auch plakativer Art und Weise vor Augen. Es kann und muss uns Anlass zu Besorgnis, Nachdenklichkeit, Traurigkeit sein über unsere eigene „Humanität“. Denn ein Skandal ist es, dass wir es als Menschen nicht schaffen, die Erde für alle Menschen human zu gestalten.

 

Gesamttext von Univ.-Prof. Spieß zum Nachlesen

 

Univ.-Prof. Dr. Christian Spieß war von 2009 bis 2015 Professor für Anthropologie und Ethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) und ist seit 2015 Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz.

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