Dienstag 16. April 2024

Theologisch-praktische Quartalschrift: „Sakrale Räume heute“

 Ausgabe 2/2017 der Theologisch-praktischen Quartalschrift (ThPQ) behandelt das Thema „Sakrale Räume heute“ und befasst sich u. a. mit der Neugestaltung des Linzer Mariendoms.  Die ThPQ ist auch als eBook und ePDF erhältlich.

„Wie der Sinn in das Gebaute kommt“ – so lautet die Leitfrage in Silke Steets’ Architektursoziologie mit dem Titel „Der sinnhafte Aufbau  der  gebauten Welt“ (Berlin 2015). Steets’ Annahme besteht darin, dass  Gebäude und räumliche Arrangements – weit über ihre Funktion hinaus – „materialisierte Strukturen des Sozialen“ sind. In besonderem Maße scheint diese Verbindung von Raum- und Sozialstruktur für „sakrale Räume heute“ zu gelten, denen die Aufmerksamkeit des aktuellen Themenheftes der Theologisch-praktischen Quartalschrift gilt: Die oft „passagere“ Religiosität unserer Tage führt nicht wenige Menschen – wenigstens für kurze Zeit – in die großen Kirchen der Städte, um einen Augenblick innezuhalten, vielleicht eine Kerze anzuzünden. Sie entdeckt damit sakrale Räume neu, inspiriert zu neuen pastoralen Ansätzen, realisiert etwa in „City-Kirchen“-Projekten oder „Langen Nächten der Kirchen“. Ebenso macht die sich in den modernen Gesellschaften Europas niederschlagende Säkularisierung die Umnutzung von Kirchen notwendig, lässt sie zu Museen, Bibliotheken oder Wohnhäusern werden und stellt damit die Verantwortlichen vor erhebliche bautechnisch-praktische, aber auch theologisch-grundsätzliche Fragen.   


Die Autorinnen und Autoren – TheologInnen, Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen –  deuten die Sinnstrukturen der gebauten Welt, identifizieren und interpretieren den sozialen  und religiösen Wandel in sakralen Räumen – vor allem im christlichen Kontext – und entwerfen daraus theologische Perspektiven.

 

Theologisch-Praktische Quartalschrift, Cover der Ausgabe 2/2017 zum Thema 'Sakrale Räume heute'


Im ersten Beitrag ermutigt der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher zu einer pastoralen Umnutzung  von  Kirchenräumen, die er der vermeintlich leichteren Lösung eines Verkaufs vorzieht. Zur Umnutzung entwickelt er eine (alternative) Kriteriologie, die auf theologisch begründeten Prinzipien beruht: „Zugänglichkeit, Erreichbarkeit und Sichtbarkeit für die Ande-
ren, die Fremden, zuvorderst die Bedürftigen.“ Komplementär zum Eingangsbeitrag lassen sich die Überlegungen des Bischofsvikars für Caritas und Evangelisation in der Diözese Graz-Seckau, Hermann Glettler, lesen. Er formuliert Fragen wie: Welche Raumerlebnisse stellen sich beim Betreten von Kirchenräumen ein? Wie  ließe sich – häufig im Kontrast dazu – eine pastoral wünschenswerte Willkommenskultur ästhetisch gestalten?

 

Den beiden praktisch-theologischen Beiträgen folgen zwei kulturwissenschaftliche Reflexionen. Die Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur an der KU Linz, Anna Minta, weist zeitdiagnostisch darauf hin, dass „Profanisierungstendenzen“ in der Moderne die „Sehnsucht nach besonderen Orten und das soziale Bedürfnis nach zeitlosen Sinn- und  Ordnungsstrukturen“ keineswegs abschaffen, sondern vielmehr transformieren. Zu dieser  Beobachtung einer Zeitgemäßheit gesellschaftlicher „Kultorte“ passt der empirische Befund der Soziologin Stefanie Duttweiler. Sie entdeckt in den Inszenierungen des Außeralltäglichen funktionale Ähnlichkeiten zwischen Kirchen und „Fußball-“ oder „Einkaufstempeln“ als den „Kathedralen der Moderne“.

 

Von den übergreifenden kultur- und sozialwissenschaftlichen Beobachtungen wendet sich der Blick wieder den konkreten kirchlichen und religionspädagogischen Herausforderungen zu, die mit dem Wandel sakraler Räume verbunden sind. Die Wiener Kunsthistorikerin und Ordensfrau Sr. Ruth Pucher MC sensibilisiert für das theologische Potenzial, das gerade Kirchenräume nicht zuletzt im säkularen Umfeld bergen. Mit dem literarischen Mittel eines fiktiven Gesprächs macht sie auf verschiedene Aspekte, Zugangs- und Anwendungsmöglichkeiten ihres Konzepts einer „Kirchenpädadogik“ aufmerksam.   


Der Blick in die Gestaltungspraxis von Kirchenräumen wird beschlossen durch drei Erfahrungsberichte und ihre theologischen Reflexionen: Hubert Nitsch und Martina Gelsinger
vom Kunstreferat der Diözese Linz siedeln ihre Arbeit im produktiven Spannungsfeld von Kunst und Kirche „auf Augenhöhe“ an. Markus Krauth, Pfarrer der Gemeinde Maria Geburt (Aschaffenburg), schildert die pastoralen Intentionen der in seiner Kirche vorgenommenen,
viel beachteten Umbaumaßnahmen. Und der Linzer Liturgiewissenschaftler Ewald Volgger OT dokumentiert und kommentiert theologisch die neue Gestaltung des Linzer Domes.


In der Rubrik der thematisch freien Beiträge stellt Imre Koncsik die Frauenmystikerin Rut Björkman vor; Georg Langenhorst fokussiert das immer wichtiger werdende interreligiöse Lernen auf das „trialogische“ Arbeiten mit Kindertora, Kinderbibel und Kinderkoran. In der Besprechung des „Aktuellen Theologischen Buches“, die den Rezensionsteil eröffnet, stellt
Eberhard Schockenhoff die Neuerscheinung „Pakt mit dem Bösen?“ als „Einblick in die
Werkstatt moraltheologischer Arbeit“ dar.

 


„Wie der Sinn in das Gebaute kommt“ – auf diese Frage ergibt sich aus der Architektursoziologie von Silke Steets heraus eine doppelte Antwort: Einerseits wird „Sinn“ in Gebäude und gestaltete Räume eingeschrieben, werden z. B. theologische Konzepte in kirchenbauliche Maßnahmen umgesetzt; andererseits entfalten das Gebaute und das räumlich Gestaltete durch Nutzung, Auseinandersetzung, Interpretation eine Eigendynamik, bringen einen „Eigensinn“ hervor. Steets spricht von einem „permanenten Wechselspiel mit  menschlichen Akteuren wie Künstlerinnen, Architekten, Touristen, Wissenschaftlerinnen, Denkmalpflegern, Fotografen, Filmemachern, Gärtnerinnen, Haustechnikern, Ausstellungsmachern und dem Putzpersonal“. So lassen sich die durchwegs praxisbezogenen Beiträge auch als (konkrete) Anregungen verstehen, um das Zusammenspiel zwischen sakralen Räumen und den Menschen, die sie aufsuchen, nutzen oder sich von ihrer Atmosphäre inspirieren lassen, kreativ und sinnstiftend zu gestalten.

 

Die Theologisch-praktische Quartalschrift wird von den ProfessorInnen der Katholischen Privat-Universität Linz (KU) herausgegeben.

 

 

NEU: Theologisch-praktische Quartalschrift jetzt auch als eBook und ePDF

 

Die Theologisch-Praktische Quartalschrift kann als Abonnement regelmäßig bezogen werden (4 Ausgaben im Jahr). Seit 2017 bietet der Verlag Pustet die Theologisch-Praktische Quartalschrift auch als eBook und ePDF an.

 

Zu den Details

 

Chefredakteur Univ-Prof. Dr. Ansgar Kreutzer / Katholische Privat-Universität Linz

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