7.000 Menschen gedachten der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen
Vor 72 Jahren, am 5. Mai 1945 wurden die Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen und seinen 49 Außenlagern befreit. Rund 7.000 Menschen aus dem In- und Ausland, darunter die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers, nahmen am 7. Mai 2017 in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen an der Befreiungsfeier teil. Der gemeinsame Auszug aller TeilnehmerInnen aus dem ehemaligen „Schutzhaftlager" am Ende des Festaktes wurde von KZ-Überlebenden angeführt – als symbolischer Akt für die Befreiung.
Organisiert wurde die Gedenk- und Befreiungsfeier vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) in enger Zusammenarbeit mit der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) und dem Comité International de Mauthausen (CIM).
Diesjähriges Thema: „Internationalität verbindet“
Seit 2006 sind sich die Gedenk- und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Thema gewidmet, das zur Geschichte des KZ- Mauthausen bzw. zur NS-Vergangenheit Österreichs in Beziehung steht. Der Gegenwartsbezug bildet bei jedem Jahresthema einen essentiellen Bestandteil und soll vor allem für junge Menschen durch die Auseinandersetzung mit der Zeit und Ideologie des Nationalsozialismus auch einen Bezug zu ihrer Erfahrungswelt heute herstellen.
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich: „Wir sind es den zehntausenden Opfern von Mauthausen schuldig, dass wir unser Gedenken international verstehen. Wir sind uns und unseren Kindern verpflichtet, jeder Art von Populismus und Nationalismus eine Absage zu erteilen und die Internationalität als obersten Leitgedanken zu verankern. Das gilt im Gedenken in Mauthausen ebenso, wie auch in unserem heutigen Bestreben für eine gerechtere, sozialere und menschlichere Welt.“
Nachdem weit über 90 Prozent der Opfer des Lagers Mauthausen weder Deutsche noch Österreicher waren, ist diese Feier von internationaler Bedeutung und stellt die weitaus größte Gedenk- und Befreiungsfeier weltweit dar. Begonnen wurde die Befreiungsfeier mit der Verlesung des Mauthausenschwurs in mehr als 20 verschiedenen Sprachen – an einem Ort wie dem ehemaligen KZ Mauthausen, wo von 1938 bis 1945 Deutsch die einzig erlaubte Sprache war, wollten wir damit ein besonders starkes Zeichen der Internationalität setzen.
Anstelle des Einmarsches der nationalen und internationalen Delegationen wurde der Ausmarsch aller TeilnehmerInnen am Ende des Festaktes zum Höhepunkt der Feierlichkeit. Auch dieses Jahr wurde der Auszug aus Mauthausen von den KZ-Überlebenden Dušan Stefancic, Yauhen Chrol, Nikolai Kireev, Aba Lewit, Jehuda Gurvich, Shaul Spielmann, Andrew Sternberg gemeinsam mit GIs der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika und SchülerInnen der NMS Mauthausen angeführt. Damit soll die Befreiung der KZ-Inhaftierten symbolisiert werden.
© MKÖ / Sebastian Philipp
Internationale Beteiligung an der Gedenk- und Befreiungsfeier
Die Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen begann mit einem ökumenischen Wortgottesdienst mit dem Bischof der Altkatholischen Kirche in Österreich Dr. Heinz Lederleitner, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer und Erzpriester Ioannis Nikolitsis. Der Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich Dr. Michael Bünker konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen; seine Predigt wurde verlesen.
Bischof Scheuer in seiner Predigt: "Wenn wir hier an diesem Ort des Grauens und der Hölle der Opfer gedenken, so wollen wir die, die zur Nummer, zum Kalkül, zur Funktion degradiert wurden, beim Namen nennen. Denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen (Yad Vashem) geben. (Jes 56,5). Wir gedenken derer, die in der damaligen Zeit gerecht waren, die sich nicht vom Sog der Ideologie haben mitreißen lassen. Wir gedenken derer, die ihr Leben lassen mussten, weil sie kleine Zeichen der Solidarität mit Kollegen gesetzt haben. Wir gedenken derer, die in der Zeit des Nationalsozialismus ihr Leben für die Rettung anderer riskierten."
Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
© Jack Haijes
Es folgten Begrüßungsworte von Willi Mernyi und den Kranzniederlegungen durch Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Mag. Christian Kern und die internationalen und nationalen Delegationen und Jugendorganisationen. Während der Kranzniederlegung hielten die VertreterInnen der Opferorganisationen aus Frankreich und den USA ihre Gedenkreden in den jeweiligen Landessprachen. Durch die Gedenkfeier führten Konstanze Breitebner und Mercedes Echerer.
© MKÖ / Sebastian Philipp | © Jack Haijes
Jugendgedenkmarsch: Die Erinnerung wachhalten
Heuer konnten noch ungefähr 10 Überlebende an der Befreiungsfeier teilnehmen, doch bald gibt es keine Möglichkeit mehr, unmittelbare Zeugnisse von jenen zu hören, die die Geschehnisse in den Lagern miterlebt haben. Beim Jugendgedenkmarsch, der vor der Befreiungsfeier vom Steinbruch über das Jugenddenkmal zum Appellplatz führte, sprach Julia Herr von der Bundesjugendvertretung von der Pflicht, sich zu erinnern. Sie forderte vor allem die Jugendorganisationen auf, aktive Gedenkarbeit zu leisten und gegen das Lügen und Vergessen zu kämpfen, denn: Was damals war, kann wieder geschehen.
VertreterInnen der Katholischen Jungschar Diözese Linz sowie aus den Diözesen Graz-Seckau, St. Pölten und von der Bundesebene waren mit der Katholischen Jugend der Diözese Linz gemeinsam beim Jugendgedenkmarsch und der Befreiungsfeier und werden das Gehörte mit in ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nehmen.
© Jack Haijes
Mauthausen Komitee Österreich / Sarah Mayer, Katholische Jugend OÖ