Samstag 20. April 2024

Tag des Judentums: Prof. Gunter Prüller-Jagenteufel zum theologischen Werk Dietrich Bonhoeffers

Mit zahlreichen Gedenk- und Bildungsveranstaltungen wurde in ganz Österreich am 17. Jänner 2017 der „Tag des Judentums“ gefeiert – so auch an der Katholischen Privat-Universität Linz.

Dieser Gedenktag ist eine Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), die deutlich machen soll, dass das Christentum in seiner Identität wesentlich im Judentum verwurzelt ist.

 

Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand konnte in Vertretung von Mag.a Helga Schwarzinger (Referat für Ökumene und Weltreligionen) zahlreiche Gäste begrüßen, unter ihnen Mag. Dejan Bogicevic als Vertreter der jüdischen Gemeinde, Magnus Cancellarius Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Bischof em. Maximilian Aichern und Superintendent Dr. Gerold Lehner.

 

Im Rahmen der Eröffnung des Vortragsabends wurde mit der zweiten Lobpreisung aus dem Achtzehn-Bitten-Gebet des erst kürzlich verstorbenen, ehemaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Linz, George Wozasek (27. Juni 1925 – 27. Oktober 2016), gedacht. Wozasek pflegte mit der zur Synagoge benachbarten Katholischen Privat-Universität Linz stets den Austausch und eine freundschaftliche Beziehung.

 

Ao. Univ.-Prof. Dr. Gunter Prüller-Jagenteufel vom  Fachbereich Theologische Ethik der Universität Wien referierte als profunder Kenner Dietrich Bonhoeffers unter dem Vortragstitel "Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen!". Die Biografie Bonhoeffers und sein theologisches Werk zeigt, wie in der evangelischen Kirchengeschichte des frühen zwanzigsten Jahrhunderts um eine echte und positive christliche Theologie des Judentums gerungen wurde.

 

„Am Tag des Synagogensturms hätte die Kirche schwesterlich neben der Synagoge erscheinen müssen. Es ist entscheidend, dass das nicht geschah. Aber was tat ich selbst?“  Mit diesem Zitat Reinhold Schneiders, eines Zeitgenossen Bonhoeffers, verwies Prüller-Jagenteufel auf die bleibende Verantwortung der Kirche und eines jeden Einzelnen im Angesicht von Ungerechtigkeiten.

 

Bonhoeffer und seine Aussagen sind stets im historischen Kontext seiner Zeit zu beurteilen, gerade bei Positionen, die heute anders gesehen werden als damals. Zu seiner Zeit ging er prophetisch voran und hat so den Weg für spätere Generationen geebnet. Schon Anfang der 1930er Jahre begann er mit einer kritischen Infragestellung theologischer Allgemeinplätze, die in den Kirchen jahrhundertelang gegolten haben und wagte sich so in unbegangene Gebiete vor. 1933 schreibt Bonhoeffer als 27-Jähriger in Deutschland von der bleibenden heilsgeschichtlichen Bedeutung Israels. 1935 betont er in einem Predigerseminar in Finkenwalde, dass Israel das Volk Gottes in Ewigkeit ist – aus dieser Zeit stammt auch der Vortragstitel. In beiden Aussagen lehnt sich Bonhoeffer für seine Zeit weit aus dem Fenster, so Prüller-Jagenteufel.

 

Bonhoeffer konnte keine Theologie nach Auschwitz entwickeln, aber er hat Ansätze geboten, an denen spätere Theologen weiterbauen konnten, für eine Verantwortungsethik, für Solidarität mit den Leidenden und Unterdrückten, aber auch für eine neue Sicht auf das Judentum, dass Christen und Juden nicht als Gegensätze oder Alternativen gesehen werden, sondern wechselseitig aufeinander bezogen sind, so Prüller-Jagenteufel.

 

V. l.: Mag. Dejan Bogicevic, Ao. Univ.-Prof. Dr. Gunter Prüller-Jagenteufel, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT.

V. l.: Mag. Dejan Bogicevic, Ao. Univ.-Prof. Dr. Gunter Prüller-Jagenteufel, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT. © KU Linz / Eder

 

Die Veranstaltung war eine Kooperation von Christlich-Jüdischem Komitee Oberösterreich, Referat für Ökumene und Weltreligionen, Katholischer Privat-Universität Linz, Forum St. Severin und Evangelischem Bildungswerk OÖ.

 

Hermine Eder / KU Linz

 

Lesen Sie auch: Bonhoeffer hat Brisanz der „Judenfrage“ erkannt (Linzer KirchenZeitung)

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