Freitag 19. April 2024

Bischofskonferenz tagte in Mariazell

Die österreichischen Bischöfe in Mariazell

Ehe und Familie und die Flüchtlingssituation waren die Hauptthemen der Sommer-Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, die von 13. bis 15. Juni 2016 in Mariazell stattfand.

Schönborn: "Nicht eigene, sondern Probleme der Flüchtlinge lösen"

 

Mit einem gemeinsamen Gebet beim Gnadenaltar in der Mariazeller Basilika haben die österreichischen Bischöfe am Montagnachmittag ihre Sommervollversammlung begonnen. Auf der Tagesordnung der Bischofskonferenz stehen bis Mittwoch, 15. Juni 2016 u. a. die praktische Umsetzung des päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie und die Flüchtlingsfrage. "Es geht nicht primär darum, wie wir unser Problem mit den Flüchtlingen lösen, sondern wie wir dazu beitragen können, die Probleme der Flüchtlinge zu lösen", betonte Kardinal Christoph Schönborn vor Beginn der Konferenz gegenüber Medienvertretern. Es gehe schlicht darum, Menschen in Not zu helfen, in Europa wie in deren Heimatländern, "damit sie erst gar nicht flüchten müssen".

 


Gemeinsames Gebet am Beginn der Bischofskonferenz. © Josef Kuss


Deshalb müssten auch eine aktive Friedenspolitik, Wirtschaftshilfe und Entwicklungshilfe zentrale Themen sein, forderte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. "Und jenen, die zu uns kommen und hier Asyl bekommen, muss man bei der Integration helfen." Vor diesen großen Aufgaben dürfe sich Österreich nicht drücken.

Nächstenliebe und Solidarität hätten eine persönliche und institutionelle Seite, führte Schönborn weiter aus. Jeder Einzelne sei dazu aufgerufen, mit Flüchtlingen zu reden, ihre Geschichten zu hören und zu helfen, andererseits sei eine große europäische politische Lösung notwendig, "wie wir für die gewaltigen Flüchtlingsströme, die noch viel größer werden können, zu einer halbwegs menschlichen geordneten Lösung kommen können", so Schönborn wörtlich. Das müsse Europa jedenfalls weit besser umsetzen als bisher, forderte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.



Ehe und Familie

 

Nach zwei Synoden rund um Ehe und Familie und der Veröffentlichung des päpstlichen Familiendokuments "Amoris laetitia" geht es für die Bischöfe in Mariazell bis Mittwoch vor allem auch um die Weiterarbeit in diesem Themenbereich mit Blick auf die österreichische Situation. Die Bischöfe hielten dazu auch einen internen Studientag ab. Kardinal Schönborn betonte zuvor gegenüber Medienvertretern, dass sich sicherlich viele "positive Anregungen" aus diesem "erfrischenden" Dokument gewinnen ließen.

 

Kardinal Christoph Schönborn mit einer afrikanischen Familie. © Josef Kuss


In gleicher Weise äußerte sich auch der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl: Das Schreiben beinhalte zahlreiche wertvolle Anregungen, die in Ruhe studiert werden sollten. Angesprochen auf sein einjähriges Bischofsjubiläum, das Krautwaschl am Dienstag begeht, meinte der Bischof, dass es ihm in diesem Jahr vor allem darum gegangen sei, seine Diözese kennenzulernen und die Nöte, Sorgen aber auch Freuden der Menschen zu teilen. Nun gelte es, aus den vielen Begegnungen und Erfahrungen die ersten Konsequenzen zu ziehen.

 

 

Fischer und Schönborn betonen Miteinander von Staat und Kirche

 

Am Dienstag, 14. Juni 2016 statteten der scheidende Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau Margit Fischer der Bischofskonferenz einen Abschiedsbesuch ab. Kardinal Schönborn dankte Fischer im Namen der heimischen Bischöfe für dessen vielfältigen Einsatz und die guten Staat-Kirche-Beziehungen. Er habe sich in seiner Amtszeit stets sehr bewusst um ein solches gutes Verhältnis bemüht, erwiderte Fischer. Nachsatz: "Und das ist mir sehr leicht gefallen."

 


Die österreichischen Bischöfe mit Bundespräsident Heinz Fischer und seiner Frau Margit Fischer (Mitte). © Peter Lechner


Gute Beziehungen zwischen Staat und Kirche seien keine Selbstverständlichkeit, "es gab auch dunkle Zeiten", sagte Schönborn im Blick zurück in die Geschichte. Kardinal Franz König, der mit Mariazell sehr verbunden ist, habe dann aber viel zu diesem guten Verhältnis beigetragen. "Sie, Herr Bundespräsident, haben diese Erbe von Kardinal König gepflegt und weitergetragen", würdigte Schönborn den Präsidenten.

Kardinal König und Bundeskanzler Bruno Kreisky hätten viel aus der Geschichte und aus Fehlern gelernt und den Wert der Zusammenarbeit erkannt und gelebt, erinnerte Fischer in diesem Zusammenhang.

An der Begegnung des Bundespräsidenten mit den Bischöfen nahmen auch der Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und der designierte Nuntius in Weißrussland, Erzbischof Gabor Pinter, teil.



Den Menschen als Menschen sehen


Schönborn würdigte Fischer weiters vor allem auch als Brückenbauer - in Österreich und über die österreichischen Grenzen hinaus. "Sie haben Brücken geschlagen und diese Brückenfunktion gelebt", so der Kardinal wörtlich. Was Papst Johannes Paul II. einst über Österreich sagte, habe sich Fischer zu Herzen genommen und umgesetzt: "Österreich ist wieder in die Herzmitte Europas zurückgekehrt."

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz lobte Fischer auch für seine integrative Kraft nach innen. Dieser habe stets versucht, verbindend zu wirken. Der Bundespräsident habe in beeindruckender Weise vorgelebt, dass man Menschen nicht in Kategorien einteilen solle: "Den Menschen als Menschen sehen - das haben Sie vermittelt."

 

Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Kardinal Christoph Schönborn. © Peter Lechner


"Religion hat ihren Wert"

 

Der Wert der Religion für Stabilität und eine "gute und gesunde Entwicklung" des Staat sei evident, sagte Bundespräsident Fischer in seiner Ansprache. "Kirchen und Religionen tun sehr viel, damit Menschen Halt im Leben finden. Religion hat ihren Wert, wer das nicht sieht, hat kein volles Bild von der Wirklichkeit", so der Bundespräsident.

Er habe sich in großen Fragen nie mit Kardinal Schönborn abgestimmt, sagte der Präsident: "Wenn man aber beispielsweise in der Flüchtlingsthematik nachdenkt und erkennt, dass es dabei immer um Menschen geht, dann erkennt man Gemeinsamkeiten." Er wolle der Kirche vor allem für ihren Dienst an jenen Menschen danken, die Hilfe brauchen.

Bald nach seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren sei mit Benedikt XVI. ein neuer Papst gewählt worden, erinnerte Fischer weiter. Er habe persönlich an dessen Amtseinführung in Rom teilgenommen und Benedikt XVI. später dann auch besucht, so Fischer: "Es war eindrucksvoll und interessant."

Zuletzt zog der scheidende Präsident noch ein persönliches Resümee: Er habe in seiner zwölfjährigen Amtszeit in Österreich vier Bundeskanzler und Vizekanzler erlebt, "aber nur einen Kardinal".



Festgottesdienst am Mittwoch


Den Abschluss der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz bildete ein Festgottesdienst am Mittwoch, 15. Juni 2016 in der Basilika von Mariazell. Kardinal Schönborn stand dem Gottesdienst vor und hielt auch die Predigt. Beim Gottesdienst wurde für das Gelingen des Panorthodoxen Konzils und die Einheit der Orthodoxen Kirche gebetet.

 

Am Ende des Gottesdienstes segnete Jugendbischof Stephan Turnovszky ein kunstvoll gestaltetes Glasfenster mit dem Bildnis der Mariazeller Muttergottes. Das kleine Glasfenster ist das Modell eines im Original rund drei Meter großen Glasfensters, das in der Verkündigungsbasilika von Nazareth künftig einen Platz finden soll. Auf Initiative katholischer Jugendorganisationen und mit Unterstützung der Bischofskonferenz soll die Darstellung am 11. Februar 2017 überbracht werden. Wie Bischof Turnovszky bei der Segnung sagte, finde man in den Arkadengängen der Verkündigungsbasilika aus nahezu allen Ländern der Welt Mosaike und Kunstwerke der jeweiligen Marienheiligtümer. Österreich mit der "Magna Mater Austriae" von Mariazell suchte man bisher aber vergeblich.

 

Die Jugendlichen wollen mit ihrer Initiative aber nicht nur einen künstlerischen Gruß ins Heilige Land schicken. Zugleich sollen mit der Initiative zwei Sozialprojekte unterstützt werden: Das Caritas Baby Hospital in Betlehem und die Syrien-Nothilfe der Franziskner des Heiligen Landes. Für diese Projekte soll u.a. bei zahlreichen katholischen Jugendveranstaltungen im Sommer um Spenden gesammelt werden.

Kardinal Schönborn griff die Initiative und die Mariendarstellung in seiner Predigt auf. An Maria könne man lernen, wie ein ganz auf Christus ausgerichtetes Leben aussehen kann; frei und unabhängig vom Urteil anderer Menschen. Um eine solche innige und innerliche Beziehung zu Gott gehe es letztlich in der Religion, nicht um Äußerlichkeiten.

 

 

Flüchtlinge: Bischöfe für Ausbau von humanitären Korridoren

 

Die Bischofskonferenz setzt in der Flüchtlingssituation auf den Auf- und Ausbau von humanitären Korridoren und unterstützt den entsprechenden Vorschlag von Außenminister Sebastian Kurz. Es wäre ein "ganz großer Fortschritt", wenn künftig jährlich bis zu 15.000 schutzbedürftige Flüchtlinge direkt über humanitäre Korridore nach Österreich kommen könnten, sagte Kardinal Christoph Schönborn im Interview mit "Kathpress" am Mittwoch, 15. Juni 2016 unter Bezugnahme auf diesbezügliche Aussagen des Außenministers. Österreich habe im Zuge der Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien damit schon gute Erfahrungen gemacht, und es sei zudem ein geeigneter Weg, um das kriminelle Schlepperwesen zu bekämpfen.

Einmal mehr betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz die Position der katholischen Kirche, wonach es beim Umgang mit Flüchtlingen um eine Frage der Menschenrechte gehe. "Wirklich Schutzbedürftige sollen Schutz erhalten", sagte der Kardinal. Gleichzeitig begrüßte er das Anliegen des Außenministers, alles zu tun, damit das "Mittelmeer keine Todeszone für Flüchtlinge" wird.

"Australien kann nicht 1:1 als Modell für Europa gesehen werden", so der Kardinal im Blick auf die von Außenminister Kurz jüngst ausgelöste Diskussion. In der Flüchtlingssituation "braucht es eine solidarische Lösung in Europa". Positiv bewertete der Vorsitzender Bischofskonferenz nach deren Vollversammlung in Mariazell das kirchliche Flüchtlingsengagement in Österreich: So werde derzeit jeder zweite Asylwerber von der Kirche betreut. Rund 9.500 sind in kirchlichen Quartieren untergebracht und ca. 35.000 werden mobil betreut. Daneben gebe es zahlreiche pfarrliche Initiativen zur Integration von Flüchtlingen etwa in Form von Sprachkursen und Freizeitgestaltung, oder bei Behördengänge.

 

 

Kathpress

 

 

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