Freitag 19. April 2024

Wohlstand ohne Wachstum – geht das?

Stop

Perspektiven für ein gutes Leben für alle wurden beim 4. Zukunftssymposium im Steyrer Treffpunkt Dominikanerhaus diskutiert. Im Zentrum der Fachvorträge am 27. und 28. Februar 2015 stand die Frage nach dem „WoW-Effekt“ – Wohlstand ohne Wachstum.

Wachstum als Zwang

 

Das Symposium eröffnete Dr. Harald Klimenta, Physiker, Volkswirt und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von ATTAC, mit seinem Vortrag „Lust auf Zukunft – Wachstumszwänge überwinden für eine enkeltaugliche Welt“. Vor über 80 TeilnehmerInnen stellte er zunächst die Frage, ob es die Wachstumszwänge tatsächlich gibt und was sie bedeuten – für ein Unternehmen, für einen Staat, für den einzelnen Menschen. Das Konkurrenz- und Leistungsdenken im kapitalistischen System, immer mehr Gewinn zu lukrieren, verstärke den Wachstumszwang und fordere von den Unternehmen, immer schneller und arbeitsteiliger zu produzieren, so Klimenta. Weiters müssten sie mit immer noch neueren Produkten auf den Markt kommen, um wahrgenommen zu werden – was meist dadurch geschehe, dass bei den KundInnen Bedürfnisse geweckt werden müssten, die diese vorher gar nicht verspürt hätten. Klimenta riet zum Meiden von Werbung, um dieser Manipulation zu entgehen.

 

Im 2. Teil seines Vortrags beschrieb er das Modell der Postwachstumsgesellschaft von Niko Paech, bei dem die derzeitige 40-stündige Erwerbsarbeit aufgeteilt wird in einen je 20-stündigen monetären Bereich und einen entkommerzialisierten Bereich. „Weniger ist mehr“, ist der Grundgedanke der Postwachstumsökonomie. Er beinhaltet unter anderem, dass wieder mehr repariert wird, selbst produziert wird, Produkte langlebiger hergestellt werden, Gemeinschaftsnutzung von Geräten angestrebt wird, Leistungsaustausch in sozialen Netzwerken passiert und gemeinnützige Arbeit geleistet wird.

 

 

 Dr. Harald Klimenta. © Gamsjäger / Treffpunkt Dominikanerhaus

 

Glückliches Leben braucht Gerechtigkeit

 

Der Samstag startete mit dem Vortrag „Angstfreie Zukunft“ von Dr. Reiner Steinweg, Friedens- und Konfliktforscher aus Linz. Begründete Angst sei oft lebensrettend, jedoch unterschätze die moderne Gesellschaft viele Gefahren, etwa den Klimawandel, soziale Konflikte oder konventionelle Kriege, und habe daher kaum Angst davor. Steinweg ortet ein massives Streben nach Glück. Für dieses Glück brauche es vor allem auch Gerechtigkeit, denn die Schere zwischen Arm und Reich klaffe weit auseinander. Alle seien gefordert, etwas zu unternehmen, damit es nicht zu einer gewaltigen Revolution komme. Steinwegs Erfahrung: Feindbilder kann man nicht mit Argumenten auflösen, sondern nur mit positiven Begegnungen. In der Form eines Fünfecks stellte der Friedens- und Konfliktforscher dar, was ein Mensch für ein friedvolles Miteinander braucht und was Voraussetzung ist, um Gewalt zu widerstehen:

  1. Gesehen werden
  2. Anerkennung
  3. Empathie / Einfühlung
  4. wohlwollender Widerstand
  5. Verlässlichkeit

 

Die Befreiung vom Wachstumszwang könnte auch eine befreiende Wirkung haben und Freiraum für Begegnungen und gute Beziehungen schaffen, so Steinweg.

 

Dr. Reiner Steinweg. © Gamsjäger / Treffpunkt Dominikanerhaus

 

Den Umgang mit Zeit lernen

 

Im Anschluss erläuterte der Zeitforscher und Philosoph Dr. Peter Heintel seine Gedanken zum Thema „Entschleunigte Zukunft“. Zunächst beleuchtete er die Ursachen für die massive Beschleunigung. Die ökonomische Ursache „Zeit ist Geld und Geld ist Zeit“ dominiere mittlerweile auch alle anderen Lebensbereiche. Die technologische Ursache finde sich hauptsächlich in der Gleichzeitigkeit durch die Digitalisierung der Kommunikation. Letztendlich verursache auch die Tatsache der eigenen Endlichkeit ein Getriebensein, so Heintel. Das Nicht-akzeptieren-Wollen dieser Tatsache lasse Menschen in extremen Aktionismus verfallen. Heintel rief dazu auf, die eigene Zeitsouveränität zurückzugewinnen, auf die innere Uhr und die Eigenzeit zu achten. Seine Erfahrung: Den Umgang mit Zeit müsse man lernen, heute werde viel zu viel strukturiert.

 

Dr. Peter Heintel© Gamsjäger / Treffpunkt Dominikanerhaus

 

Gute Arbeit macht handlungsfähig

 

Sozialwissenschaftlerin Mag.a Sabine Gruber erarbeitete zu Beginn ihres Vortrags „Sinnerfüllt arbeiten in der Zukunft“ mit den TeilnehmerInnen, welche Arbeiten als sinnvoll und welche als sinnentleert wahrgenommen werden. Als Kriterien für sinnvolle Arbeit nannte Gruber Bedürfnisorientiertheit, Handlungsfähigkeit, Selbstbestimmung, Maßhalten, Selbstbegrenzung. Ein Anliegen Grubers: die Entkoppelung von Arbeit und Geld, da Arbeiten um des Geldes willen heute zum Lebensstil geworden sei. Arbeit sollte aber handlungsfähig machen, sodass man damit etwas erreichen bzw. Sinnvolles produzieren könne, so Gruber.

 

Mag.a Sabine Gruber. © Gamsjäger / Treffpunkt Dominikanerhaus

 

Im Anschluss an die Vorträge und in den Pausen wurde angeregt diskutiert. James Clifford bereicherte die Veranstaltung mit zum Thema passenden selbstkomponierten und -getexteten Liedern.

 

Lebhafte Diskussionen unter den TeilnehmerInnen. © Gamsjäger / Treffpunkt Dominikanerhaus

 

Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr

 

Sabine Gamsjäger / Treffpunkt Dominikanerhaus

 

Teaserfoto: Stop and Think. © DWRose / FlickR CC by 2.0. Zur Lizenz

 

 

(be)

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