Donnerstag 25. April 2024

Asyl in OÖ: Kirche unterstützt beim Start in eine lebenswerte Zukunft

„Der Herr ist mein Hirte, der Pfarrhof mein Dach: Offene Türen für Flüchtlinge in der katholischen Kirche“: Zu diesem Thema lud das OÖ. Journalistenforum am 2. März 2015 zu einer Pressekonferenz in den OÖ. Presseclub.

Beleuchtet wurde das kirchliche Engagement für asylsuchende Menschen von Seiten der Betroffenen, der Caritas und von zwei Pfarren, die AsylwerberInnen beheimaten.

 

Caritas in Oberösterreich: Viel Unterstützung durch kirchliche Einrichtungen

 

Mag.a Marion Huber, Leiterin der Caritas-Flüchtlingshilfe OÖ, gab einen Überblick über die aktuelle Betreuungssituation und über die Kriterien für geeignete Quartiere. Die Caritas-Flüchtlingshilfe betreut im Auftrag des Landes OÖ aktuell etwa 2.170 AsylwerberInnen. Deren Hauptherkunftsländer sind Syrien, Afghanistan und die Russische Föderation. In Oberösterreich setzt man auf eine Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge in überschaubaren Einheiten und in Form von organisierten Quartieren. Derzeit stellen kirchliche Einrichtungen (Pfarren, Orden) etwa 200 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung, weitere Angebote werden gerade geprüft. „Nicht jeder Wohnraum in Pfarren und Klöstern, der leer steht, ist auch als Unterkunft geeignet“, präzisierte Huber. In Klöstern gebe es meist freie Plätze in der sogenannten „Klausur“, im privaten Bereich der Ordensleute, wo für beide Seiten keine Privatsphäre gewährleistet sei. Auch Räumlichkeiten in leer stehenden Pfarrhöfen, die angeboten würden, seien nicht immer geeignet. Wichtig sei eine gute Infrastruktur in der unmittelbaren Umgebung sowie Zentralheizung, Sanitäranlagen und Küche in den Räumlichkeiten selbst. Darüber hinaus müsse eine gute, effiziente Betreuung durch Caritas oder Volkshilfe gewährleistet sein, so Huber. Auch die Widmung eines Gebäudes sei entscheidend. Die Leiterin der Caritas-Flüchtlingshilfe OÖ hob das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge in vielen Pfarren hervor. „Die Menschen in den Pfarren sammeln Sachspenden, leisten finanzielle Unterstützung, organisieren und halten Deutschkurse, stellen für diese Kurse Räume unentgeltlich zur Verfügung, bieten Hilfe bei Behördengängen oder Einkäufen an und schaffen Möglichkeiten zur Begegnung“, beschrieb Huber die vielfältige Unterstützung durch die Pfarren.

 

Als zunehmende Herausforderung sah Huber die Integration anerkannter Flüchtlinge, die bereits Asyl zugesprochen bekommen haben und nur 4 Monate in Grundversorgungsquartieren bleiben können. „Danach sollen sie sehr rasch leistbare Wohnungen finden – und natürlich auch Arbeit, obwohl sie noch kaum Zeit hatten, ausreichend Deutsch zu lernen“, so Huber. Sie forderte von Seiten der öffentlichen Hand eine Finanzierung für den Ausbau von Unterstützungs- und Integrationsprojekten, damit ein gutes Miteinander für die Zukunft gewährleistet werden kann.

 

Statement von Mag.a Marion Huber zum Nachlesen

 


 

Linz-St. Michael: Überwältigendes Engagement dreier Pfarren

 

Mag. Franz Zeiger, Pfarrer von Linz-St. Peter, Pfarrprovisor in Linz-St. Michael und Pfarrmoderator in Linz-Heiligste Dreifaltigkeit, berichtete von der Pfarre Linz-St. Michael, wo insgesamt 19 Flüchtlinge (Familien und Einzelpersonen) aus Syrien, Afghanistan und der Russischen Föderation ein neues Zuhause gefunden haben. Das Pfarrhaus war ab 1. September 2014 – abgesehen von der Hausmeisterwohnung – leer gestanden. Die Pfarre hatte rasch entschieden, diese Räumlichkeiten der Caritas für die Unterbringung von AsylwerberInnen anzubieten. Franz Zeiger rief die Menschen „seiner“ drei Pfarren zur Unterstützung auf – und das Echo war überwältigend. „Die Bevölkerung der Stadtteile Spallerhof, Bindermichl und Oed hat Einrichtungsgegenstände, Küchenutensilien etc. gespendet, zum Teil nagelneue Sachen. Und in einer solchen Menge, dass wir bald einmal ‚Stop‘ sagen mussten“, schildert Zeiger die enorme Hilfsbereitschaft der Menschen. Die AsylwerberInnen werden von der Caritas betreut, besuchen einen Deutschkurs bei Arcobaleno und erhalten zweimal in der Woche im Haus Deutsch-Nachhilfe. Für die Deutschkurse werden Räumlichkeiten im Pfarrheim zur Verfügung gestellt. Für 3. Mai ist ein großes Fest der Begegnung im Pfarrgarten geplant, der demnächst familiengerecht gestaltet werden soll.

 

Pfarrer Mag. Franz Zeiger, Mag. Matthäus Fellinger (Chefredakteur Linzer KirchenZeitung, OÖ. Journalistenforum), Asylwerber Munjid Ali und Mag.a Marion Huber, Leiterin der Caritas-Flüchtlingshilfe OÖ. © Diözese Linz

 

 

AsylwerberInnen: Endlich wieder eine Zukunft haben

 

Munjid Ali ist Journalist und Flüchtling aus dem Irak. Er lebt derzeit in einem Asylwerber-Quartier der Gemeinde St. Georgen/Gusen, das von der Volkshilfe betreut wird. Er schilderte die Situation im Irak vor seiner Flucht. In den sieben Jahren, in denen er als Fernsehjournalist gearbeitet habe, habe er regimekritische Berichte gedreht und sei einige Male nur ganz knapp seiner Ermordung entkommen. Seine Flucht führte ihn über die Türkei und Griechenland nach Mazedonien und Serbien. Seit einem Monat ist er in Österreich und lebt nun mit 19 anderen Flüchtlingen, die von der Volkshilfe betreut werden, in St. Georgen an der Gusen. „Ich bin überglücklich, einen so guten Platz gefunden zu haben. Im Irak hatte ich keine Perspektive mehr – hier habe ich wieder eine Zukunft. Ich möchte gut Deutsch lernen und dann wieder in meinem Beruf arbeiten“, so Ali.

 

Statement von Munjid Ali zum Nachlesen

 

 

 

Erfahrungen vor Ort: Schulterschluss über Grenzen hinweg

 

Monika Weilguni, Pastoralassistentin in St. Georgen an der Gusen, erzählte von den Erfahrungen der Pfarre St. Georgen mit den AsylwerberInnen. Die Gemeinde Langenstein, die zum Einzugsgebiet der Pfarre gehört, beherbergt seit 2004 insgesamt 50 AsylwerberInnen – Erfahrungen, von denen man jetzt in St. Georgen bei der Unterstützung der 20 Flüchtlinge profitiert. „Es gab einen Schulterschluss über gesellschaftliche Grenzen hinweg – Politik, Kirche und Vereine setzen sich mit vereinten Kräften für ein gutes Leben für die AsylwerberInnen ein. Durch die breite Vernetzung ist die Akzeptanz in der Bevölkerung sehr hoch“, berichtete Weilguni. Der Integrationsausschuss der Gemeinde, der Pfarrgemeinderat, der Verein „Für mich und du“ und andere Gruppen seien miteinander um tatkräftige Unterstützung für die AsylwerberInnen bemüht. So hätten sich etwa innerhalb einer Woche 10 Personen als DeutschlehrerInnen zur Verfügung gestellt. Der Deutschunterricht kann dadurch in Kleingruppen angeboten werden.

 

 

Asylwerber Munjid Ali mit Pastoralassistentin Monika Weilguni (Pfarre St. Georgen an der Gusen). © Diözese Linz

 

(be)

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