Donnerstag 25. April 2024

Mariazell: Vorsynodale Beratung der Bischofskonferenz

Die Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz von 20. bis 22. Juni 2022 in Mariazell  steht heuer ganz im Zeichen des synodalen Prozesses. 

Im gemeinsamen Beten, Hören und Beraten will die Kirche in Österreich nun ihren finalen Beitrag für den weltweiten Synodalen Prozess leisten. Mit diesen Worten hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Nachmittag des 20. Juni 2022 die Sommervollversammlung der heimischen Bischofskonferenz eröffnet. Bis Dienstag, 21. Juni beraten mit den Bischöfen gut 45 weitere Vertreter:innen aus allen österreichischen Diözesen, aus den katholischen Organisationen, von Caritas, Medien, Wissenschaft und Orden, aber auch aus der evangelischen und orthodoxen Kirche. Dazu kommen die Mitglieder von Synoden- und Redaktionsteam.

 

Die Bischöfe und Delegierte tauschen sich an beiden Tagen über einen Textentwurf aus, in dem die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses aus den Diözesen bereits gebündelt wurden. Daraus soll nun eine finale nationale Synthese entstehen. Erzbischof Lackner sprach am Rande der Eröffnung gegenüber Kathpress von offenen Gesprächen, bei denen nochmals alles zur Sprache kommen kann, "nichts ist ausgeschlossen". Man solle nur die Sachen so ansprechen, dass man "anschlussfähig bleibt für andere", gab der Salzburger Erzbischof zu bedenken. Für die Bischöfe gehe es erneut vor allem um das Hören. Das zweitägige Programm enthält neben Arbeitseinheiten im Plenum und in Kleingruppen auch Phasen des Gebets und des Gottesdienstes.

 

 

Ökumenische Impulse

 

Eröffnet wurden die Beratung mit Impulsen aus der Ökumene: Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der evangelische Bischof Michael Chalupka sprach über Synodalität aus der Sicht ihrer Kirchen.

 

Bischof Chalupka erläuterte dabei u. a. höchst weitreichende Kompetenzen der evangelischen Synode: Diese sei die verfassungsgebende Versammlung für ihre Kirche, sie beschließe sämtliche Kirchengesetze, die das kirchliche Leben regeln. Dazu gehöre etwa auch die Haushaltsplanung. Die Synode wähle auch die Mitglieder des Oberkirchenrates, einschließlich des Bischofs oder der Bischöfin. Die hohe Bedeutung der Synoden zeigt sich auch daran, dass der Synodenpräsident in der lutherischen Kirche neben dem Bischof gemeinsam die gesamtkirchliche Repräsentanz nach außen inne habe. In der Evangelischen Kirche A. B. und H. B. in Österreich sei der Synodenpräsident allein der höchste Repräsentant.

 

Grundlage für Synodalität in der Evangelischen Kirche sei das allgemeine Priestertum aller Getauften, führte Chalupka weiter aus. Die Versammlung der Synode habe wesentlich die Aufgabe, "zu überprüfen, ob man noch die Kirche ist, in der das Evangelium rein gepredigt wird und in der die Sakramente stiftungsgemäß zugänglich gemacht werden". Chalupka ging in seinen Ausführungen u. a. auf das Spannungsfeld von Mehrheitsentscheidungen und dem sogenannten "magnus consensus" - übersetzt als große Einmütigkeit - ein. Diese Einmütigkeit sei letztlich eine Wirkung des Heiligen Geistes.

 

Damit sei auch klar ausgesprochen: "Synoden sind Stückwerk. Sie sind Suchbewegungen, manchmal im Dickicht der Meinungen, manchmal in der Klarheit des gemeinsamen Weges. Bei aller Frustration für den Durchsetzungswillen Einzelner, die sie mit sich bringen, sind sie unserer Kirche ein großer Segen geworden." 

 

Der evangelische Bischof Michael Chalupka

Der evangelische Bischof Michael Chalupka. © Kathpress / Paul Wuthe

 

Lebendiges Erbe der Alten Kirche

 

Die Orthodoxe Kirche werde gerne als "Kirche der Sieben Ökumenischen Konzilien" bezeichnet, so Metropolit Arsenios in seinem Impulsreferat. Die Orthodoxie habe das synodale Selbstverständnis der Alten Kirche lebendig bewahrt, "auch wenn die Praxis uns hier - gerade heute - oft ein anderes Bild zeigt", räumte der Metropolit ein.

 

Die Wurzeln des synodalen Systems würden sich schon in der Struktur und im Leben der ersten christlichen Gemeinschaften finden, führte Kardamakis aus. Er verwies auf den orthodoxen Theologen und Metropoliten Ioannis Zizioulas von Pergamon. Dieser habe von einer "Urkonziliarität" der ersten christlichen Gemeinden gesprochen, die - wie er beobachtet - eine erstaunlich "nahe Verwandtschaft" synodal-konziliarer Elemente des Gemeindelebens und der eucharistischen Versammlungen aufweist. Diese enge Verbindung sei dann auch entscheidend für die folgende Ausgestaltung der synodalen Strukturen der Kirche gewesen. Man könnte sogar sagen, so Kardamakis, "dass ihr synodaler Charakter zu ihrem Wesen als eucharistische Gemeinschaft (communio) gehört, die auf Christus und Seiner Jünger gründet".

 

In der Taufe würden die Christen neu geboren und zu Königen, Propheten und Priestern gesalbt. Das sei die tiefste Grundlage jeder Form von Synodalität: erst der Anteil der einzelnen Glieder am einen Leib der Kirche ermögliche ihre Lebendigkeit; alle Glieder des einen Leibes sind aufeinander angewiesen. Die Einheit der Glieder dürfe aber nicht mit Einheitlichkeit verwechselt werden, so der Metropolit.

 

Wie Kardamakis weiter ausführte, seien die großen Konzilien immer aufgrund von tiefen Krise einberufen worden. "Es waren Krisen, die das Selbstverständnis der Kirche auf den Prüfstand stellten, ihre communio und ihre Einheit." Die synodale Struktur der Kirche auf allen Ebenen stehe daher im Dienst der Katholizität, sie bedingen sich gegenseitig. Kardamakis: "So wie die Katholizität der Kirche in den synodalen Strukturen der Kirche zum Ausdruck kommt, so müssen ihre synodalen Einrichtungen - besonders die Konzilien - Werkzeuge und Organe der Synodalität sein." Letztlich können und müsse die gesamte Kirche als eine einzige Synode gedacht werden, so der orthodoxe Metropolit.

 

 

Der orthodoxe Metropolit Arsenios

Der orthodoxe Metropolit Arsenios. © Kathpress / Paul Wuthe

 

Lackner: Kirche zeichnet Gemeinschaft, Partizipation und Sendung aus

 

Eine lebendige Kirche zeichnet aus, dass in ihr Gemeinschaft, Partizipation und Sendung erfahrbar sind. Diese drei Schlüsselbegriffe, die auch das Thema des von Papst Franziskus initiierten weltweiten Synodalen Prozesses bilden, stellte Erzbischof Franz Lackner in das Zentrum seiner Predigt bei der Messe am Dienstagmorgen in Mariazell.  Mit ihr wurde der zweite Tag der vorsynodalen Beratung der Bischofskonferenz eröffnet.

 

Gemeinschaft dürfe nicht nur innerkirchlich verstanden werden, sondern solle niemanden ausschließen, betonte Lackner: "Wir gehen gemeinsam als Geschwister", so wie es Papst Franziskus in der Enzyklika "Fratelli tutti" in einer weltweiten Perspektive vorgegeben habe. Dabei gelte es, wirklich alle im Blick zu haben, so der Erzbischof, denn auch "der Atheismus, das Säkulare ist – so will es mir scheinen – ein zumindest entfernter Verwandter des Glaubens."

 

Partizipation bedeute auf die Kirche hin gesehen zuallererst, dass sie Teil hat an Jesus Christus, dem "Ursprung und Quelle unseres Glaubens". Eine Quelle brauche aber auch Zuflüsse, um ein großer lebensspendender Fluss zu werden. "Wir, als Kirche von heute sind so ein Zufluss, der das helle klare Heilswasser weiterträgt. Wir haben wesentlichen Anteil, das ist unsere Aufgabe und Mission, dass Glaube in unserer Zeit und nach uns noch lebendig ist", betonte der Salzburger Erzbischof.

 

Schließlich gelte es zu sehen, dass alle in der Kirche gesendet sind. "Mission" bedeute Gesendet-Sein, und dieses Selbstverständnis sei zugleich entlastend, denn: "Hinter uns steht einer, der um unsere Gebrochenheit und Fehleranfälligkeit weiß", so Lackner, der resümierte: "Als Glaubende sind wir auf dem Weg anteilig verbunden mit der Quelle des Heils, Jesus Christus. Er sendet uns in die Welt, die aus vielen Wunden blutet."

 

Bereits am Montagnachmittag war der Bischofskonferenz-Vorsitzende bei der Eröffnung der Versammlung auf Mariazell als besonders geeigneten Ort für die vorsynodale Beratung eingegangen. Mariazell sei nicht nur ein Zufluchtsort vieler Pilger und Pilgerinnen in ganz persönlichen und generellen Nöten, "sondern hier bei der Magna Mater Austriae wurden immer wieder auch Meilensteine für das wandernde Gottesvolk gesetzt", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der an das "Mariazeller Manifest" beim Katholikentag 1952 erinnerte. Die damals gefundene Formel "Freie Kirche in einem freien Staat" sei bis auf den heutigen Tag "Leitfigur für die konstruktive Zusammenarbeit von Kirche und Staat".

 

Als weitere wichtige Wegmarken der katholischen Kirche in Österreich bezeichnete Lackner den Mitteleuropäischen Katholikentag 2004 und die Besuche von Papst Johannes Paul II. 1983 sowie von Papst Benedikt XVI. 2007 im Marienwallfahrtsort.  

 

Erzbischof Franz Lackner beim Gottesdienst in der Basilika Mariazell

Erzbischof Franz Lackner beim Gottesdienst in der Basilika Mariazell. © Kathpress / Paul Wuthe

 

Frauenbewegung-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl im Kathpress-Interview: "Alle Signale, die ich bekomme, sprechen dafür, dass wir gehört werden"

 

Eine zuversichtliche Zwischenbilanz der aktuellen synodalen Beratungen der österreichischen Bischöfe mit den Vertreterinnen und Vertretern aus allen Diözesen hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (KFB), Angelika Ritter-Grepl, gezogen. Im Kathpress-Interview am Dienstag, 21. Juni 2022 sprach Rittel-Grepl von offenen und aufrichtigen Gesprächen, bei denen die Frauenfrage einer der ganz wesentlichen Aspekte sei. Bis einschließlich Dienstag beraten in Mariazell Bischöfe und Delegierte über einen Textentwurf, in dem die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses aus den Diözesen bereits gebündelt wurden. Daraus soll nun eine finale nationale Synthese entstehen, die dann nach Rom weitergeleitet wird.

 

"Das Wichtigste ist, dass wir Frauen und Männer der Kirche in Österreich, die nicht in der Kirchenhierarchie vertreten sind, einen Ort bekommen haben, wo wir wirklich gehört werden, wo wir unsere Anliegen vorbringen können und wo mit uns gesprochen wird." Unabhängig vom Ausgang der Weltbischofssynode im kommenden Herbst 2023 sei der begonnene Prozess damit schon ein Erfolg, meinte die KFB-Vorsitzende. 

 

Freilich: "Alle Signale, die ich bekomme, sprechen dafür, dass wir gehört werden", so Ritter-Grepl. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den jüngsten Besuch einer österreichischen Frauendelegation im Vatikan, bei denen die Frauen ihre Anliegen im persönlichen Gespräch mit Papst Franziskus und weiteren hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern vorbringen konnten. Ritter-Grepl: "Dass das Thema 'Frauen und Weihe" ein wichtiges Thema ist und angegangen werden muss, steht außer Frage, und ich verlasse mich darauf, dass das wirklich passiert." Die andere Frage sei freilich, "wie schnell dann Änderungen kommen."

 

Ein zentrales Anliegen für Ritter-Grepl im Synodalen Prozess besteht diesbezüglich auch im rechten Verhältnis zwischen globaler Kirche und Ortskirche. Die beiden Ebenen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ein Wandel sei nur möglich, "wenn die unterschiedlichen Ebenen in der Kirche wirklich miteinander kommunizieren und miteinander arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen".

 

Die Anliegen der Katholischen Frauenbewegung seien nicht neu, neu sei aber, die Anliegen gut unterzubringen. Die KFB habe derzeit auch eine Postkarten-Aktion laufen, nach dem Motto "Schreibt Papst Franziskus". Ritter-Grepl: "Das läuft sehr gut an."

 

Zur Frage, wie sehr die Frauen den Synodalen Prozess mittragen, meinte die KFB-Vorsitzende, dass die ältere Generation schon müde sei, weil sie so lange darum gekämpft habe, dass ihre Anliegen gehört werden. Bei dieser Generation gebe es naturgemäß auch Skepsis. Von der jungen Generation komme aber sehr viel Schwung.

 

Gespräche in Kleingruppen (Mitte: Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl)
Blick ins Plenum
Blick in eine Arbeitsgruppe (Anhörkreis)
Ökumene bei vorsynodaler Beratung der Bischofskonferenz in Mariazell
Gottesdienst in der Basilika Mariazell
Vorsynodale Beratung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell

© Kathpress / Paul Wuthe | © Foto Josef Kuss / Mariazell

 

Begegnung mit Flüchtlingen und Nuntius

 

Nach Abschluss der vorsynodalen Beratung findet ab Dienstagnachmittag die Vollversammlung der Bischöfe statt, bei der unter anderem eine Begegnung mit Geflüchteten aus der Ukraine geplant ist. Für Mittwoch (22. Juni) ist außerdem ein Treffen mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, vorgesehen. Im Anschluss und zum Abschluss der Vollversammlung wird der Nuntius am Mittwoch mit den österreichischen Bischöfen um 11.15 Uhr einen Festgottesdienst in der Wallfahrtsbasilika Mariazell feiern, zu dem die Gläubigen eingeladen sind. Diözesanbischof Josef Marketz wird bei der Messe die Predigt halten.

 

Kathpress

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