Donnerstag 25. April 2024

Rosenberger zu COP26: Zeichen der Zeit noch nicht erkannt

Moraltheologe Michael Rosenberger

Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger plädiert für eine "kulturelle Revolution" im Umgang mit der Schöpfung. 

Der Linzer Moraltheologe und Umweltethiker Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger hat am bisherigen Verlauf der COP26, der Klimakonferenz in Glasgow, Kritik geübt. Die Zeichen der Zeit seien noch nicht erkannt worden, stellte er in einem Interview mit dem Kölner Domradio fest. So würden z.B. die für die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre mitverantwortlichen Urwaldrodungen um weitere zehn Jahre verschoben. "Es sind noch nicht die Signale und die Entschlüsse, die eigentlich nötig wären", bemängelte der Theologe die bisherigen Weichenstellungen beim Klimagipfel. Vor allem in den Industrieländern braucht man nach den Worten Rosenbergers viel Radikalität, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Wie Papst Franziskus halte er eine "kulturelle Revolution" für nötig. "Wir müssen die Dinge auf den Kopf stellen: Unsere Art, wie wir gewirtschaftet haben, unsere Art, wie wir in den letzten Jahrzehnten gelebt haben, konsumiert haben, unsere Freizeit gestaltet haben", erklärte der Autor des Buches "Eingebunden in den Beutel des Lebens: Christliche Schöpfungsethik". Es müsse sich sehr viel verändern, um weniger Ressourcen zu verbrauchen und der Umwelt mehr Lebensmöglichkeiten zu geben.

 

Der aus Würzburg stammende Professor für Schöpfungsethik am Institut für Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz war schon in den 1970er-Jahren in regionalen Umweltgruppen aktiv. Seit damals habe sich die Dramatik in Bezug auf Ökologie "enorm zugespitzt", die Bedrohung für die Erde sei wesentlich schärfer geworden. Die Globalisierung habe einen enormen Schub an ökonomischen Aktivitäten gebracht, die in vielen Fällen keine Rücksicht auf die Begrenztheit und die Zerbrechlichkeit der Erde nehmen, sondern die Ressourcen so weit wie möglich ausbeuten würden, so Rosenberger.

 

Technische Innovationen reichen nicht


Seit dem ersten Klimagipfel 1992 in Rio de Janeiro sei in Bezug auf die ökologischen Probleme sehr wenig erreicht worden. Im Bereich technischer Innovationen sei zwar viel vorangebracht worden: Autos funktionierten viel sparsamer als vor 30 Jahren, die Häuser zumindest in den reichen Ländern seien wesentlich besser wärmegedämmt. "Das Problem liegt aber darin, dass wir im gleichen Zeitraum alles, was an technischen Verbesserungen geschehen ist, für unseren eigenen Lebensstil wieder ausgenutzt haben", gab Rosenberger zu bedenken. Es werde nicht mehr nur ein Raum der Wohnung geheizt, sondern alle Räume – und diese stärker. Und die per Auto zurückgelegten Strecken hätten sich so verlängert, dass der geringere Kraftstoffverbrauch "bestenfalls ein Nullsummenspiel" ergebe. Die beachtlichen technischen Verbesserungen seien somit einem immer komfortableren Lebensstil, aber nicht der Umwelt zugute gekommen, sagte der Theologe. "Letztlich setzen wir unser Wohlergehen als jetzt lebende Menschen über das Wohlergehen der kommenden Generationen."


Noah - Role Model für heute


Rosenberger erinnerte an die auch Kirchendistanzierten bekannte biblische Geschichte von
Noah und der Arche, die als Paradebeispiel für einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung gelten könne. Noah sei der einzige, der begreift, dass die Erde als Ganze bedroht ist. Die rasch steigende Flut - "eine durchaus gute Analogie" zur heutigen Situation - habe Noah zu raschem Reagieren angehalten: Auf seine Arche nahm er nach den Erzählungen im Alten Testament stellvertretend von allen Tier- und Pflanzenarten etwas mit. "Das heißt, er hat begriffen, er kann selber nicht überleben, ohne die Tiere, ohne die andere Schöpfung und holt alle mit in sein Boot." Das führe zum Überleben aller und zum Bund Gottes mit Noah, "aber, so heißt es ausdrücklich in der Bibel, auch mit allen Geschöpfen, die mit ihm in der Arche waren", unterstrich Rosenberger. Damit verbunden sei die Abmachung, dass so etwas nie wieder passieren soll, "gleichzeitig auch eine Verpflichtung für uns alle, etwas zu tun, alles zu tun, was wir können, damit nicht so eine unheilvolle Situation kommt".

 

Papst Franziskus habe mit seiner Enzyklika "Laudato si" die Zeichen der Zeit so verstanden, wie sie Noah verstand, betonte der Ethiker. Viele Geistliche und einfache Gläubige hinkten hier in ihrem Verantwortungsbewusstsein leider noch nach, bedauerte er. "Da haben wir also schon noch Nachholbedarf, diese Botschaft der Enzyklika auch für uns selber ernst zu nehmen."

 

(kathpress)

 

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