Freitag 29. März 2024

Kunstfachleute im Vatikan: "Zeitgenössische Kunst ist Fremdprophetie"

Der Innsbrucker Bischof und Kunsthistoriker Glettler initiierte ein Treffen kirchlicher Kunstfachleute aus deutschsprachigen Raum im Vatikan. Der Linzer Kunstreferent Hubert Nitsch war mit dabei.

"Zeitgenössische Kultur hat in kirchlichen Räumen nicht nur Gastrecht, sondern Bleiberecht." Diese vom Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler formulierte Überzeugung bildete gleichsam das Motto eines von ihm initiierten Treffens kirchlicher Kunstfachleute aus dem deutschsprachigen Raum am Dienstag im Vatikan: Gastgeber war Gianfranco Ravasi, Kurienkardinal und seit 2007 Präsident des Päpstlichen Kulturrates. Der studierte Kunsthistoriker und selbst künstlerisch tätige Glettler würdigte moderne Kunst als "Fremdprophetie" und unterstrich die Notwendigkeit eines permanenten Dialogs mit ihr, "weil Themen christlicher Spiritualität und katholischer Bildtradition im Säkularen und Profanen mit unfassbarer Intensität verhandelt werden".

An dem in dieser Form erstmaligen Arbeitstreffen im Vatikan nahmen aus Österreich neben Glettler auch Johanna Schwanberg, Direktorin des mit dem Österreichischen Museumspreis 2020 ausgezeichneten "Dom Museums Wien", der Linzer Kunstreferent und Diözesankonservator Hubert Nitsch sowie aus Graz "Kultum"-Leiter Johannes Rauchenberger und Hochschulseelsorger Alois Köbl teil, dazu aus Deutschland Benita Meißner ("DG Kunstraum"), Stephan Kessler (St. Peter Köln) und Maria Dis ("Insight", Katholisches Bildungswerk Stuttgart). Unter den sieben Vatikan-Fachleuten waren neben Kardinal Ravasi auch Kurienbischof und Medienexperte Paul Tighe, die Leiterin der Zeitgenössischen Kunstausstellung in den Vatikanischen Museen, Micol Forti, u.a. Verantwortliche für das vatikanische Kulturerbe.

 

Kunstfachleute im Vatikan: 'Zeitgenössische Kunst ist Fremdprophetie'

Deutschsprachige Kunstfachleute im Vatikan mit Initiator Bischof Glettler (rechts) und dem Linzer Kunstreferenten Nitsch (zweiter von rechts). © Michael Schallner / Diözese Innsbruck.


Bischof Glettler, der sich seit seinem Amtsantritt in Innsbruck bereits mehrfach als Brückenbauer zwischen Kirche und Kunst engagierte, wies in seinem Einleitungsstatement auf eine Fülle von Begegnungen und konstruktiven Auseinandersetzungen der beiden Bereiche hin. Dies habe den Kreis der Interessierten wachsen lassen, "die durch die Konfrontation mit bester Gegenwartskunst sowohl die traditionelle christliche Ikonografie als auch die Bedeutung kirchlicher Bild-Orte neu entdeckt haben". Glettler betonte, die Kirche müsse sich von den Kulturschaffenden der Gegenwart "infrage stellen und beschenken lassen", wenn sie eine lernende Kirche in der Tradition des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) bleiben wolle. Die Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst sei von vielen Überraschungen gekennzeichnet, "weil sich Gottes Geist nicht an Institutionsgrenzen hält".
 

Ideen für institutionalisierten Dialog


Ziel der Initiative des Innsbrucker Bischofs war auch ein institutionalisierter Kunst-Dialog im Vatikan: Dafür schlug er einen alle zwei Jahre stattfindenden Austausch zwischen einschlägigen kirchlichen Kulturinstitutionen vor, die einen ernsthaften Dialog mit heutigen Kulturschaffenden suchen. Ebenso regte Glettler ein gemeinsames, auf vier Jahre anberaumtes Kunst-Projekt an, das das 60-Jahr-Jubiläum des Konzils in verschiedenen Ländern zum Anlass für Dialogprojekte mit Gegenwartskunst nimmt.

Die Gäste aus Österreich und Deutschland präsentierten den Vatikan-Vertretern die zahlreichen kirchlichen Initiativen im deutschsprachigen Raum, die bereits seit geraumer Zeit dem Dialog mit zeitgenössischer Kultur verpflichtet sind. Die Palette reicht von temporären Interventionen zeitgenössischer Kunst im Kirchenraum (Kunststation St. Peter in Köln, St. Andrä in Graz, Kunstraum Kirche Innsbruck) bis hin zur Bildungsarbeit im kirchlichen Kontext ("Insight" Stuttgart, Katholische Hochschulgemeinde Graz, St. Virgil in Salzburg), "wo mit Kunst nicht nur Gänge beiläufig dekoriert werden", wie es in einem Bericht der Diözese Innsbruck heißt. Vorgestellt wurden auch das kirchliche Kulturzentrum "Kultum" in Graz und das Dommuseum in Wien, wo heutige existenzielle Themen mit Beispielen alter und neuer Kunst aufgegriffen werden, sowie Beispiele "konsequenter Einladung zeitgenössischer Künstler/innen zur Gestaltung von Altarräumen und sakralen Gegenständen", wie es Gepflogenheit in den Diözesen Linz, Graz-Seckau, Wien und Innsbruck sei.
 

Schätze im deutschsprachigen Raum


Nach den Worten von Direktorin Johanna Schwanberg hat die Rolle der Kirche als Förderin zeitgenössischer Kunst in Österreich eine lange Tradition: Der Wiener Priester und Kunstmäzen Msgr. Otto Mauer (1907-1973) habe als Galerist und Sammler das österreichische Kunstgeschehen nach 1945 entscheidend geprägt und dem Dom Museum Wien einen hochkarätigen Fundus hinterlassen.
 

Hubert Nitsch: "Heutiger Glaube braucht heutige Bilder"

 

"Heutiger Glaube braucht auch heutige Bilder": Mit diesen Worten unterstrich der Linzer Kunstreferent Hubert Nitsch die Bedeutung der Kirche als Auftraggeberin für Kunstschaffende gerade auch in Corona-Zeiten. Die Fülle der Beauftragungen in der Diözese Linz - mehr als 200 Projekte seit 2002 - beinhalte die Gestaltung von liturgischen Räumen, Gewändern und Gegenständen, Glasfenstern, Orgeln und Glocken bis hin zu Gedenkorten für stillgeborene Kinder.

Direktor Johannes Rauchenberger stellte sein "künstlerisch polyglottes" Grazer Kulturzentrum ebenso vor wie sein virtuelles Buchmuseum "Gott hat kein Museum" über Religion in der Kunst des beginnenden 21. Jahrhunderts. Das Buch dazu ist restlos vergriffen, das letzte Exemplar überreichte er Kardinal Ravasi - verbunden mit der Hoffnung, dass die von Papst Paul VI. angeregte Begegnung von Kunst und Kirche wieder verstärkt aufgegriffen wird. Die Vatikanischen Museen hätten zwar eine Abteilung für zeitgenössische Kunst, diese bestehe aber vor allem aus Werken der 1960er und 1970er-Jahre. Rauchenberger gab am Ende des Treffens seinen Eindruck wieder, "dass beim Päpstlichen Kulturrat auch klar geworden ist, welchen Schatz wir im deutschsprachigen Raum mit zeitgenössischen Museen, Ausstellungshäusern und Kunstinitiativen mit kirchlichem Kontext haben".

 

Quelle: kathpress

 

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