Mittwoch 24. April 2024

tracks & traces – Spuren des Lebens

Im Festsaal des Linzer Bischofshofs sind unter dem Thema „tracks & traces – Spuren des Lebens“ noch voraussichtlich bis Juni 2020 Werke von Irma Kapeller und Iris Christine Aue zu sehen.

Am 8. November 2019 wurde die Ausstellung im Beisein der Künstlerinnen von Bischof Manfred Scheuer feierlich eröffnet.

 

Die Werke von Irma Kapeller und Iris Christine Aue bilden die dritte Ausstellung im Festsaal des Linzer Bischofshofs. Den Auftakt machten im Frühjahr 2017 ausgewählte Werke des inzwischen verstorbenen oberösterreichischen Künstlers Herbert Friedl, die dieser seinem Freund Bischof Scheuer als Leihgaben zur Verfügung stellte. Von September 2018 bis September 2019 schmückten farbenfrohe Werke von Ernestine Tahedl aus dem Bilderzyklus „Anton Bruckner“ die Wände des Festsaals. Anlässlich des Jubiläums „160 Jahre Diözesankunstverein“ (DKV) sind nun Bilder von Irma Kapeller (Förderpreisträgerin des DKV des Jahres 1997) aus den Serien „Impressionen einer Stadt“, „imagine“ und „inside“ (alle Latex auf Trägergewebe) zu sehen. Von Iris Christine Aue (Förderpreisträgerin des DKV des Jahres 2011) stammt das Werk „Auseinandersetzung“ aus der Werkserie „telling scars“ („Von Narben erzählen“, Aquarell und Bleistift auf Papier, Garn, 2019).

 

Festsaal mit Ausstellungsstücken
Werk aus der Serie „imagine“ von Irma Kapeller.
Werk aus der Serie „imagine“ von Irma Kapeller.
Werk aus der Serie „imagine“ von Irma Kapeller.
"Impressionen einer Stadt" von Irma Kapeller
Werk aus der Serie "inside" von Irma Kapeller
Werk „Auseinandersetzung“ aus der Werkserie „telling scars“ (Aquarell und Bleistift auf Papier, Garn, 2019) von Iris Christine Aue.

© Diözese Linz / Appenzeller

 

Am 8. November 2019 lud Bischof Dr. Manfred Scheuer zur Ausstellungseröffnung in Anwesenheit der Künstlerinnen in den Linzer Bischofshof. Gekommen waren Generalvikar DDr. Severin Lederhilger, Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier, Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser, die LeiterInnen diözesaner Ämter und Einrichtungen, MitarbeiterInnen des Bischöflichen Ordinariats, der Leiter des Kunstreferats der Diözese Linz MMMag. Hubert Nitsch, die Obfrau des Diözesankunstvereins und Ausstellungskuratorin Dr.in Martina Gelsinger und weitere VertreterInnen des Diözesankunstvereins, die Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc und Vizerektor Univ.-Prof. Frank Louis, die Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich Mag.a Anneliese Geyer sowie zahlreiche FörderpreisträgerInnen früherer Jahre.

 

Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer brachte seine Freude über die neuen Kunstwerke im Festsaal des Linzer Bischofshofs zum Ausdruck, in die er sich allerdings erst „einsehen“ müsse. Bezugnehmend auf den Ausstellungstitel „tracks & traces – Spuren des Lebens“ betonte Scheuer, Menschen würden in Räumen und in den Lebensgeschichten anderer Spuren hinterlassen: mit Bildern, mit Atmosphären, mit ihren Arbeits- und Lebensweisen und ihren Einstellungen. „Die Spuren verweisen auf etwas, was nicht mehr ist – die Vergangenheit ist noch präsent“, so der Bischof. Spuren zu suchen und zu sichern mache Abwesende(s) wieder anwesend. Es sei wichtig, dass sich jeder Mensch Spuren des Lebens in der eigenen Lebensgeschichte vergegenwärtige, so die Überzeugung des Diözesanbischofs.

 

© Diözese Linz / Kraml

Bischof Manfred Scheuer eröffnete die Ausstellung im Linzer Bischofshof. © Diözese Linz / Kraml

 

Den Dialog von Kunst und Kirche fördern

 

Auch Dr.in Martina Gelsinger, Obfrau des Diözesankunstvereins und Ausstellungskuratorin, freut sich, dass die Ausstellung zweier Preisträgerinnen des Diözesankunstvereins anlässlich dessen 160-jährigen Bestehens möglich wurde. „Die Verweildauer vor einem Bild beträgt in einem Museum durchschnittlich zwischen 17 Sekunden und drei Minuten – im Festsaal des Bischofshofes, einem Arbeits- und Repräsentationsraum, wird sie deutlich länger sein“, so die Ausstellungskuratorin launig. Anliegen des 1859 gegründeten Diözesankunstvereins sei es, den Dialog von Kunst und Kirche zu fördern. Die Form dieses Dialoges werde vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit und der gesellschaftlichen Entwicklung jeweils neu definiert. Besonderer Brückenbauer sei Günter Rombold gewesen, der von 1991 bis 2003 Obmann des DKV war und den Fokus auf die zeitgenössische Kunst legte. Er sei es auch gewesen, der mit Wolfgang Stifter 1995 den Förderpreis des Diözesankunstvereins ins Leben gerufen habe. Nunmehr seit 24 Jahren werde kontinuierlich jedes Jahr im Rahmen der Sponsionsfeier der Kunstuniversität am Ende des Studienjahres ein Preis an einen Absolventen bzw. eine Absolventin für eine Diplomarbeit verliehen, „die sich durch eine herausragende künstlerische Qualität sowie durch eine religiöse, soziale oder ethische Relevanz auszeichnet“, wie Gelsinger betonte. Zu den FörderpreisträgerInnen zählen mittlerweile renommierte KünstlerInnen wie Katharina Struber, Markus Schinwald, Paul Kranzler, Elisabeth Altenburg, Karin Fisslthaler und Rainer Nöbauer-Kammerer. Mit dem 2001 gegründeten Förderpreis für ArchitekturabsolventInnen der Kunstuniversität Linz wurden u. a. Franz Koppelstätter, Anna Heringer und Tobias Hagleitner ausgezeichnet. Gelsinger würdigte die langjährige und gute Verbindung zur Kunstuniversität Linz, die bei der Vernissage durch Rektorin Mag.a Brigitte Hütter und Vizerektor Univ.-Prof. Frank Louis vertreten war.

 

Ausstellungskuratorin Dr.in Martina Gelsinger

Ausstellungskuratorin Dr.in Martina Gelsinger. © Diözese Linz / Kraml

 

Die kürzlich inaugurierte Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc gratulierte dem Diözesankunstverein zum 160-jährigen Bestehen und betonte, es sei nicht selbstverständlich, dass er die Kunstuniversität in dieser Weise unterstütze. Der Förderpreis werde an AbsolventInnen verliehen, also in einer Zeit, in der eine Brücke zum freien Künstlertum geschlagen werde. „Der Preis bedeutet für unsere AbsolventInnen Wertschätzung, gibt Selbstvertrauen und schafft die Möglichkeit, ausstellen zu können. Der Diözesankunstverein hinterlässt Spuren – der beste Beweis dafür sind die beiden Künstlerinnen Irma Kapeller und Iris Christine Aue, die hervorragende Arbeiten und Ausstellungen vorweisen können“, so Hütter. Auch sie betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Diözesankunstverein, die sie sehr schätze und auf die sie sich weiterhin freue.

 

Die Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc

Die Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc (2. v. l), neben ihr Irma Kapeller (l.) und Iris Christine Aue (r.). © Diözese Linz / Kraml

 

Spuren des Lebens, die zu Kunst werden

 

Mag.a Anneliese Geyer, Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich, stellte in ihrer Ansprache die beiden Künstlerinnen und deren Schaffen näher vor. Sie betonte, dass die Ausstellung zwei hervorragende künstlerische Positionen vereine, deren Inhalte von hoher Aktualität seien. In den Werken beider Künstlerinnen stehe der Mensch im Mittelpunkt, auch wenn dies bei den ausgestellten Werken nicht auf den ersten Blick zu vermuten sei: „Es geht um Haut, es geht um den Körper, es geht um Verletzlichkeit, es geht um Spuren, die man hinterlässt“, so Geyer. Irma Kapeller beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Abdrücken, Oberflächen und Spuren im Kontext von Materialität und Zeitlichkeit. Abdrücke von Oberflächen werden mit Latex abgenommen, das bei ihren Bildern auf ein Trägergewebe und damit auf Keilrahmen montiert wird. Waren „Haut und Hülle“ als Schutz, Grenze und Ort der Kommunikation der Einstieg in Kapellers künstlerisches Leben, wandte sie sich danach zweidimensionalen Objekten (Hauswände, verwitterten Türen etc.) und Platz-Themen zu. So liefern etwa Hinterhöfe, Auf- und Durchgänge Motive für Kapellers Arbeit – Orte, an denen Menschen Spuren hinterlassen haben. „Risse und Sprünge, Falten und Narben und alles, was diese Erscheinungen im Schlepptau haben, gehören wesentlich zum Werk Irma Kapellers, ja, sie sind ihre Arbeiten“, so Geyer.

 

Mag.a Anneliese Geyer, Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich

Mag.a Anneliese Geyer, Leiterin der Kunstsammlung des Landes Oberösterreich.  © Diözese Linz / Kraml

 

Ähnliches gelte auch für Iris Christine Aue, deren Werk „Auseinandersetzung“ aus der Werkserie „telling scars“, „von Narben erzählen“, in der Ausstellung zu sehen sei. „In dieser Werkserie wird reflektiert, was uns im Leben prägt, was uns verändert, verletzt und was – oft innerlich – Narben hinterlässt“, erklärte Geyer. Für „telling scars“ hat Aue die Distel als Motiv gewählt: eine mit Dornen bewehrte, robuste Pflanze, an der man sich verletzen kann, die aber gleichzeitig Heilpflanze ist und sich durch prächtige Blüten auszeichnet. In Bleistift und Aquarell bringt Aue die Pflanze in verschiedenen Ansichten auf Papier, schneidet sie exakt aus und montiert sie auf Papier, das sie fragmentiert, wieder zusammenfügt und verschiedentlich in kleinen Stichen zusammennäht. In den vernarbten Zeichnungen geht es Aue um den Prozess des sorgfältigen Zeichnens, Zerschneidens und somit Zerstörens dieser Zeichnungen und des Wieder-neu-Zusammenfügens. Geyer: „Grundtenor in den Arbeiten von Iris Christine Aue ist das Aufspüren von Störungen in den menschlichen Beziehungen, von feinen Misstönen und Ungleichgewichten, die ein diffuses Unbehagen auslösen.“

 

Geyer wies darauf hin, dass beide Künstlerinnen bereits Werke im Sakralraum geschaffen hätten: Irma Kapeller die Altarraumgestaltung in der Martinskirche in Attnang-Puchheim, Iris Christine Aue eine künstlerische Intervention zu Beichte/Buße in der Pfarrkirche Neufelden.

 

Zusammenfassend betonte die Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich: „Wir haben es hier mit zwei Künstlerinnen zu tun, die sich, obwohl sie unterschiedlich arbeiten, andere Materialien verwenden und vom Alter her fast eine Generationen auseinanderliegen, inhaltlich doch an einer Schnittstelle bewegen: Sie verfügen beide über eine hohe Sensibilität für Zwischentöne, für das zutiefst Menschliche – in der Erinnerung und in den unausgesprochenen Augenblicken. tracks & traces: Spuren des Lebens, die hier zu Kunst werden dürfen.“

 

V. l.: Bischof Manfred Scheuer, Künstlerin Iris Christine Aue, Künstlerin Irma Kapeller, dahinter Mag.a Anneliese Geyer (Leiterin der KUNSTSAMMLUNG des Landes OÖ), Ausstellungskuratorin Dr.in Martina Gelsinger (Obfrau Diözesankunstverein) und die Rektorin der Kunstuniversität Linz Mag.a Brigitte Hütter, MSc. © Diözese Linz / KramlDiözese Linz / Kraml

 

Die Künstlerinnen

 

Irma Kapeller, geboren 1965 in Bad Leonfelden, studierte an der Hochschule für Gestaltung Linz an der Meisterklasse Bildhauerei, ihr Diplom erhielt sie 1997. Seither ist sie als freischaffende Künstlerin mit nationalen und internationale Symposien, Kunstprojekten und Ausstellungen tätig: u.a. Galerie Forum Wels, Palais Liechtenstein, Feldkirch, NÖ Dokumentationszentrum für moderne Kunst in St. Pölten. Kapeller gestaltete eine Gedenkstätte für frühverstorbene und totgeborene Kinder in der Landes-Frauen- und Kinderklinik in Linz (jetzt Kepler Universitätsklinikum Med Campus IV) und zeichnet für die Altarraumgestaltung der Martinskirche in Attnang-Puchheim verantwortlich.

Die Künstlerin erhielt das Emanuel und Sofie Fohn Stipendium, den Förderpreis des Diözesankunstvereins Linz, den Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr und das Stipendium für kreatives Arbeiten mit mehrfach beeinträchtigten Menschen im Atelier des Institutes Hartheim. Sie ist Mitglied der Künstlervereinigung MAERZ. Ihre Werke finden sich in namhaften österreichischen Sammlungen, u. a. in der Kunstsammlung des Landes Oberösterreich. Irma Kapeller lebt und arbeitet in Linz.

 

Iris Christine Aue, geboren 1983 in Wien, studierte Bildende Kunst mit Schwerpunkt Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz und an der Kunsthøgskolen in Oslo, Norwegen; ihr Diplom erhielt sie 2010. Aue wurde mit dem Theodor Körner Preis, dem Förderpreis des Diözesankunstvereins Linz und mit dem Klemens Brosch Preis ausgezeichnet. Sie kann Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland vorweisen, u. a. in der Startgalerie im MUSA (Wien), in der Landesgalerie Linz, im Taxispalais Kunsthalle Tirol (Innsbruck) im Europaparlament in Brüssel, im Lentos Linz (LENTOS Kunstpreis), im Kunstraum NÖ und in der Conner Contemporary Art Gallery, Washington D. C. Von ihr stammt auch eine künstlerische Intervention zu Beichte/Buße in der Pfarrkirche Neufelden. Aue ist Mitglied der Künstlerinnengruppen DIE KUMPANINNEN und DIE VETTERN und war einige Jahre im Vorstand der IG Bildende Kunst und von Fiftitu. Ihre Werke finden sich in namhaften österreichischen Sammlungen. Iris Christine Aue lebt und arbeitet in Graz und Niederösterreich.

www.iris-christine-aue.com

 

© Diözese Linz / Kraml

Künstlerin Iris Christine Aue (l.) und Künstlerin Irma Kapeller. © Diözese Linz / KramlDiözese Linz / Kraml

 

„tracks & traces – Spuren des Lebens“
Ausstellung mit Werken von Irma Kapeller und Iris Christine Aue
8. November 2019 – Juni 2020
Festsaal, Bischofshof Linz | Herrenstraße 19, 4020 Linz

 

Besichtigungsmöglichkeit: Sofern keine Veranstaltungen im Bischofshof stattfinden, von Montag bis Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr | Freitag: 8.00 bis 12.00 Uhr.
Es gibt keine Führungen, eine freie Besichtigung ist nach Anmeldung an der Pforte möglich.

Kontakt für Rückfragen: Andreas Kaltseis (0676 87 76 11 02)

 

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