Dialog Stift Schlägl
Der Einladungsfolder zum DIALOG Stift Schlägl 2019 wies auf die Thematik hin: „Die Wahrnehmung des ländlichen Raumes ist gegenwärtig sehr ambivalent.“ Städter sehnen sich nach „Landleben“. Sind sie dann dort, gibt es bald einmal Unzufriedenheit bezüglich Infrastruktur und diverser Unzulänglichkeiten. „Die schwierige Realität des Lebens auf dem Land ist der Mehrheit der Bevölkerung aus dem Blick geraten – und mit ihr der Mehrheit der PolitikerInnen. Hat das Land noch Zukunft?“
lm Schlägler DIALOG 2O19 stellten sich am Mittwoch, 12. Juni 2019 im Vereinshaus Aigen namhafte Experten der Frage, ob und wie das Land als Lebens-, Wirtschafts- und Sozialraum eine Zukunft hat. Die Veranstaltung begann mit einer gemeinsamen Vesper in der Pfarrkirche Aigen. Danach wurden die TeilnehmerInnen im Vereinshaus von Abt em. Mag. Martin Felhofer und dem neu gewählten Abt Mag. Lukas Dikany begrüßt. Es folgten die Impulsreferate der Referenten: Dr. Franz Fischler, seit 2012 Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Sepp Rottenaicher, u. a. Umweltbeauftragter der Diözese Passau, und Ing. Johann Gaisberger, seit 2008 Direktor der Bioschule Schlägl. Die Moderation übernahm DIin Anni Pichler, Chefredakteurin der OÖ. BauernZeitung.
V. l.: Der Umweltsprecher der Diözese Linz Dr. Michael Rosenberger, Abt em. Martin Felhofer, Moderatorin Anni Pichler, die Referenten Sepp Rottenaicher, Franz Fischler und Johann Gaisberger und Abt Lukas Dikany. © Stift Schlägl / Stephan Prügl
Dr. Franz Fischler, ehemals Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und EU-Kommissar für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raumes und Fischerei und nun Präsident des Europäischen Forums Alpbach, differenzierte die Regionen in vier Typen: 1. Stadtumland, 2. Räume mit viel Arbeitsmöglichkeiten, 3. landwirtschaftlich geprägte Zonen mit weniger Arbeitsplätzen und 4. Räume mit noch geringeren Arbeitsmöglichkeiten, schwacher Infrastruktur, langen Pendlerfahrten und Bevölkerungsschwund. Die Digitalisierung mit ihren Jobs, ihren neuen Betrieben und ihrer Vernetzung werde auch in schwachen Zonen eine bessere Wirtschaftlichkeit bringen und die Infrastruktur heben, so Fischler.
Sepp Rottenaicher, Umweltbeauftragter der Diözese Passau, sprach davon, dass gerade in schwachen ländlichen Regionen die selbsthelfenden Kräfte das A und O sind. Motivierte Menschen müssten auf die Suche nach neuen Betriebsmöglichkeiten gehen und die Politik müsse dabei steuern. Auch die Kirche mit ihren vielen Tätigkeitsbereichen und ihren sozialen Aufträgen sei weiterhin ein Faktor, der wirke und ermutige. Ökosoziale Foren würden sich um sauberes Wasser, um Klimaschutz u. a. sorgen müssen, betonte Rottenaicher.
Ing. Johann Gaisberger, Direktor der Bioschule Schlägl, fühlt sich verantwortlich für die mittlerweile sehr gut laufende Bildung der bäuerlichen Jugend, vor allem im Biolandbau. Digitalisierung und öffentliche Förderungen sind unerlässlich. Dabei bedarf es der Ermöglichung einer guten Lebensqualität, durch die der Mensch Rücksicht auf sich selbst nehmen kann. Freude an der Arbeit durch Bildung und moderne Technik heben die Selbstwirksamkeit im Arbeitsprozess.
© Stift Schlägl / Stephan Prügl
In weiteren Gesprächsdurchgängen wurden, von der Moderatorin gut gesteuert, von den Referenten und SprecherInnen aus dem Publikum die wichtigsten Zukunftskomponenten noch einmal augelistet: Digitalisierung, Bildungserweiterung, Klimaschutz, ökosoziale Ausrichtung, kein unbegrenztes weiteres Wirtschaftswachstum, bessere Infrastruktur und Ausbau der Verkehrsnetze, kritischer Blick auf das EU-Gelder-Förderwesen. Ganz wichtig werden in Zukunft Kooperation und Gemeinschaftsprojekte sein, die auf Mitmenschlichkeit, Persönlichkeitsentfaltung und Verantwortlichkeit ausgerichtet sind.
V. l.: Der Umweltsprecher der Diözese Linz Dr. Michael Rosenberger, Abt em. Martin Felhofer, Moderatorin Anni Pichler, die Referenten Sepp Rottenaicher, Franz Fischler und Johann Gaisberger und Abt Lukas Dikany. © Stift Schlägl / Stephan Prügl
H. Stephan Prügl | Stift Schlägl
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