Donnerstag 25. April 2024

„Ohne ihn wäre die oberösterreichische Kirchenmusik ärmer gewesen“

In seinem Wirken verbanden sich Lehramt, Wissenschaft und kirchenmusikalische Praxis auf harmonische Weise – in einem seiner Werke vertonte der Pädagoge, Komponist und Kirchenmusiker Wolfgang Fürlinger einen Text von Silja Walter, in dem es heißt: „Ich habe meinen Ort gefunden.“ Nun hat Wolfgang Fürlinger seinen Ort gefunden. 

 

Wolfgang Fürlinger: „Ich habe meinen Ort gefunden“

 

Wolfgang Fürlinger wurde am 6. September 1933 in Peilstein im Mühlviertel geboren. Der Hang zur Pädagogik und zur Musik wurden ihm bereits in die Wiege gelegt, wirkte doch bereits sein Vater Viktor Fürlinger (1907–1975) als Volksschuldirektor und Stiftsorganist in Schlägl. Nicht umsonst bezeichnete sich Fürlinger als „Kirchenmusiker von Geburt an“, begleitete er doch bereits in jungen Jahren seinen Vater auf die Schlägler Orgelempore. Wolfgang Fürlinger erhielt seine erste musikalische Ausbildung daher bei den Schlägler Sängerknaben. Nach seinem Orgelstudium am früheren Brucknerkonservatorium Linz bei Hans Winterberger und ab 1965 an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst Mozarteum in Salzburg bei Josef Friedrich Doppelbauer arbeitete Fürlinger als Volksschul-, Hauptschul- und AHS-Lehrer.

 

Pädagoge mit Herz und Tiefgang

 

1968 bis 1997 wirkte der beliebte und erfolgreiche Pädagoge an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz und war in dieser Funktion prägend für mehrere Schüler- und Lehrergenerationen. Parallel dazu unterrichtete Fürlinger von 1963 bis 1998 am Brucknerkonservatorium sowie von 1975 bis 1981 am Mozarteum in Salzburg. Besonders beeindruckte Fürlingers Talent, in seinen Schülerinnen und Schülern die Liebe zur Musik zu wecken, wie Domorganist Wolfgang Kreuzhuber beschreibt: „Unvergesslich werden für uns seine pädagogischen Fähigkeiten bleiben, mit denen er junge Menschen an unterschiedlichen Instituten in die Tiefen der Musik führte.“ Dem Pädagogen Wolfgang Fürlinger verdankt Oberösterreich daher eine Vielzahl ausgezeichneter Musiklehrerinnen und Musiklehrer sowie Organistinnen und Organisten.

 

Kirchenmusiker Wolfgang Fürlinger

 

Kirchenmusiker in Reinkultur

 

Dompfarrer Maximilian Strasser würdigt Wolfgang Fürlinger als „durch und durch religiösen Musiker“. „Er war wirklich das, was ich mir unter einem Kirchenmusiker vorstelle“, erklärt Strasser zusammenfassend. Denn von 1952 bis 2016 versah Fürlinger seinen Dienst als Organist fast täglich – neben Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen auch bei der täglichen Frühmesse um 6.00 Uhr – an der Kirche der Barmherzigen Brüder in Linz. 1955 gründete er den Chor in der Kirche der Barmherzigen Brüder und wirkte dort mit Begeisterung und Leidenschaft bis 2013 als Regens chori. In all den Jahren schuf er bis zur Übergabe der Chorleitung an seine Schülerin Ingrid Zittmayr eine hochqualifizierte Chorgemeinschaft – so erinnert sich Dompfarrer Maximilian Strasser gut daran, dass Studierende aus großer Entfernung zu Proben und Aufführungen anreisten, um mit Wolfgang Fürlinger zu musizieren. Und Fürlinger selbst war dankbar dafür, dass sein Schaffen und Wirken stets von „Gottes Hand“ getragen wurde, wie er selbst sagte.

 

Zu Fürlingers 80. Geburtstag im Jahr 2013 widmete ihm der Konvent der Barmherzigen Brüder zum Abschluss seines Wirkens als Chorleiter eine Festmesse, die Bischof emeritus Maximilian Aichern verbunden mit einer ehrenden Würdigung zelebrierte. Im Rahmen dieser Festmesse wurde die Messe in D-Dur aus der Feder des Barmherzigen Bruders Abundius Micksh (1733–1782) aus Graz musiziert, die Fürlinger ausgegraben und 1993 in der Brüderkirche erstmals wiederaufgeführt hat. 

 

Vokal- und instrumentalmusikalischer Trüffelsucher

 

Denn Fürlingers musikalische Liebe galt insbesondere der süddeutschen, österreichischen und italienischen Vokal- und Instrumentalmusik aus Barock und Klassik. Im Laufe seines Lebens grub der Forscher rund 230 Werke aus Archiven und Bibliotheken oberösterreichischer Stifte und Klöster aus, die er editierte, bei namhaften Verlagen publizierte und in der Linzer Brüderkirche aufführte – darunter fast drei Dutzend Kompositionen von Johann Ernst Eberlin (1702–1762), mit denen Fürlinger die Wiederentdeckung des Salzburger Komponisten einleitete. 

 

Mit seinen für den praktischen Gebrauch eingerichteten Ausgaben von süddeutscher, österreichischer und norditalienischer Kirchenmusik des 17. und 18. Jahrhunderts sorgte der musikalische Trüffelsucher Fürlinger so für die Wiederentdeckung und Neubelebung teils vergessener Kompositionen und Komponisten. Domorganist Wolfgang Kreuzhuber, sein kirchenmusikalischer Nachbar am Linzer Mariendom, bekräftigt dies: „Sein Herz brannte für die Herausgabe geistlicher Musik unserer oberösterreichischen Klöster – allen voran Kremsmünster. Ohne ihn wäre die Kirchenmusik in Oberösterreich ein großes Stück ärmer gewesen.

 

Wolfgang Fürlinger: „Fürchte Dich nicht“

 

Komponist vielseitiger und praxisnaher Kirchenmusik

 

Seine Tätigkeit als Lehrender und Kirchenmusiker veranlasste Fürlinger, selbst Kirchenmusik für die Praxis zu schreiben. Seine zahlreichen Kompositionen für den liturgischen Gebrauch zeichnen sich durch musikalische Qualität abseits des Mainstream und große Praxisnähe aus – nicht umsonst werden diese gerne von Kirchenchören und Ordensgemeinschaften in Oberösterreich und weit darüber hinaus aufgeführt. Domorganist Wolfgang Kreuzhuber bestätigt diese Fähigkeit in seinen Gedanken zum Verstorbenen: „Wolfgang Fürlingers Wissen um die Liturgie und sein Gespür für Kompositionen verschiedener Gottesdienstfeiern lassen uns den großen, in der Praxis stehenden Kirchenmusiker erkennen.

 

Vier von Fürlingers Kompositionen fanden auch Einzug in den Eigenteil der (Erz-)Diözesen Österreichs des Gotteslobs (782,2: „Zeige mir deine Wege“; 841: „Öffne meine Ohren, Heiliger Geist“; 899,2: „Sein Wort ist mir Weg und Hilfe“; 987,1: „Dein Wort, o Herr, ist Licht über meinem Pfad“). Und Fürlingers „Johannes-von-Gott-Lied“ entwickelte sich gleichsam zu einer Hymne der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder.

 

Wer einmal aus handschriftlichen Noten Wolfgang Fürlingers musiziert hat, kann diese nicht mehr vergessen – so erzählt auch Dompfarrer Maximilian Strasser: „In seiner charakteristischen Handschrift, die für manche heute fast ein wenig unzeitgemäß wirken könnte, spiegelt sich Fürlingers unverwechselbare Persönlichkeit wider … seine Handschrift ist ein Zeichen dafür, das er seinen eigenen Stil pflegte.

 

Landeshauptmann Josef Pühringer überreicht Wolfgang Fürlinger das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich (2014)

 

Träger kirchlicher und weltlicher Auszeichnungen

 

Weit über Oberösterreich hinaus ist Wolfgang Fürlingers Name in Musikerkreisen bekannt – der vielseitige Pädagoge, Komponist und Kirchenmusiker wurde stets für sein stilles, aber hochqualifiziertes Wirken geschätzt. Diese Wertschätzung drückt sich auch in zahlreichen Auszeichnungen aus, die er im Laufe seines Lebens erhielt: 1997 wurde Fürlinger zum Ritter des Ordens des Heiligen Papstes Silvester ernannt, 2000 erhielt er die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich, 2004 die Ambrosius-Medaille des Cäcilienverbandes. Und 2014 wurde Fürlinger schließlich mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Darüber hinaus war Fürlinger auch Ehrenmitglied des Ordens der Barmherzigen Brüder aufgrund seines vielseitigen und langjährigen Wirkens für den Konvent.

 

Mit seinem Tod am 30. Mai 2019 endete ein Leben, das vor allem von einem geprägt war: Musik. Und sie klingt auch nach, wenn Wolfgang Fürlinger nun seinen Ort gefunden hat.

 

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Der Auferstehungsgottesdienst für OStR. Prof. Wolfgang Fürlinger wird am 11. Juni 2019 um 11.15 Uhr in der Kirche der Barmherzigen Brüder in Linz gefeiert. Um 14.00 Uhr findet auf dem Linzer St. Barbara-Friedhof die Verabschiedung statt. Bereits am 10. Juni 2019 findet um 17.30 Uhr in der Kirche der Barmherzigen Brüder eine Totenandacht statt.

 

Seelenfunken-Gedenkseite von Wolfgang Fürlinger

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