Mittwoch 24. April 2024

Offener Brief der Dechantenkonferenz an Bundeskanzler Sebastian Kurz

Die Dechantenkonferenz setzte sich bei ihrer Herbstkonferenz am 19. und 20. September 2018 mit dem Thema Afrika auseinander.

Die Dechantenkonferenz der Diözese Linz hat sich bei ihrer Herbstkonferenz am 19. und 20. September 2018 mit dem Thema Afrika auseinandergesetzt. Zu diesem Thema wendet sie sich in einem gemeinsamen Appell an Bundeskanzler Sebastian Kurz. 

 

Der offene Brief der Dechantenkonferenz der Diözese Linz an Bundeskanzler Sebastian Kurz im Wortlaut:

 

 

Offener Brief der Dechantenkonferenz der Diözese Linz für eine substantielle Erhöhung des Engagements der EU in Afrika  und eine Partnerschaft auf Augenhöhe

 

Geschätzter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz!

 

Wir begrüßen Ihre Initiative, den Dialog Europas mit Afrika zu intensivieren. In Vorbereitung auf den geplanten EU-Afrika-Gipfel unterstreichen wir die Notwendigkeit eines deutlich verstärkten Engagements für Afrika.

 

Kirchliche Einrichtungen wie Caritas, Pfarren, Ordensgemeinschaften und Gliederungen der Katholischen Aktion sind seit vielen Jahrzehnten im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika tätig. Sowohl Priester und kirchliche MitarbeiterInnen aus Oberösterreich, die in Afrika tätig sind, als auch Priester aus Afrika, die in der Diözese Linz seelsorglich wirken, sorgen für einen ständigen Austausch und Wissenstransfer. Darüber hinaus wurde durch verschiedene Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit ein breites Wissen über die Situation in Afrika aufgebaut.

 

Um die Beziehungen nach Nigeria zu vertiefen, besuchte im Juli 2018 eine Delegation unter der Leitung von Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer Partnerdiözesen in Nigeria.

Auch durch Papst Franziskus und die Enzyklika „Laudato sí“ sind wir zu einem verstärkten Einsatz und Handeln für eine sozial gerechtere und ökologischere Welt und zu mehr internationaler Solidarität aufgefordert.

 

Aus diesen Erfahrungen heraus wissen wir, dass es dringend und höchst wichtig ist, dass Europa sein Engagement in Afrika massiv erhöht. Dies sowohl auf wirtschaftlicher Ebene als auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Wir freuen uns, dass Sie, sehr verehrter Herr Bundeskanzler Kurz, dieses Thema aufgegriffen haben, und ersuchen Sie, für das anberaumte Gipfeltreffen einige wesentliche Punkte besonders in den Blick zu nehmen.

 

Als besonders wichtig erscheint uns dabei, das Verhältnis zu Afrika grundsätzlich auf eine andere Ebene zu heben und Afrika als Partner auf Augenhöhe wahrzunehmen. Wir begrüßen Ihre diesbezüglichen Äußerungen daher ausdrücklich.

 

Im Bereich der Wirtschaftspolitik gibt es einige konkrete Ansätze, die große Wirkung entfalten würden. So sind die europäischen Wirtschaftsabkommen mit Afrika („Economic Partnership Agreements“, EPA) gerechter zu gestalten, um den afrikanischen Ländern mehr wirtschaftliche Möglichkeiten in Europa zu bieten.

 

Beim Abbau der reichhaltigen Rohstoffvorkommen ist danach zu trachten, dass der Ertrag der Rohstoffe breiteren Bevölkerungsschichten zugutekommt. Die Länder Afrikas sollten unterstützt werden, auch eine Weiterverarbeitung vor Ort zu betreiben, damit Wertschöpfung direkt im Land geschieht. Massive Steuervermeidungs-Strategien wirken sich in Afrika besonders nachteilig für die Menschen vor Ort aus und müssen eingeschränkt werden. Die bevorstehenden Verhandlungen zum Cotonou-Abkommen wären hierfür eine geeignete Möglichkeit der positiven Einflussnahme.

 

Ein weiterer Schlüssel für eine prosperierende Wirtschaftsentwicklung ist sicherlich ein massiver Ausbau im Bildungsbereich, einhergehend mit einer Stärkung der Gesundheits- und Sozialsysteme. Auch ein intensivierter kultureller Austausch ist anzustreben. So könnte es etwa verstärkte Maßnahmen beim ProfessorInnen- und Studierendenaustausch geben. Insgesamt ist die Zivilgesellschaft zu stärken und in der Projektarbeit unter anderem auf Partizipation, Nachhaltigkeit und Self-Empowerment zu achten.

 

Um den Sorgen bezüglich der Migration aus Afrika entgegenzuwirken, bedarf es auch großer Anstrengungen im Bereich der Klimapolitik, vor allem im globalen Norden. Dazu gehören auch die ernsthafte Umsetzung der Pariser Übereinkommen und verstärkte Investitionen in den Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft. Darüber hinaus sollten die Möglichkeiten einer legalen und einer zirkulären Migration stärker beleuchtet werden.

 

Entwicklungszusammenarbeit kann eine faire Wirtschaftspolitik nicht ersetzen. Sie bleibt aber angesichts der konkreten Situation unverzichtbar und muss in einem Gesamtkonzept ebenso substantiell ausgebaut werden. Die Selbstverpflichtung Österreichs im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit wird leider seit Jahren nicht erfüllt.

 

Um eine gute Entwicklung in Afrika zu fördern, scheinen uns die 17 Punkte der globalen Entwicklungsziele der UNO eine hilfreiche Orientierung zu sein. Der reiche Erfahrungsschatz der verschiedenen kirchlichen Organisationen und von NGOs sollte unbedingt in die konkrete Arbeit mit einbezogen werden.

 

Wir bedanken uns für Ihre Initiative und wünschen Ihnen für die Vorbereitungen des
EU-Afrika-Gipfels alles Gute.

 

Für die Dechantenkonferenz der Diözese Linz

Generaldechant Dr. Slawomir Dadas

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