Pressegespräch: Was Oberösterreich zusammenhält
v..l.: OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, die Berliner Imanin Seyran Ates und Generalvikar Severin Lederhilger. © Diözese Linz/Appenzeller
„Was hält Oberösterreich zusammen?“ Diese Frage stand im Zentrum des Pressegesprächs. „Man braucht ein Konzept, wie Menschen, die aus verschiedenen Kulturen und Religionen stammen, friedlich zusammenleben können“, erklärt Deutschlands erste Imamin Seyran Ates im Rahmen des Pressegesprächs über Leitkultur im Linzer Heinrich-Gleißner-Haus. Ates sorgte insbesondere mit der Gründung der liberalen Moschee „Ibn-Rushd-Goethe-Moschee“ im Juni 2017 für Aufsehen. In dieser Berliner Moschee können Männer und Frauen aller islamischen Glaubensrichtungen miteinander beten. Darüber hinaus gibt es keine Kopftuchpflicht für Frauen.
Doch nicht nur innerhalb des Islams docken unterschiedliche Glaubensrichtungen und Wertvorstellungen manchmal an. Generell wirft das Nebeneinander diverser Religionen grundlegende Fragen auf: „Was leitet uns? Welche Kultur leitet uns?“. Sie bildeten den Kern der Diskussion in der OÖVP-Zentrale an der Oberen Donaulände, die das Interesse vieler MedienvertreterInnen weckte. In Sachen Leitkultur würden Themen wie etwa Religionsfreiheit, Identität und Heimat eine zentrale Rolle spielen, betonte Ates.
„Nicht nur über Werte reden, sondern diese auch leben“
Auch Generalvikar DDr. Severin Lederhilger berief sich im Rahmen des Pressegesprächs auf die grundlegenden Werte, die es bei gelingender Integration zu beachten gebe. So sei Lederhilger zufolge in einer pluralistischen Kultur ein Wertekonsens unverzichtbar. „Eine bestimmte Gruppe sollte nicht vorgeben, wie eine Gesellschaft zu leben hat“, so der Generalvikar. Stattdessen plädiert er für ein „Integratives Wir“, das andere Gruppen nicht ausschließt, sondern die Vielfalt innerhalb der Gesellschaft wahrnimmt und auf andere zugeht.“ Nur dann könne ein konstruktiver Dialog entstehen, erklärte Lederhilger. Grundsätze wie Gerechtigkeit und Nächstenliebe rücken hierbei in den Vordergrund. Gleichzeitig nannte Lederhilger die Ehrenamtlichkeit als Grundhaltung und wesentlichen Teil der kirchlichen Arbeit. Die Kirche könne demnach ein soziales Netz zur Verfügung stellen, das Integration nicht nur fördert, sondern auch tatsächlich forciert. Denn schließlich sollte man „nicht nur über Werte reden, sondern diese auch leben“, deklarierte der Generalvikar.
Auch die Politik sei durchaus gefordert, einen geeigneten Rahmen für gesellschaftliches Miteinander zur Verfügung zu stellen, hob Landeshauptmann Dr. Thomas Stelzer hervor. Es seien bereits konkrete Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung unternommen worden, wie etwa der Beschluss des neuen Integrationsleitbildes im Juni 2018. Allerdings sieht Stelzer beispielsweise in Schulen oder Vereinen noch Aufholbedarf. Auch OÖVP-Landesgeschäftsführer Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer unterstrich die Notwendigkeit, zwar für die Identität des Landes einzustehen, dabei aber auch die gesellschaftliche Weiterentwicklung zu fördern. Dies sei eben nie losgelöst von Wertediskussionen.
