Donnerstag 18. April 2024

Moraltheologe: Kirche vergibt bei Tierschutz Chance

Mit ihren Küchen in Bildungshäusern, Schulen, Krankenhäusern etc. habe die Kirche enormen Einfluss auf weniger Fleischkonsum. Aber es gebe Luft nach oben. Das sagte der diözesane Umweltbeauftrage und Moraltheologe Michael Rosenberger am 24. August 2018 im „Kathpress“-Interview

Laut dem Moraltheologen und Umweltbeauftragten der Diözese Linz, Michael Rosenberger, läuft die Kirche gerade Gefahr, beim Tierschutz eine große Chance zu vergeben. Denn indirekt hätte sie mit den vielen Küchen in ihren Bildungshäusern, Schulen, Krankenhäusern und Kantinen einen enormen Einfluss auf weniger Fleischkonsum. Zwar gebe es kirchliche Küchen, die bewusst auf mehr pflanzliche Nahrung setzten bzw. Fleisch aus Tierhaltung abseits industrieller Fleischproduktion bezögen, „doch insgesamt ist da noch viel Luft nach oben, besonders mit Blick auf kirchliche Feste und Veranstaltungen“, sagte Rosenberger.

 

Krone der Schöpfung: Zeit für einen Systemwechsel

 

Die klassische christliche Position der Kirche ist laut Rosenberger einer „anthropozentrischen Weltsicht“ geschuldet, die den Menschen als Krone der Schöpfung in den Mittelpunkt stellt. Dem biblischen Befund und wissenschaftlichen Erkenntnissen werde sie damit allerdings nicht gerecht. Der an der Katholischen Privatuniversität (KU) Linz lehrende Moraltheologe forderte deshalb im Interview mit „Kathpress“ einen Systemwechsel. Zum Ausdruck kommen solle dieser etwa im Katechismus, der diesbezüglich aktualisiert werden müsse.

 

Biblisch sei ein gerechter Umgang mit Tieren bereits im Alten Testament begründet, dieser werde im Neuen Testament konsequent fortgeschrieben. So gehe Jesus nach seiner Taufe etwa in die Wüste und lebe dort mit den wilden Tieren. Eine „starke Aussage“ liefert laut dem Moraltheologen auch Paulus in seinem Römerbrief, wo er die gesamte Schöpfung in eine Schicksalsgemeinschaft mit dem Menschen stelle. „Tiere gut zu behandeln, ist also ein unverzichtbarer Bestandteil des Mitwirkens am Reich Gottes“, betonte Rosenberger.

 

Rückenwind durch Papst Franziskus

 

Rückenwind erhielten jene, die sich in der Kirche für Tierschutz stark machen, von Papst Franziskus. „Laudato si“ sei zwar keine Tierschutz-Enzyklika, habe allerdings Auswirkungen auf den Tierschutz, wie der aus Deutschland stammende Theologe darlegte. Denn der Papst postuliere darin einen Eigenwert aller Geschöpfe, mit der logischen Konsequenz: „Tiere und Pflanzen sind nicht allein unter ihrem Nutzen für uns Menschen zu betrachten, sondern als Wesen mit eigenen Bedürfnissen zu respektieren“, erläuterte der Moraltheologe.

 

Konkrete Handlungsanweisungen gebe der Papst zwar nicht, Franziskus wolle allerdings zu einem „Wandel der Einstellungen“ anregen, mit deren Hilfe sich die erforderlichen Handlungen gut erkennen ließen, so die Einschätzung Rosenbergers. „Haltungen wie Ehrfurcht vor dem Mitgeschöpf oder Barmherzigkeit und Geschwisterlichkeit ihm gegenüber, führen ganz von selbst zu einem Verständnis davon, was es heißt, ein Tier gerecht zu behandeln.“

 

Gerechtigkeit als Bestandteil zeitgemäßer Tierethik

 

Gerechtigkeit gegenüber dem Tier müsse deshalb Bestandteil jeder zeitgemäßen Tierethik sein. Denn Gerechtigkeit sei dort zentral, wo Ressourcen knapp sind, wo also fair geteilt werden müsse. „Und sie soll sicherstellten, dass es auch dem Schlechtestgestellten erträglich gut geht.“ Auf den Alltag gemünzt, bedeute das: „Jede einzelne Praxis im Umgang mit Tieren gilt es darauf zu überprüfen, ob sie gerecht ist, ob also Nutzen und Lasten fair verteilt werden.“ Als „Goldene Regel“ empfiehlt der Moraltheologe: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen und den Tieren.“ Konkret heiße das, „wir sollten uns in die Tiere hineinversetzen und uns fragen, wie wir dann behandelt werden wollen“.

 

Einen Lichtblick liefere laut Rosenberger die Theologie, in der die Beachtung der Tiere gegenwärtig „sprunghaft“ ansteige. So seien in den letzten drei Jahren allein im deutschsprachigen Raum drei Bücher über christliche Tierethik erschienen, und auch der „Kongress für Moraltheologie und Sozialethik“ im Jahr 2019 widme sich diesem Thema.

 

Weniger „Probleme“ habe die Kirche übrigens mit dem Umweltschutz. Denn dieser lasse sich anthropozentrisch begründen. „Es geht um die künftigen Generationen der Menschen. Das ist kompatibel mit der klassischen christlichen Position, wie sie der Katechismus von 1992 darlegt.“ Um Umweltschutz christlich zu begründen, brauche die Kirche also keinen Systemwechsel. Beim Tierschutz hingegen schon. Den möchte Rosenberger unter Berufung auf die Bibel anstoßen.

 

Kathpress

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