Kongress zur Zukunft Europas tagt im Vatikan
In Rom tagt an diesem Wochenende ein hochrangig besetzter Kongress zur Zukunft Europas. An der Dialogveranstaltung "(Re)thinking Europe" der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (ComECE) beteiligen sich neben Kardinälen und Bischöfen zahlreiche Europapolitiker, Diplomaten und Akteure von der Basis. Eröffnet wird das Treffen, das zugleich an die Unterzeichnung der Römischen Verträge vor 60 Jahren erinnert, vom vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, ComECE-Präsident Kardinal Reinhard Marx und dem Ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermans. Am Samstagnachmittag werden die Teilnehmer von Papst Franziskus empfangen.
Für die Diözese Linz nimmt DDr. Severin Renoldner am Kongress im Vatikan in Rom teil.
Foto: © Renoldner
"(Re)thinking Europe" will nach Veranstalterangaben mit Workshops und Diskussionen eine offene Debatte zwischen den Beteiligten mit deren unterschiedlichen geografischen, kulturellen, religiösen und sprachlichen Hintergründen ermöglichen. "Es geht darum, Politik und Kirche ins Gespräch zu bringen", sagte der österreichische ComECE-Vize-Generalsekretär Michael Kuhn im Vorfeld. Es gebe oft nur noch eine Diskussion über technische Details der EU, aber keine wirkliche politische Diskussion mehr. Dabei sei sie in der derzeitigen Situation Europas "dringend notwendig".
Angekündigt haben sich Delegationen aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten. Aus Österreich kommen neben "Europabischof" Ägidius Zsifkovics und dem Kärntner Bischof Alois Schwarz, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, Sr. Beatrix Mayrhofer, und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka. Auch der lutherische Bischof Michael Bünker - er ist Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) - hat die Einladung nach Rom angenommen. Von politischer Seite werden laut den Organisatoren die Europaparlamentarier Othmar Karas (VP) und Evelyn Regner (SP) und die Abgeordneten Gabriele Moser (Grüne) und Lukas Mandl (VP) erwartet.
Unter den zahlreichen Referenten befinden etwa Europaparlaments-Vizepräsidentin Mairead McGuinness, der italienische Ex-Premier Enrico Letta, aber auch der am Wiener Institut für die Wissenschaft vom Menschen forschende Politologe Ivan Krastev oder die polnische Verwaltungsrechtlerin Irena Lipowicz. Bei drei Panels geht es um mögliche Brücken zwischen und innerhalb der Mitgliedstaaten in Fragen der Integration, die Lage der Demokratie in Europa und um das Wirtschaftssystem.
Ungeachtet der Katalonien-Krise reist Barcelonas Erzbischof Kardinal Juan Jose Omella an; ferner wird Kardinal Antonio Canizares Llovera erwartet, Erzbischof von Valencia und Vizepräsident der Spanischen Bischofskonferenz.
ComECE-Präsident Kardinal Marx sagte im Vorfeld, die ComECE wolle "ermutigen, an dem 'Projekt Europa' weiter zu wirken". Auch die Bischöfe spürten, dass die EU in einer Krise sei, sagte er in einem Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. Europa habe immer wieder Krisen erlebt. "Es kann keinen Weg zurück in die nationalistische Variante geben", sagte Marx.
Die Dialogveranstaltung findet teils nichtöffentlich in der Synodenaula im Vatikan statt. Freitagabend ist ein Abendgebet in der Kirche Santa Maria in Trastevere mit der Gemeinschaft Sant'Egidio geplant, die sich besonders der Arbeit mit Armen in Rom widmet. Am Samstagnachmittag leiten laut Programm der päpstliche Außenbeauftragte Erzbischof Paul Gallagher und der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments Pat Cox eine Generaldebatte. Vor der Papstaudienz zum Abschluss will der amtierende Präsident des Europäischen Parlaments Antonio Tajani ein Grußwort an die Teilnehmer richten.