Donnerstag 25. April 2024

Glockenläuten gegen den Hunger

Österreichweit läuten am Freitag, 28. Juli 2017 um 15 Uhr die Kirchenglocken fünf Minuten lang als „Alarmsignal“ gegen den Hunger.

Mehr als 20 Millionen Menschen drohen derzeit in Ostafrika zu verhungern. „Alle 10 Sekunden stirbt weltweit ein Kind an Hunger. Die Aktion soll uns daran erinnern, dass wir es in der Hand haben zu helfen. Wenn viele mithelfen, kann es gelingen, das Überleben von möglichst vielen Menschen zu sichern“, erklärt Caritas OÖ-Direktor Franz Kehrer, MAS. Nachdem die Katastrophe weit weg ist, braucht es ein starkes Signal, um auf das Leid und die Notwendigkeit der gemeinsamen Hilfe aufmerksam zu machen. Deshalb läuten in Österreichs Pfarren am Freitag, 28. Juli, um 15 Uhr die Glocken fünf Minuten lang statt einer. Die Uhrzeit ist für das Glockenläuten nicht zufällig gewählt: Es ist die Sterbestunde Jesu.

 

Glockenläuten gegen den Hunger

Auch am Glockenturm im Stift Kremsmünster wird geläutet. Bischof Dr. Manfred Scheuer (re.) und Caritas OÖ-Direktor Franz Kehrer, MAS. (Foto: © Diözese Linz)

 

„Wir läuten damit auch unsere Augustsammlung ein, bei der wir um Spenden für die Caritas-Hungerhilfe bitten“, erklärt Caritas OÖ-Direktor Kehrer. Aus den Spendengeldern der Augustsammlung leistet die Caritas Katastrophenhilfe in Afrika und finanziert Landwirtschaftsprojekte, welche die Menschen nachhaltig vor Hunger schützen und die Ernährung sichern.

 

Jede Spende hilft, Überleben zu sichern. 15 Euro kostet zum Beispiel die Spezialnahrung, die ein unterernährtes Kind neun Monate lang vor dem Verhungern retten kann.

 

Helfen auch Sie mit einer Spende unter

www.caritas-linz.at oder 

Raiffeisenlandesbank
IBAN: AT203400000001245000
BIC: RZOOAT2L

 

Caritas OÖ

 

 

Landau: "Skandal des Hungers an die große Glocke hängen"

 

"Den Skandal des Hungers an die große Glocke hängen" will Caritas-Präsident Michael Landau mit dem österreichweiten Glockenläuten am Freitag, 28. Juli um 15 Uhr, zur Sterbestunde Jesu. Zwischen 2.000 und 3.000 römisch-katholische Pfarren werden sich laut Landau an der Aktion beteiligen. Mit dem "Kirchenglocken gegen den Hunger"-Projekt läutet die Caritas gleichzeitig ihre traditionelle Augustsammlung ein.

 

Gegenüber VertreterInnen der Presse bekräftigte Landau am 27. Juli 2017, dass die Caritas mit dem Geläut ein "starkes Zeichen" setzen will. Denn: "Solange Kinder verhungern, haben wir als Gesellschaft versagt." Es braucht Landau zufolge eine "Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins und der Solidarität". Afrika als "globaler Brennpunkt von Hunger und Not" würde besonders hart vom Klimawandel getroffen. Dieser "gefährdet elementare Lebensgrundlagen".

 

"Es ist ein Aufruf zum gemeinsamen Handeln, über den kirchlichen Rahmen hinaus", hielt Landau fest. Er hoffe, "dass es die Menschen wachrüttelt und jene, die sich bereits engagieren, ermutigt".

 

Außer dem Präsidenten der Caritas Österreich waren bei der Pressekonferenz Christoph Schweifer, Generalsekretär der Internationalen Programme der Caritas, und Professor Wolfgang Wagner vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Technischen Universität (TU) Wien anwesend. Geodäsie ist die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche.

 

Professor Wolfgang Wagner (TU Wien), Caritas-Präsident Michael Landau und der Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Christoph Schweifer bei der Aktion 'Kirchenglocken gegen den Hunger'.

Professor Wolfgang Wagner (TU Wien), Caritas-Präsident Michael Landau und der Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Christoph Schweifer bei der Aktion "Kirchenglocken gegen den Hunger". © Matthias Höllerbauer

 

Schweifer führte aus, "was Hunger für den konkreten Menschen bedeutet". "Wir alle kennen Hunger, aber wir kennen den Hunger kurz vor dem Mittagessen", so der Generalsekretär. Hunger habe irreversible negative Auswirkungen auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern: Chronisch unterernährte Kinder seien zu klein für ihr Alter, die Gehirnentwicklung sei gehemmt, Lernschwierigkeiten und Entwicklungsstörungen seien die Folge.

 

Eine kleine Schale Maisbrei am Tag oder noch seltener muss nach Schweifer für viele der betroffenen Kinder und Erwachsenen ausreichen. Das führt dazu, dass in den Dörfern, die nichts zu essen haben - oftmals ist selbst die nächste Wasserstelle bis zu 50 Kilometer entfernt - eine "gespenstische Stille" herrsche. Die Hungernden hätten "keine Kraft mehr für die alltäglichen Dinge", so Schweifer.

 

"Wir sind das viertreichste Land der Welt und spielen in der Regionalliga", mahnte er. Österreich verwende jährlich 20 Millionen Euro für humanitäre Hilfe, rechnete er vor. Zum Vergleich: In Finnland sind es 60 bis 70, in Schweden 409 Millionen Euro. An dieser Stelle dankte Präsident Landau Außenminister Sebastian Kurz für die Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds.

 

Eigentlich sei der Kontinent Afrika fähig, sich selbst zu ernähren. Durch falsche Handelspolitik des Westens, Klimawandel und kriegerische Auseinandersetzungen sei dies aber in vielen Teilen, vor allem in Subsahara-Afrika, nicht möglich, betonten Landau und Schweifer.

Wie Professor Wagner ausführte, suchte die letzte Dürre Afrika erst zwischen 2015 und 2016 heim. Bewohner der betroffenen afrikanischen Dörfer berichten, dass so starke Dürreperioden, wie sie aktuell herrschen, früher maximal einmal in jeder Generation stattgefunden haben, später etwa alle sieben Jahre. Inzwischen sei Afrika in Drei- bis Fünfjahresintervallen davon betroffen.

 

Besonders schwer heimgesucht werde aktuell Kenia. Im Norden des Landes gebe es normalerweise jährlich zwei Regenzeiten. "Im vergangenen Jahr sind laut unseren Satellitendaten beide Regenzeiten fast ausgeblieben", so der Professor. Laut ihm ist es nicht möglich, eine wissenschaftlich eindeutige Ursache für die derzeitige Dürre in Kenia anzugeben.

 

Zwar habe der Klimawandel dazu geführt, dass die weltweite Durchschnittstemperatur in den letzten Jahrzehnten um etwa ein Grad Celsius gestiegen sei, wodurch die afrikanische Erde stärker austrockne, es seien aber auch die Wetterphänomene "El Nino" und "La Nina" einzubeziehen. Zusätzlich spielten noch nicht klar bestimmbare andere Faktoren eine Rolle.

22,9 Millionen Menschen sind in Ostafrika derzeit auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Besonders schwer betroffen seien die Länder Äthiopien, Kenia, Somalia, Südsudan, Sudan, Uganda, Burundi und Dschibuti. Etwa elf Prozent der Weltbevölkerung, das sind mehr als 790 Millionen Menschen, hungerten aktuell. 232,5 Millionen davon lebten in Afrika. Alle zehn Sekunden sterbe ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung.

 

Kathpress

 

 

Selten läuten österreichweit Glocken für besondere Anlässe

 

Wenn am 28. Juli um 15 Uhr fünf Minuten lang in ganz Österreich die Kirchenglocken gegen die sich anbahnende Hungerkatastrophe in Ostafrika läuten, dann ist das ein außergewöhnliches Zeichen. Denn üblicherweise erklingen Glocken entsprechend den Regeln für das sogenannte "kirchliche Geläut", um zum Gebet und zum Gottesdienst zur rufen oder um im Rahmen des "weltlichen Geläuts" die Stunden zu schlagen. Noch seltener kommt es vor, dass es für das landesweite Glockenläuten eigens einen Beschluss der Bischofskonferenz gibt wie den aktuellen, der sich als Aufruf zur Hilfe im Kampf gegen die sich anbahnende Hungerkatastrophe versteht. Die letzte diesbezügliche Direktive des Episkopats betraf den Pontifikatswechsel vor vier Jahren.

Am 13. März 2013, wenige Stunden vor der überraschend frühen Wahl von Papst Franziskus, rief die Bischofskonferenz noch dazu auf, dass unmittelbar nach der Papstwahl und dann am Tag der Amtseinführung des neuen Pontifex die Kirchenglocken in ganz Österreich zu läuten sind. Mit dem historischen Amtsverzicht von Benedikt XVI. gab es zudem ein landesweites Novum beim Glockenläuten: Erklangen diese früher immer als Zeichen der Trauer beim Tod eines Papstes, so läuteten am 28. Februar 2013 um 20 Uhr die Kirchenglocken in Österreich erstmals als Dank für ein zu Ende gegangenes Pontifikat und als Zeichen für die begonnene Sedisvakanz.

Zuletzt erklangen Kirchenglocken im ganzen Land für verfolgte Christen und für Flüchtlinge: So läuteten am 31. August 2015 nach einem Aufruf von Kardinal Christoph Schönborn als Vorsitzender der Bischofskonferenz die Glocken im Gedenken an die Flüchtlingstragödie auf der A4 bei Parndorf, bei der 71 Menschen ums Leben kamen. Bald danach, am 2. Oktober, beteiligten sich viele Pfarren am Glockenläuten für umgekommene Flüchtlinge, nachdem der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich dazu aufgerufen hatte. Zuvor hatten am 15. August in 135 Diözesen in insgesamt 16 Ländern - darunter auch in der Erzdiözese Wien - die Glocken für verfolgte Christen im Nahen Osten geläutet.

 

Dass Glocken immer wieder auch für konkrete gesellschaftliche und politische Ereignisse läuten, zeigt ein Beschluss der Bischofskonferenz aus dem Jahr 2009: Damals unterstützte der österreichische Episkopat den Aufruf des Weltkirchenrates, am 13. Dezember 2009 anlässlich des Weltklimagipfels in Kopenhagen die Glocken läuten zu lassen. Am 13. September 2001 läuteten nach einem Aufruf des Vorsitzenden der Bischofskonferenz als Zeichen der Trauer und Anteilnahme die Glocken für die Opfer des Terroranschlags in New York (9/11). Außergewöhnlich war die Initiative der Bischöfe zum landesweiten Läuten am 10. Dezember 1998: Grund dafür war ein Erinnern an die Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vor 50 Jahren. Als Dank für das Kriegsende, für die Überwindung der NS-Diktatur und den Frieden läuteten sowohl zum 50-Jahr-Jubiläum am 8. Mai 1995 als auch zehn Jahre danach zu Mittag in ganz Österreich die Kirchenglocken.

Daneben gibt es immer wieder auch kirchliche Ereignisse, deren Bedeutung durch ein österreichweites Glockenläuten auf Beschluss der Bischofskonferenz unterstrichen wurden. Beispiele dafür sind die Eröffnung des weltweiten "Jahr des Glaubens" am 11. Oktober 2012 oder der zweiten Besuch von Papst Johannes Paul II. in Österreich, an dessen Vorabend 22. Juni 1988 landesweit die Glocken zum Willkommen läuteten. Schließlich wurde auch der Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils mit einem österreichweiten Glockenläuten am 8. Dezember 1965 allgemein vernehmbar verkündet.

Darüber hinaus gab es auch ohne formellen Bischofskonferenz-Beschluss immer wieder Anlässe für ein Kirchenglockenläuten in ganz Österreich. Das sogenannte "Lichtermeer", die größte Demonstration im Nachkriegsösterreich wurde am 23. Jänner 1992 in Wien genauso eingeläutet wie in jenen Städten, wo "Lichterketten" gegen Ausländerfeindlichkeit stattgefunden haben. Breit rezipiert wurde 1988 ein Vorschlag der Katholischen Aktion Österreich, am 13. März um 11.11 Uhr ein stilles Gedenken an den Einmarsch deutscher Truppen in Österreich vor 50 Jahren mit Glockengeläut zum begleiten. Das erfolgreiche völkerrechtliche Verbot von Anti-Personen-Minen war schließlich für die kirchlichen Friedensbewegung "Pax Christi" der Grund, zu einem österreichweiten Glockenläuten am 1. März 1999 um 15 Uhr im Zeichen des Dankes aufzurufen.
 

Kathpress

 

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