Mittwoch 24. April 2024

Knappe Ressourcen in Kirche und Staat: Was bleibt für die Kunst?

Diese Frage wurde am sogenannten "Kunst-Sonntag" des Forums St. Severin am 21. Mai 2017 von Persönlichkeiten aus Kunst, Politik, Wissenschaft und Kirche erörtert.

Der Kunst-Sonntag des Forums St. Severin begann um 9.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Ursulinenkirche, dem Dr. Markus Schlagnitweit, AkademikerInnen- & KünstlerInnenseelsorger der Diözese Linz und Geistlicher Assistent des Forum St. Severin/Kath. Akademikerverband OÖ, vorstand. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Blockflötentrio b.hertzt (Lisa Feller, Franziska Karner, Magdalena Rath) mit ganz alter und ganz neuer Musik.

 

Predigt von Markus Schlagnitweit zum Nachlesen

 

Flötentrio b.hertzt beim Gottesdienst in der Ursulinenkirche

Das Blockflötentrio b.hertzt. © Forum St. Severin

 

Bei der anschließenden Diskussion im Festsaal des Nordico waren Univ.-Prof. Dr. Reinhard Kannonier, Rektor der Kunstuniversität Linz, Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta, Kath. Privat-Universität Linz, Vorstand d. Diözesankunstvereins, Dr.in Elisabeth Manhal, Kultursprecherin der ÖVP im Oö. Landtag und MMMag. Hubert Nitsch, Kunstreferent und Diözesankonservator der Diözese Linz Gäste auf dem Podium. Die Moderation übernahm Hofrat Dr. Paul Stepanek, Vorsitzender des fss und des Kulturbeirats des Landes OÖ.

 

V. l.: Reinhard Kannonier, Elisabeth Manhal, Paul Stepanek, Anna Minta und Hubert Nitsch

V. l.: Kunstuni-Rektor Dr. Reinhard Kannonier, ÖVP-Kultursprecherin Dr.in Elisabeth Manhal, Kulturbeirats-Vorsitzender Dr. Paul Stepanek, KU-Professorin Dr.in Anna Minta und Diözesankunstreferent MMMag. Hubert Nitsch. © Forum St. Severin

 

Was ist Kunst wert?

 

„Ich brauch ka Kunst,“ mit diesem prägnanten Sager, fängt Hofrat Dr. Paul Stepanek, Vorsitzender des Forum St. Severin, den Kunst-Sonntag am 21. Mai 2017 die erste Reaktion vieler Menschen auf die Frage nach der Wertigkeit von Kunst ein. Warum Staat und Kirche Kunst brauchen und wie viel sie wert ist oder sein sollte, war dann auch Hauptthema der Diskussion im Festsaal des NORDICO-Stadtmuseum, wobei Stepanek gleich selbst die Weitung über den pekuniären Rahmen hinaus vornahm.


Die erste Runde der Eingangsstatements der PodiumsteilnehmerInnen brachte breit gefächerte Antworten auf die Fragestellung und unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema.
Die Kultursprecherin der ÖVP im Oö. Landtag Dr.in Elisabeth Manhal ließ das Budget sprechen und legte dar, dass die 197 Millionen des oö. Kulturbudgets auch einer Wertigkeit der Kultur entsprechen. Diese finde auch in der Bevölkerung Rückhalt: Die Hälfte der für eine Budgetstudie Befragten befinden das Kulturbudget für angemessen, ein Viertel für zu hoch und das andere Viertel für zu niedrig. Trotz manchen politischen Gegenwinds halte die ÖVP an den Budgetzahlen für Kultur fest, da sie Kultur auch als Triebfeder für die wirtschaftliche Entwicklung von Oberösterreich halte. „Menschen lassen sich dort nieder, wo Kultur ist. Und heutzutage gilt für Firmen das Prinzip: Job follows people – Unternehmen lassen sich dort nieder, wo kreative Menschen sind. Deswegen sind Investitionen in Kultur auch langfristige Investitionen für die Wirtschaft.“ Beim Blick in die Zukunft hinsichtlich knapper werdender Ressourcen forderte die Politikerin dann dennoch Offenheit gegenüber neuen Finanzierungsmodellen und Mut für neue Wege, wie Kunst und Kultur vorangebracht werden könne, ein.


Diesem letzten Argument widersprach Universitätsprofessorin Dr.in Anna Minta von der Katholischen Privat-Universität Linz vehement. „Es gibt noch immer Wohlstand. Es ist nur eine Frage der Verteilung“, argumentierte sie und forderte von der Gesellschaft eine interessensfreie Förderung und die „Bereitung eines guten Umfeldes für Kunst und Kultur“ als Ausdrucksformen vielfältiger Meinungsfreiheit und provokanter Anfragen an die Gesellschaft ein.

 

Univ.-Prof.in Anna Minta und Diözesankunstreferent Hubert Nitsch.

Univ.-Prof.in Anna Minta und Diözesankunstreferent Hubert Nitsch. © Forum St. Severin


Diözesankunstreferent und Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch bezog sich auf den Titel der Veranstaltung, indem er den Begriff der Ressourcen erweiterte und neben finanziellen auch auf die Ressourcen der Geschichte und Identität, aber auch der Spiritualität und Religion hinwies. Über 90 % der Kulturgüter in Oberösterreich werden von der Kirche verwaltet. In einer Zeit, in der die katholische Religionszugehörigkeit abnimmt, wird Kirche auch als Kulturraum und einzigartiger kultureller Nahversorger gesehen. Kommunikation ist dabei der Schlüssel für gemeinsame Lösungen.

 

Mit Nitschs Schluss-Zitat von Altlandeshauptmann Josef Pühringer „Kultur kostet Geld, Unkultur kostet ungleich mehr“ schloss dann sogleich der Rektor der Kunstuniversität Linz Universitätsprofessor Dr. Reinhard Kannonier an. Die Innovationskraft der Menschen sei in einer globalisierten Gesellschaft und einem Land ohne Bodenschätze die größte Ressource und mache Österreichs und Europas wirtschaftliche Standortqualität aus. Kernkompetenz für die Innovation sei Kreativität und diese wiederum Kernkompetenz der Kunst. „Förderung der Kunst ist also eine Überlebensfrage“, betonte der Rektor. Er schloss sich der Forderung Mintas nach bedingungsloser Kunstförderung an, lehnte aber privates Sponsoring, wie es in der Schweiz und Deutschland üblich ist, nicht ab.


Dr. Stepanek, selbst Vorsitzender des Kulturbeirates des Landes OÖ und Obmann des Forums Volkskultur, lenkte die anschließende Diskussion, indem er das Gesagte zusammenfasste und durch provokante Anfragen neu belebte. Auf die Frage nach der Vermittlung dieses kulturellen Auftrags von Kirche und Staat an „den kleinen Mann von der Straße“ kam als Antwort unisono die Bildung und Vermittlung an Kinder und Jugend, die dann auch rückkoppelnd auf die Eltern wirken könne. In den Pfarren werde vor allem über die Ausbildung von KirchenpflegerInnen Bewusstsein für die eigenen Kulturgüter geschaffen. Diese tragen das Bewusstsein oft auch weiter in die politischen Gemeinden, so Nitsch zu den Bemühungen von Seiten der Diözese. Außerdem werde bei Kunstprojekten mit zeitgenössischen KünstlerInnen die Gemeinde eingebunden, sodass eine intensive Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst entstehe. Rektor Kannonier brachte einen konträren Blickwinkel in die Diskussion ein: „Kunst war nie ein Mehrheitsprozess, aber die Resultate wurden ein Mehrheitsprojekt.“ Man müsse und könne die Brüche nicht immer schließen, solle aber vor allem in jungen Menschen die Offenheit Anderem gegenüber stärken.

 

V. l.: Hubert Nitsch, Reinhard Kannonier, Elisabeth Manhal, Anna Minta und Paul Stepanek.

V. l.: Diözesankunstreferent MMMag. Hubert Nitsch, Kunstuni-Rektor Dr. Reinhard Kannonier, ÖVP-Kultursprecherin Dr.in Elisabeth Manhal, KU-Professorin Dr.in Anna Minta und Kulturbeirats-Vorsitzender Dr. Paul Stepanek. © Forum St. Severin

 


In der weiteren Diskussion betonte Diözesankunstreferent Nitsch, dass angesichts knapper Ressourcen und Finanzüberschreitungen bei Bauprojekten nur zu oft nichts für die Kunst zu bleiben drohe. Kommunikation und gemeinsame Lösungsorientierung könne jedoch auch die Begegnung auf Augenhöhe wieder herstellen.


In der Diskussion mit dem Publikum wurden noch Themen um die Wertung von Kunst-Förderung hinsichtlich der karitativen Anforderungen, die Frage nach den Aufgaben von Kunst hinsichtlich sozial Benachteiligten und der Bewussten Nutzung von Kreativität in der Wirtschaft, sowie das Thema der aktuellen baulichen Stadtentwicklung in Linz aufgeworfen. Die Diskussion wurde beim anschließenden Empfang intensiv und in verschiedenen Kreisen weitergeführt.

 

Theresa Stampler / Forum St. Severin

 

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