Freitag 29. März 2024

Feuerbestattung und Urnenbeisetzung

"Urne wie Sarg?" lautete der Titel der Tagung am 11. Mai 2017 an der Katholischen Privat-Universität, die sich mit Herausforderungen und Praxis der immer mehr praktizierten Feuerbestattung und anschließender Urnenbeisetzung beschäftigte.

Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land wird zusehends mehr die Feuerbestattung gewünscht. Dabei spielen nicht einfach nur ökonomische Gründe eine Rolle, sondern auch die gesellschaftlichen, weltanschaulichen und religiösen Veränderungen. Die Bindung an institutionelle Vorgaben, wie dies etwa bei der Kirche der Fall ist, nimmt ab; es nehmen die individuell geprägten und von den Bedürfnissen der Menschen geprägten Formen der Verabschiedung und der Urnenbeisetzung zu. Die von rund 100 TeilnehmerInnen aus verschiedensten Berufsgruppen aus ganz Österreich besuchte Tagung - darunter BestatterInnen, an Bauämtern Tätige, TheologInnen, Diakone und Priester, BegräbnisleiterInnen, GrabrednerInnen, MitarbeiterInnen von Liturgiereferaten und Liturgischen Instituten, MedizinerInnen und Kunstbeaufragte -  fand reges Interesse.

 


Die Würde des Leichnams - eine Frage der Ehre?

 

Im ersten Beitrag ging Stefan Schima, ao. Professor am Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht an der Universität Wien, auf die rechtlichen Bestimmungen vor allem in Österreich ein. Er verwies dabei auf die geschichtliche Entwicklung seit der Antike, die Rolle der Kirche in der Bewertung der Feuerbestattung, um dann die Unterscheidung zwischen Leichnam und "Asche" aus rechtlicher Perspektive darzulegen. Dabei ging es um das Verfügungsrecht ebenso wie um die postmortalen Persönlichkeitsrechte. Das Recht in Österreich bevorzugt in gewisser Weise die Erdbestattung.

 


Bestattungsriten in verschiedenen Kulturen.

 

Norbert Fischer, Honorarprofessor am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie sowie Privatdozent für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg, stellte die Feuerbestattung in anderen Kulturen vor. Er zeigte auf, dass der eigentliche Akt der Verbrennung in uns fremden Kulturen vielfach ein gemeinschaftliches Abschiednehmen, ein Gestalten der Trauerarbeit und nicht zuletzt ein Dienst an den Verstorbenen selbst sei, damit sich die Seele vom Körper trennen kann. Fischer beschrieb die Einrichtung und Entwicklung von Krematorien seit dem 19. Jahrhundert insbesondere in Österreich, beginnend mit der Weltausstellung in Wien 1873, auf der Siemens einen Verbrennungsofen vorgestellt hatte. In seinen weiteren Ausführungen ging er ein auf die in den vergangenen Jahrzehnten sich entwickelten Formen der Aschenbeisetzung (Urnenhalle, Kolumbarien, anonyme und Naturbestattungen, Friedgarten u. a.) bis hin zum Aschendiamant als Erinnerungselement an Verstorbene. Auch wenn mitunter der Eindruck entstünde, dass das 20. Jahrhundert ein "Zeitalter ohne Erinnerung" sei, zeugen viele Ansätze davon, dass es das Bedürfnis nach Erinnerung gibt und dabei neue Gestaltungen Platz greifen, wie z. B. die Memorialräume von Ajax Amsterdam oder Rapid Wien zeigen.

 

 

Das kirchliche Bestattungsritual

 

Am Nachmittag legte Ewald Volgger OT, Professor am Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie der KU Linz, die kirchliche Positionierung seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dar. Das Zugeständnis für katholische Christen hat zur Ausgestaltung von liturgischen Formen geführt, die aber immer noch weiterer Überlegungen bedürfen, so Volgger, da mitunter die Wahrhaftigkeit in der sprachlichen Gestaltung der Rituale nicht gegeben sei. Er analysierte liturgische Formulare aus Italien, dem deutschen Sprachgebiet und der Wiener Praxis. Trotz deutlicher Bevorzugung der Erdbestattung und ihrer Werte hat auch die Kirche auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren, um Menschen pastoral und ritendiakonisch auf ihren Wegen gut zu begleiten. Die Werte der gemeinschaftlichen Verabschiedung und der Trauerbegleitung sollten dabei nicht verloren gehen, vielmehr auch in neuen Formen gepflegt werden.

 


Urnenbeisetzungen in der Praxis und ihre Herausforderungen

 

Im vierten und letzten Beitrag schließlich reflektierte Martin Dobretsberger seine Praxis als Bestatter und stellte die Urnenbestattung als eine wertvolle Chance dar, Menschen in ihrer Trauer zu begleiten und ihnen eine gute Möglichkeit der Verabschiedung zu bieten. Dabei wurde deutlich, dass es einen Unterschied zwischen dem urbanen Gebiet und dem ländlichen Gebiet gibt, in denen sich oft noch wertvolle kulturelle und gemeinschaftliche Bräuche und Formen erhalten haben. Er sprach sich dabei gegen eine allzu große Vielfalt von Beisetzungsstätten aus und stellte entsprechende Kriterien vor. Er gab der Kirche den Auftrag mit, ihre Kompetenz für sinnstiftende Riten auch bei Urnenbeisetzung nicht abzugeben, und wünschte sich einen verstärkten Dialog von SeelsorgerInnen und Bestattern.

 

Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs, Mag. Martin Dobretsberger, Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT, ao. Univ.-Prof. Dr. Stefan Schima, MAS, Prof. PD Dr. Norbert Fischer.

V. l.: Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs, Mag. Martin Dobretsberger, Univ.-Prof. Dr. Ewald Volgger OT, ao. Univ.-Prof. Dr. Stefan Schima, MAS, Prof. PD Dr. Norbert Fischer. © KU Linz / Eder


Podiumsdiskussion mit den Referenten und Prof. Michael Fuchs

 

Professor Michael Fuchs vom Institut für Praktische Philosophie/Ethik an der KU Linz unterstrich in seinem abschließenden Statement, dass aus philosophischer Perspektive viele Aspekte deutlicher zu reflektieren seien. Er meinte u. a., dass mit dem Begriff der "Menschwürde" angesichts des Leichnams nicht inflationär umgegangen werden solle, verwies auf die ethische Aspekte von Trauer in der Antike, um schließlich auf Thomas von Aquin zu verweisen, der im Begräbnis eines Menschen keinen allzu hohen Wert erkennen kann. Die lebhaften Diskussionen nach den Referaten haben gezeigt, dass es einen erhöhten Bedarf an Reflexion, aber auch an konkreter Praxis in diesem Bereich gibt.

 

Hermine Eder / KU Linz

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