Karfreitag: Der Kreuzweg Jesu in unser Leben eingraviert
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer schlägt damit eine Brücke zwischen den Ereignissen von damals in unsere heutige Zeit. „Irgendwie hatte ich es mir anders vorgestellt, als alles kam. Könnte dieser Satz eine Zusammenfassung für die Geschehnisse des Karfreitags darstellen?“ stellt der Bischof als Frage in den Raum.
„Der Karfreitag raubt in seiner negativen Dynamik schier den Atem“ so Bischof Scheuer. „Die menschlichen Abgründe tun sich in einer komprimierten Tiefe vor uns auf: Verlassenheit, Einsamkeit, Todesangst in Getsemani. Erbarmungsloses Räderwerk von Verleumdung und Hass, institutionellen Verfahren und Willkür. Ohne Möglichkeit zur Verteidigung, ausgeliefert einer undurchschaubaren Gemengelage an Vorwürfen, Ängsten und kollektiver Hysterie. Verurteilt, als Verbrecher eingestuft, des Todes würdig. Hingerichtet, qualvoll das Sterben, von den Menschen und Gott verlassen. Das Kreuz errichtet als Pfahl des Scheiterns. Es kam anders, als es sich die Menschen um Jesus vorgestellt hatten. Es kam auch anders als es sich Jesus erwünscht hatte. Seine Vision vom Reich Gottes wurde nicht angenommen. Der Eckstein wurde verworfen. Wie konnte es soweit kommen?“
Der Karfreitag ist für Bischof Scheuer auch ein hineinfühlen in die Leidensgeschichte Jesu: „Der Kreuzweg Jesu ist auch in unser Leben eingraviert. Jeder von uns hat eine Leidensbiographie, die Erinnerung an schmerzliche Ereignisse im Leben, die immer noch wehtun.“
Auch wenn die Passion Jesu keine Erklärung für die Leidenden bereit hält, so lädt sie laut Bischof Manfred dennoch zum Mitgehen ein: „Im Mitgehen mit Jesus auf seinem Kreuzweg wird uns das ganz einfache Licht des Vertrauens geschenkt. Jesus bricht Resignation, Verbitterung und Verzweiflung im Leid auf und setzt das Leid in eine Beziehung.“