Donnerstag 18. April 2024

6. November ist „Tag der Gefangenen“: Inhaftierte sind nicht „abgeschrieben“

Stacheldrahtzaun mit Himmel

Papst Franziskus feiert anlässlich des „Jahres der Barmherzigkeit“ am 5. und 6. November 2016 in Rom den „Tag der Gefangenen“. Auch die Gefangenenseelsorge der sieben oö. Justizanstalten in Oberösterreich setzt am 6. November ein Zeichen.

Gefangene und ihre Angehörige, Angehörige der Justizwache, der Sozialarbeit und nachbetreuende Dienste in den Justizanstalten sind von Papst Franziskus eingeladen, an den Feiern teilzunehmen. Auch die MitarbeiterInnen der katholischen Gefangenenseelsorge sind zu diesem Anlass nach Rom eingeladen.

 

Der „Tag der Gefangenen “ soll das Leben der Inhaftierten der Öffentlichkeit bewusst machen und verweist auf den innersten sozialen Auftrag der katholischen Kirche und deren Mitglieder: für Menschen da zu sein, die am Rand der Gesellschaft stehen. „Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen“, so die Worte Jesu aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 25,36). Und: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40).

 

 

Den konkreten Menschen im Blick – ungeachtet seiner Vorgeschichte

 

Im Buch „Gefangen. Wenn Bilder sprechen könnten“, herausgegeben von Claudia Steinkellner, sind aussagekräftige Texte und Bilder von Menschen gesammelt, die in den Justizanstalten Linz und Asten inhaftiert sind. In diesem Buch schreibt ein Gefängnisinsasse über seine Erfahrungen mit der Gefangenenseelsorge: „Ich begann zu entrümpeln und gleichzeitig von der Zukunft zu träumen: Von Verzeihung, von Freiheit, in der jeder Tag als Geschenk betrachtet und bewusst erlebt wird. Ich begann davon zu träumen, mich an kleinen Gesten zu erfreuen, einen freundlichen Gruß auszusprechen oder ihn ebenso zu erwidern, dass man mir vorurteilsfrei ohne Berührungsängste gegenübertritt.“ (…) „Ich fürchte mich vor Gott nicht, weil er ein Liebender, ein Verzeihender ist, und ich glaube er mag mich, mit meinen Schwächen.“

 

Bischof Manfred Scheuer: „Treffender kann man die Bedeutung von Gefangenenseelsorge wohl kaum beschreiben. Seelsorge bei Gefangenen bedeutet die Vermittlung eines Gottesbildes, das ungeachtet seiner Vorgeschichte den konkreten Menschen im Blick hat und ihm eine Perspektive in die Zukunft aufzeigen will. Ohne die Gegenwart zu ignorieren, ohne die Vergangenheit zu leugnen. Gott als Gott der Vergebung zu verkündigen heißt aber auch, dass der Mensch angesichts seiner Verfehlungen diesen liebenden Blick Gottes aushalten muss. Ich denke mir, dass die Gefangenenseelsorgerinnen und -seelsorger in ihrer Tätigkeit somit ganz im Geist des Evangeliums handeln und sich – wie Papst Franziskus es dringend einmahnt – an die existentiellen Ränder unserer Gesellschaft heranwagen.“

 

 

Feierliches Zeichen in Oberösterreich

 

Am 6. November 2016 werden die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gefangenenseelsorge der Justizanstalt Linz die Sonntagsgottesdienste in der Pfarre Linz-Christkönig (Friedenskirche) zum Thema „Gefangenenseelsorge“ gestalten. Auch in den Justizanstalten in Oberösterreich wird das Anliegen bei den Gottesdiensten mit den Gefangenen angesprochen.

 

 

Die Gefangenenseelsorge der Diözese Linz

 

In den sieben Gefängnissen in Oberösterreich – in Ried, Suben, Wels, Linz, Asten, Forensisches Zentrum Asten und Garsten – arbeitet je ein/e GefangenenseelsorgerIn. Die SeelsorgerInnen führen pro Jahr ca. 3.500 Einzelgespräche, leiten Feiern und Gottesdienste, organisieren Gesprächsgruppen und Chöre, veranstalten mit verschiedensten KünstlerInnen sowie Gefangenen diverse Projekte und unterstützen bei der Entlassung Insassen und ihre Angehörigen.

 

Ca. 80 ehrenamtliche MitarbeiterInnen unterstützen diese Arbeit als GruppenleiterInnen, bei Feiern sowie Festen und sind bei Besuchsdiensten aktiv. Im Jahr 2015 wurde ihnen für dieses Ehrenamt der „Menschenrechtspreis des Landes OÖ“ verliehen.

 

Die Gefangenenseelsorge als Einrichtung der katholischen und evangelischen Kirche in OÖ arbeitet auf ökumenischer Basis und steht im interreligiösen Dialog mit den anerkannten Religionsgemeinschaften und Kirchen in Österreich.

 

Als Hauptaufgabe sieht die Gefangenenseelsorge das Angehen gegen Isolation und Einsamkeit der Insassen in den Justizanstalten und in der Vorbereitung der Gesellschaft auf die Haftentlassenen. Die MitarbeiterInnen der Gefangenenseelsorge fühlen sich dem Evangelium verpflichtet und sehen sich als gelebte Kirche im Gefängnis.

 

GefangenenseelsorgerInnen

  • sind für alle inhaftierten Frauen und Männer da, die das Gespräch mit ihnen suchen – unabhängig davon, welcher Religion oder Weltanschauung diese Menschen angehören
  • begleiten und unterstützen jene Insassen auf ihrem Weg, die ihr Leben nach eigenen Möglichkeiten selbst in die Hand nehmen wollen.
  • stehen im Austausch mit der Anstaltsleitung, den Bediensteten der Justizwache und der Dienste in den Justizanstalten.
  • sind im Gespräch mit Angehörigen und jenen Menschen, die aufgrund der Inhaftierung eines nahen Menschen in seelische oder materielle Not geraten.
  • sind gut vernetzt mit karitativen und beratenden Einrichtungen und vermitteln weiter
  • glauben an den Menschen, hoffen, gehen mit.

 

Mehr zur Gefangenenseelsorge der Diözese Linz

 

 

Buchtipp

 

Claudia Steinkellner (Hg.in) / Guido Rüthemann, Markus Vormayr (Autoren):

Gefangen. Wenn Bilder sprechen könnten.

Norderstedt, 2014

ISBN/EAN: 9783732294961

 

Cover 'Gefangen. Wenn Bilder sprechen könnten'

Zukunftsweg
Seelsorgeteam Einführung

Seelsorgeteam Einführung im Dekanat Pettenbach

"Ja wir machen das! Wir gehen diesen Weg gemeinsam"

Zu Pfingsten wird durch alle Pfarren gepilgert.

Dekanat Schörfling unterwegs auf dem Zukunftsweg

Wichtige Etappen in der Vorbereitung zur Pfarrgründung sind im Gange.
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