Donnerstag 25. April 2024

Jesuit: Papst Franziskus ist "kein Befreiungstheologe, aber ..."

Der Konflikt rund um die umstrittene Befreiungstheologie hat sich inzwischen längst entkrampft, die Option für die Armen - das Hauptanliegen dieser Theologie - bleibt allerdings aktuell wie nie zuvor.

Das betonte der deutsche Theologe und Lateinamerika-Experte P. Martin Maier. Papst Franziskus ist nach Ansicht P. Maiers zwar "kein Befreiungstheologe, aber er setzt sich für die zentralen Anliegen dieser Theologie ein". Der deutsche Jesuitenpater Martin Maier studierte unter anderem in El Salvador und ­arbeitete dort in einer Landpfarre. Seit 2014 wirkt er im Europäischen Sozialzentrum der Jesuiten in Brüssel. Er äußerte sich in einem aktuellen Interview mit der österreichischen Kirchenzeitungskooperation.

Er wolle lieber von Befreiungstheologien in der Mehrzahl sprechen, so Maier: "Diese Theologien haben unterschiedliche Formen. In Argentinien wurde eine Theologie entwickelt, die von der Volksfrömmigkeit ausging und nicht so sehr den sozialanalytischen Zugang gewählt hat." Papst Franziskus sei stark geprägt von dieser argentinischen Theologie der Befreiung, die man Theologie des Volkes nennt. Die Aufmerksamkeit für die Zeichen der Zeit, die Praxisorientierung und vor allem das Eintreten für die Armen verbinde aber die Theologien der Befreiung, so Maier: "Das hat sich Papst Franziskus, der eine arme Kirche für die Armen will, zu eigen gemacht."

In der Papst-Enzyklika "Laudato si" sei zwar nicht explizit von der Befreiungstheologie die Rede. Aber methodisch und  inhaltlich sei diese Enzyklika von den Grundanliegen dieser Theologie mitgeprägt, so Maier. Der bekannte Befreiungstheologe Leonardo Boff beschäftige sich zum Beispiel seit Jahren mit dem Zusammenhang zwischen Befreiung, Armut und Ökologie.

Franziskus sei sicherlich auch die treibende Kraft hinter der jüngsten Seligsprechung von Erzbischof Oscar Romero gewesen, "denn er hat dafür gesorgt, dass die Blockade aufgehoben wurde". Für den Papst sei Romero das Vorbild eines Bischofs, "der nach seinen Schafen riecht, der die Option für die Armen ins Zentrum seines Wirkens gestellt hat und den Weg Jesu gegangen ist".

Die Blockierer der Seligsprechung seien zuvor nicht so sehr die Päpste gewesen, sondern eine Gruppe von Kardinälen sowie konservative Kirchen- und Oberschichtskreise in El Salvador, zeigte sich der Jesuit überzeugt. Papst Benedikt XVI. habe bereits Ende 2012 ein Signal in die Richtung gesetzt, dass es mit der Seligsprechung Romeros vorangehen soll. Johannes Paul II. habe Romero als Märtyrer gesehen.



Befreiungstheo­logie als marxistisch abgetan


Die Geschichte der Befreiungstheo­logie sei eine Konfliktgeschichte. Maier: "Das hängt einerseits damit zusammen, dass die kirch­liche Bewegung, die sich mit der Befreiungstheologie verbunden hat, auf soziale Ver­änderungen gedrängt hat. Damit waren die Interessen derer berührt, die von den Verhältnissen profitierten. Andererseits gibt es den Hintergrund des Kalten Krieges." Die Befreiungstheologie sei - polemisch und falsch - als ­sozialistisch und marxistisch bezeichnet worden. In Lateinamerika selbst seien alle Mittel recht gewesen, um dagegen zu kämpfen. P. Maier: "Viele Christen wurden verfolgt und ermordet. 1989 sind zum Beispiel in El Salvador sechs Jesuiten umgebracht worden, denen angehängt wurde, sie seien Marxisten - eine Beschuldigung, die auch gegen Romero erhoben wurde." Doch der Kalte Krieg sei zu Ende und es gebe neue Voraussetzungen. Deshalb habe sich dieser Konflikt heute entkrampft.

Die Option für die Armen sei aber jedenfalls brennend aktuell, so P. Maier: "In Lateinamerika gibt es nach wie vor viele Millionen Menschen, die in Armut und Elend leben. Das sprach Papst Franziskus auf der Lateinamerika-Reise an. Kirche und Theologie müssen sich mit dieser Frage konfrontieren und Lösungen suchen."

 

Kathpress

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