Donnerstag 28. März 2024

Sterben wie ich will! Mord oder Erlösung?

Mehr als 250 Interessierte kamen am Dienstag, 17. März 2015, in den OÖ. Presseclub um beim 12. Streitforum die Diskussion zwischen zwei Medizinern zum Thema „Selbstbestimmtes Sterben" zu verfolgen.

Am Podium diskutierten unter Moderation von Dr. Christian Schacherreiter die Ärztin Erika Preisig und der Arzt Dr. Johann Zoidl. Die Schweizerin Preisig ist Hausärztin, Palliativmedizinerin, Konsiliarärztin für Dignitas, eine Schweizer Organisation, die Sterbebegleitung und Freitodhilfe anbietet, und Gründerin des Vereins lifecircle, der sich für eine internationale Legalisierung des begleiteten Freitodes einsetzt. Oberarzt Zoidl leitet im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz die Palliativabteilung und ist im Vorstand des Landesverbands Hospiz OÖ und der Krebshilfe OÖ.

 

Freitodbegleitung oder Sterbebegleitung

 

Nach einer notwendigen Begriffsklärung wurde klar, dass bei der weiteren Diskussion vor allem über die Schweizer Form der Freitodbegleitung gesprochen wird, die in Österreich assistierter Suizid oder begleitete Selbsttötung genannt wird und nicht erlaubt ist. Für Zoidl liegt die Aufgabe des Arztes/der Ärztin ausschließlich in der Sterbebegleitung und er steht für die Beibehaltung der jetzigen österreichischen Rechtslage. Palliativmedizin könne, verantwortet und mit viel Erfahrung eingesetzt, bis hin zu einer terminale Sedierung fast jede Linderung leisten. Er stellt auch die Frage, ob angesichts größter Schmerzen und unerträglicher Situationen, eine freie Entscheidung überhaupt möglich ist. In wirklichen Grenzbereichen gäbe es für Angehörige und ÄrztInnen auch bei uns die Rechtsgrundlage der Gewissensnot.


Preisig hingegen sieht es als Ärztin auch als ihre Pflicht, hinzuhören, wenn ein Mensch sein Leben beenden wolle und nach verantwortungsvoller Prüfung auch über den Freitod zu beraten und ihn zu begleiten. Gerade die Sedierung am Ende des Lebens sieht sie als Verzögerung des unvermeidlichen Sterbens und eine bewusste Entscheidung des Sterbenden den Todeszeitpunkt selbst zu wählen als legitimen Akt der Selbstbestimmung.

 

OA Dr. med. Johann ZOIDL, Vorstand der Palliativstation des Krankenhauses der BHS Linz; Mag. Daniela HAINBERGER, OÖ. Presseclub; Dr. med. Erika PREISIG
Praktizierende Hausärztin und Freitodbegleiterin aus der Schweiz, Gründerin und Präsidentin des Vereins „lifecircle"; Dr. Christian SCHACHERREITER, Moderator; Mag. Theresa STAMPLER, Forum St. Severin.

Foto: © Forum St. Severin

 

Im Fall der Indirekten Sterbehilfe, bei der durch Therapie am Lebensende Lebensverkürzung in Kauf genommen wird, waren sich beide Diskutierenden einig, dass dies mit Blick auf den Menschen und mit Wissen und Erfahrung durchgeführt, ethisch gerechtfertigt sei. Bei der Aktiven Sterbehilfe wie sie in den Beneluxstaaten erlaubt ist und die die gezielte Herbeiführung des Todes durch Handeln auf Grund eines tatsächlichen oder mutmaßlichen Wunsches einer Person darstellt, waren sich Zoidl und Preisig in der Ablehnung einig.

 

Die anschließenden Fragen aus dem Publikum umfassten ein weites Spektrum von Anfragen an die Praxis der Sterbehilfe über die Patientenverfügung bis hin zu den spirituellen Hintergründen der beiden Diskutierenden.
Preisig, die selbst sehr religiös erzogen wurde, sprach offen von ihrem anfänglichen Hadern, ob Freitodbegleitung nicht Sünde sei und sehr oft spreche sie mit Menschen die sie begleitet, wie sie die Selbsttötung mit ihrem Gewissen vereinen können.
„Begegnungen in der Palliativmedizin ohne spirituellen Aspekt gibt es nicht," erklärte Zoidl seine spirituelle Erfahrung in der Praxis. Wenn ein Mensch erfahren kann, dass er/sie angenommen ist wie er ist, nichts mehr leisten und sich verdienen muss, kann das als große Befreiung erlebt werden.

 

Zur Diskussion sind so viele Menschen gekommen, dass sie aus dem Veranstaltungssaal per Vidiwall in einen weiteren Raum übertragen worden ist: es zeigt, wie groß das Interesse an Diskussion und Auseinandersetzung über das Sterben auf Verlangen ist.

 

Stampler, Theresa (mk)

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