Donnerstag 25. April 2024

Papst Franziskus würdigt nachkonziliare Liturgiereform

Papst Franziskus hat die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als Meilenstein im Leben der Kirche gewürdigt.

Die Feier der Eucharistie in der jeweiligen Volkssprache sei eine "große spirituelle Hilfe" und belebe die Verbindung der Menschen zu Gott neu, sagte er am Samstag, 7. März 2015 bei einer Messe in der römischen Kirche Ognissanti.

Anlass war der 50. Jahrestag der ersten päpstlichen Messe in Volkssprache. Am 7. März 1965 hatte Papst Paul VI. (1963-1978) am selben Ort erstmals einen Gottesdienst auf Italienisch gefeiert. Vor dem Gottesdienst wurde Franziskus auf dem Vorplatz vom deutschen Kardinal Walter Kasper begrüßt. Die Kirche Ognissanti im Südosten Roms ist seine Titelkirche.

Dass die Gläubigen das Wort Gottes während der Messe in ihrer Volkssprache hörten, stärke sie auf ihrem Weg als Christen, so der Papst. Er hob die zentrale Rolle der Liturgie für den Glauben hervor. Die Liturgiekonstitution des Konzils "Sacrosanctum Concilium" bezeichne sie als erste und unverzichtbare Quelle, aus der die Gläubigen den wahren Geist des Christentums schöpfen könnten. Eine authentische Liturgie sei nicht in erster Linie "eine Lehre, die es zu verstehen gilt, oder ein Ritus, den man durchzuführen hat - dies natürlich auch -, sondern sie ist vor allem eine Quelle des Lebens und des Lichts für unseren Glaubensweg", sagte Franziskus. Ein Gläubiger gehe nicht in die Kirche, um eine Vorschrift zu erfüllen und sich einem Gott zu nähern, der ansonsten nicht gestört werden dürfe. Vielmehr schenkten die Sakramente dem Christen die Kraft, gemäß dem Evangelium zu leben.  

Eine unchristliche Lebensführung lasse sich aber nicht durch häufigen Kirchgang zudecken. "Wir können nicht mit 'religiösen Werbegeschenken' das ersetzen, was wir dem Nächsten schulden, indem wir uns wirklich bekehren", so Franziskus. Liturgie und Leben müssten übereinstimmen. Zudem hob der Papst das Sakrament der Beichte hervor. Die Fastenzeit sei eine gute Gelegenheit zur inneren Erneuerung. Sie lasse den Menschen in der Einheit mit Gott wachsen und sei eine starke Kraft.  

"Sacrosanctum Concilium" wurde am 4. Dezember 1964 als erstes Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht. Gegenstand war die "allgemeine Erneuerung der Liturgie", insbesondere der Eucharistiefeier und der übrigen Sakramente. Ihre endgültige Gestalt fand die nachkonziliare Liturgiereform im Messbuch von 1969/1970, das die heute übliche Form des Gottesdienstes enthält. Zu den wichtigsten Neuerungen neben der Verwendung der Volkssprachen zählte die Hinwendung des Priesters zur Gemeinde und die aktive Teilnahme der Gläubigen am Messgeschehen.

 

 

Liturgie in der Pfarre Braunau-St. Stephan 

Liturgie in der Pfarre Braunau-St. Stephan. © Herbert Fink

 

 

Messfeiern ohne Latein, aber auch ohne Getuschel


So ganz begriffen haben die meisten Katholiken in der Allerheiligen-Kirche in Rom wohl anfangs nicht, welche Zeitenwende sie da am 7. März 1965, vor 50 Jahren, miterlebten. Obwohl nun alles eigentlich verständlicher sein sollte: Zum ersten Mal zelebrierte ein Papst die Messe in Volkssprache. Paul VI. (1963-1978) sprach in weiten Teilen des Gottesdienstes Italienisch, nicht mehr Latein. Er sagte "signore" (Herr) statt "dominus", und wie man einen lateinischen AcI übersetzt, brauchte man auch nicht mehr zu wissen.

Paul VI. bekräftigte damit die wohl einschneidendste, zumindest augenscheinlichste Neuerung, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) angestoßen hatte: die Liturgiereform. 50 Jahre später, am Samstag, feierte Papst Franziskus eine Messe in ebenjener Pfarrei Ognissanti. Die "Konstitution über die heilige Liturgie" - nach den Anfangsworten auch unter dem Titel "Sacrosanctum Concilium" bekannt - war der erste Beschluss, den das Konzil am 4. Dezember 1963 verabschiedete. Ihr Hauptanliegen war, dass die Gläubigen "die heilige Handlung bewusst, fromm und tätig mitfeiern".

 Die Ursprünge der Reform reichen bis zur sogenannten Liturgischen Bewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum und in Frankreich zurück. Der Auftrag der Konzilsväter lautete: "Der Mess-Ordo soll so überarbeitet werden, dass der eigentliche Sinn der einzelnen Teile und ihr wechselseitiger Zusammenhang deutlicher hervortreten und die fromme und tätige Teilnahme der Gläubigen erleichtert werde. Deshalb sollen die Riten unter treulicher Wahrung ihrer Substanz einfacher werden."

"Bestätigung der nachkonziliaren Liturgiereform"

Der Besuch von Franziskus in Ognissanti sei eine "Bestätigung der nachkonziliaren Liturgiereform, und das ist etwas sehr Positives", sagte Kardinal Walter Kasper gegenüber "Radio Vatikan". Die Liturgiereform und die Feier der Messe in der Muttersprache seien dem Papst "sehr wichtig", so der deutsche Kardinal. Ognissanti ist Kaspers Titelkirche.

Der Kardinal verwies darauf, dass Franziskus jüngst vor den Pfarrern Roms gesagt habe, "diese Form ist die normale Form, die andere ist die außerordentliche Form und basta". Zuvor äußerte sich der Papst ähnlich. Franziskus hat deutlich gemacht, dass er die beschränkte Wiederzulassung der alten Messe durch seinen Vorgänger Benedikt XVI. nicht antasten werde. Sein Verhältnis dazu gilt aber als sehr viel distanzierter. Franziskus schreibt kein Grußwort zur jährlichen Wallfahrt der Anhänger des Alten Ritus nach Rom wie Benedikt XVI. Spekulationen über eine "Reform der Reform", das heißt Korrekturen an der nachkonziliaren Liturgie, wie es sie unter Benedikt XVI. gab, sind unter seinem Nachfolger gänzlich verstummt.

Die Messe, die Paul VI. vor 50 Jahren in Rom feierte, war allerdings noch nicht jene des Messbuchs von 1970, also die heute gültige. Der Papst sprach zwar größtenteils Italienisch; das Hochgebet jedoch trug er auf Latein vor. Grundlage für die Messe vom 7. März 1965 bildete die Instruktion "Inter oecumenici" vom 26. Dezember 1964. Diese Form des Ritus soll nach Angaben des italienischen Journalisten Andrea Tornielli auch einer der schärfsten Gegner der Liturgiereform, Bischof Marcel Lefebvre (1905-1991), akzeptiert haben. Der Gründer der traditionalistischen Piusbruderschaft brach später wegen der Liturgiereform mit Rom.

Verantwortlich für die Erarbeitung des Messbuchs von 1970 war eine vom Papst eingesetzte Kommission unter Leitung des italienischen Liturgie-Fachmanns Annibale Bugnini. Sie ging nach Ansicht von Kritikern in einigen Punkten über das Konzil hinaus.

Wer an jenem 7. März gedacht haben sollte, jetzt würde einfach alles verständlicher und ansonsten gehe es weiter wie bisher, den belehrte Paul VI. schnell eines Besseren: "Früher reichte es zu assistieren, heute muss man teilnehmen; früher genügte die reine Anwesenheit, heute sind Aufmerksamkeit und Aktion nötig, so der Papst. Und nicht zuletzt: Früher habe man während der Messe auch schon mal "schlummern und vielleicht auch tuscheln können". Damit sei nun Schluss: "Heute muss man zuhören und beten."

 

"Sacrosanctum Concilium" im Wortlaut

 

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