Freitag 29. März 2024

Wer mehr rauspressen will, als drinnen ist, verliert

Maria Appenzeller

Maria Appenzeller arbeitet im Kommunikationsbüro der Diözese Linz. Sie verbringt viel Zeit damit, ihr Pferd auf Turniere vorzubereiten. Ein Gespräch über Leistungssport mit einem Tier und wie dabei Parallelen zum Glauben gezogen werden könnten.

Sport allgemein

 

Welche Sportart betreiben Sie und in welcher Intensität?

 

Mit meinem Pferd trainiere ich Reining, eine Disziplin des Westernreitens, die Teil der Weltreiterspiele ist. Ich reite dreimal wöchentlich. In den Sommermonaten fahre ich auf Turniere, die manchmal drei oder vier Tage dauern.

 

Maria Appenzeller © Melanie Pils

 

Warum machen Sie Sport?

 

Einerseits, um mich zu bewegen. Ich sitze täglich viele Stunden vor dem Computer. Ohne Sport würde ich das nicht aushalten. Andererseits mache ich Sport wegen des geistigen Ausgleichs. Vor dem Reiten, beim Putzen des Pferdes, kann ich meine Gedanken schweifen lassen. Beim Reiten bin ich im Hier und Jetzt.

 

Warum begeistert Sie der Reitsport?

 

Reiten trainiert den Körper, die Muskeln, die Koordinationsfähigkeit von Armen und Beinen, aber auch den Geist. Beim Reiten habe ich es mit einem zweiten Lebewesen zu tun. Auf seine Eigenheiten und die Tagesverfassung muss ich mich einstellen. Außerdem mag ich Pferde einfach.

 

Warum die Disziplin Reining?

 

Reining stellt hohe Anforderungen an Pferd und Mensch. Es ist schnell, es ist spektakulär, es ist präzise, es bedeutet die Kontrolle zu haben – über sich selbst und das Pferd. Pferde werden als Fluchttiere geboren. Tempo liegt ihnen im Blut. Kontrollierte Geschwindigkeit und auf ein Signal hin zu verlangsamen – das verlangt Disziplin, Vertrauen und gute Ausbildung. Dass das klappt und ich bei meinem Pferd solche Dinge abfragen kann, fasziniert mich.

 

 

 

Maria Appenzeller und ihr Pferd Squalaw zeigen einen Sliding Stopp, das typische Manöver der Westernreitdisziplin Reining. Das Pferd bremst aus vollem Galopp. © CK Photographics

 

Sport & Fairness

 

Warum messen Sie sich und Ihr Können gerne im Wettkampf mit anderen?

 

Ich sehe meine Turnierstarts weniger als Wettkampf mit anderen. Für mich ist ein Turnier eine Überprüfung meiner Trainingsarbeit sowie meiner Leistungsfähigkeit und der des Pferdes. Vor dem Start bin ich natürlich nervös. Wenn ich trotzdem gut reite, bin ich glücklich.

 

Wie gehen Sie damit um, wenn jemand besser ist als Sie?

 

So ist Sport eben. Mal gewinnen die einen, mal die anderen. Wenn unsere Leistung gut gewesen ist, bin ich zufrieden. Ich kenne die Grenzen meines Pferdes und auch die meinen. Etwas anderes ist es, wenn wir gepatzt haben. Dann heißt es zu analysieren, wo der Fehler gelegen ist, zu üben und es beim nächsten Mal besser zu machen. Manchmal bedeutet es, zu akzeptieren, dass nicht jeder Tag ein High-Performance-Tag sein kann.

 

Wie beeinflusst Sport, Leistung und Wettkampf Ihre Persönlichkeit?

 

Positiv. Sport macht mich ausgeglichener. Leistung zu erbringen heißt, die eigenen Fähigkeiten richtig zu beurteilen. Wer mehr rauspressen will, als drinnen ist, verliert. Diese Erkenntnis halte ich für einen Gewinn. Im Wettkampf zu bestehen, bedeutet vor allen Dingen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das zu lernen, hat mir sicherlich nicht geschadet.

 

Welche Aspekte des Sports zählen für Sie zu den wichtigsten (Sieg, Gemeinschaft, Fairness …)?

 

Es ist eine Kombination. Gemeinschaft ist wichtig, weil ich mich wohlfühlen möchte. Ohne Fairness würde es mir keinen Spaß machen. Ein Sieg ist die Bestätigung, etwas gut gemacht zu haben – aber immer relativ. Man kann mit einem schlechten Ritt gewinnen, weil die anderen noch schlechter waren. Bei meinem bisher besten Ritt habe ich nicht gewonnen.

 

Sport soll natürlich fair sein. Was bedeutet für Sie Fairness in Ihrem Sport?

 

Erstens, eine faire Behandlung des Pferdes im Training und auf dem Turnier. Zweitens, den anderen ReiterInnen und sich selbst Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Neid, Spott und sich hinter dem Rücken der anderen das Maul zu zerreißen sind im Sport einfach nur fehl am Platz. Niemand ist ein Wunderwuzzi und Fehler passieren. Wie ich beurteilt werden möchte, so versuche ich andere zu beurteilen.

 

Kontrollierter Galopp am losen Zügel, der auch mal richtig schnell sein darf. © Andrea Indrich, CK Photographics

 

Sport & Rituale

 

Führen Sie (religiöse) Rituale vor einem Wettbewerb durch?

 

Nein. Ich besitze auch keinen Talisman.

 

Wie bereiten Sie sich körperlich auf den Wettkampf vor?

 

Durch sinnvolles Reittraining mithilfe meines Trainers Reinhard Hochreiter in den Tagen und Wochen vorher.

 

Welche mentalen Vorbereitungstechniken sind Ihr Erfolgsrezept?

 

Ich schaue mir die Arena vor dem Start gut an. Außerdem reite ich die Aufgabe im Geiste gut durch.

 

Sehen Sie eine Verbindung zwischen mentalem Training und Spiritualität?

 

Ja, beides sollte geerdet sein. Wer im Sport mental gut drauf ist, wird im Rahmen der eigenen Möglichkeiten mehr leisten können, als ohne mentales Training. Mentales Training ist aber kein Zaubermittel. Realistisch sollte man bleiben. Mit der Spiritualität und dem Glauben verhält es sich meiner Meinung nach ähnlich.

 

Sport & Glaube

 

Was verbindet Sport und Glaube?

 

Am Turnier habe ich gelernt, meinem Pferd Vertrauen zu geben und gleichzeitig selbst zu vertrauen, denn die Hälfte des Erfolgs hängt vom Pferd ab. Dieses Vertrauen in jemand anderen, in meinem Fall in meinen Partner Pferd, lässt sich sicherlich vergleichen mit dem Vertrauen in Gott. Nicht alles können wir selbst beeinflussen. Manchmal können wir nicht mehr tut, als zu vertrauen.

 

© CK Photographics

 

Sieg & Niederlage

 

Was war Ihr größter sportlicher Erfolg bis jetzt und was möchten Sie noch erreichen?

 

2015 war unser bisher erfolgreichstes Turnierjahr. Mein Pferd und ich holten den Sieg im WTC-Cup in der Reining Novice Amateur, den Titel Reserve Champion in der Reining Rookie des WTC-Cups sowie den Vize-Meister bei den Österreichischen Meisterschaften der Austrian Western Riding Association in der Klasse Reining Novice Amateur. Damit haben wir viele Turnierpunkte gesammelt und fallen aus diesen Klassen hinaus. Für heuer heißt es: fleißig trainieren. Nächstes Jahr möchte ich mit meinem Pferd in der nächsten Klasse gut dabei sein. Mal sehen, ob es gelingt.

 

Wie gehen Sie mit einer Niederlage um?

 

Sie tut weh. Aber mit genügend Abstand kommt man darüber hinweg.

 

Irgendwann geht es nicht mehr mit der körperlichen Leistungsfähigkeit – warum wissen Sie, dass Gott sie auch dann trägt?

 

Nun, mit Gott hat das im Fall meines Pferdes nichts zu tun. Es ist nun siebzehn. Mit etwas Glück liegen noch zwei, drei Jahre als Turnierpferd vor ihm. Dann darf es die Pension genießen und ich werde fürs Erste mit dem Turniersport abschließen. Da mein Pferd ein gutes, zuverlässiges Tier ist, werde ich auch ohne Turniersport viel Freude an ihm haben. (ma)

 

Seit 1999 sind Maria Appenzeller und ihr Pferd Squalaw ein Team. Damals war die Stute noch ein Fohlen. © Andrea Indrich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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