Ökologie aus dem Glauben
Dass Schöpfungsverantwortung ein Bestandteil des christlichen Glaubens ist, betonte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1990 in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag. In „Laudato sì“ zitiert Papst Franziskus nicht nur seinen Vorgänger. Er erinnert an Gottes Auftrag an die Menschen, die Erde zu schützen und zu bewahren.[1] Den Gedanken, sich die Erde zu unterwerfen, bezeichnet er als falsche Interpretation der Schöpfungsgeschichte.[2] „Diese Erzählungen deuten an, dass sich das menschliche Dasein auf drei fundamentale, eng miteinander verbundene Beziehungen gründet: die Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zur Erde.“[3]
Die Verantwortung des Menschen für die Erde
Papst Franziskus weist darauf hin, dass der Mensch Teil dieser Erde ist.[4] Gott erschuf ihn, wie er die Erde und alle Geschöpfe erschuf.[5] Den Menschen vertraute er seine Schöpfung an. „Wir sind nicht Gott. Die Erde war vor uns da und ist uns gegeben worden.“[6] „Diese Verantwortung gegenüber einer Erde, die Gott gehört, beinhaltet, dass der Mensch [...] die Gesetze der Natur und die empfindlichen Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt respektiert.“[7] „Deshalb ist es von Nutzen für die Menschheit und die Welt, dass wir Gläubigen die ökologischen Verpflichtungen besser erkennen, die aus unseren Überzeugungen hervorgehen.“[8]
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Jedes Geschöpf besitzt Eigenwert
Als inhaltlich einen der stärksten Gedanken sieht der Umweltsprecher der Diözese Linz Univ.Prof. Dr. Michael Rosenberger die Absage an jede Anthropozentrik, die den Menschen als Spitzengeschöpf betrachtet, dem alle anderen Geschöpfe dienstbar sind. Papst Franziskus betont die Anerkennung eines „Eigenwerts“ jedes noch so kleinen und unscheinbaren Geschöpfs.[9] Dieser Eigenwert stellt sich dem Nutzendenken entgegen, das in den Geschöpfen nur „Ressourcen“ sieht.[10]
Die Erlösung der ganzen Schöpfung
Nicht die Menschen alleine, sondern die ganze Schöpfung ist in Christus erlöst und darf die Herrlichkeit Gottes erleben. An diese Überzeugung erinnert Papst Franziskus. Er schreibt: Alle Geschöpfe „gehen mit uns und durch uns voran auf das gemeinsame Ziel zu, das Gott ist [...] Denn der Mensch […] ist berufen, alle Geschöpfe zu ihrem Schöpfer zurückzuführen.“[11] In die Auferstehung Christi sind alle Geschöpfe hineingenommen.[12]
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Ökologie aus dem Glauben zur Rettung der Erde
Sich klar zu machen, dass der Mensch, wie alles Leben dieser Erde, Gottes geliebte Schöpfung ist und Gottes Liebe besitzt, fordert jede/n ChristIn zu einer ökologischen Haltung auf, die aus dem Glauben heraus kommt.[13] Dies bedeutet z.B. erneuerbare Energien einzusetzen. Aber auch, eine tiefe Liebe zur Schöpfung zu kultivieren. Diese Liebe verlangt von sich aus einen liebevollen Umgang miteinander und mit der Welt.[14] Denn wie Papst Franziskus schreibt: „Wenn wir wirklich eine Ökologie aufbauen wollen, die uns gestattet, all das zu sanieren, was wir zerstört haben, dann darf kein Wissenschaftszweig und keine Form der Weisheit beiseitegelassen werden, auch nicht die religiöse mit ihrer eigenen Sprache.“[15]
Dieser Text erscheint in der Oktober-Ausgabe 2015 des „informiert“, der MitarbeiterInnen-Zeitung der Diözese Linz. Verfasserin ist Maria Appenzeller. (ma)
[1] Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.), Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 202, Enzyklika LAUDATO SÌ von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus, Bonn 2015, S. 51 und S. 58.
[2] Ebd., S. 51.
[3] Ebd., S. 50.
[4] Ebd., S. 48 und S. 58.
[5] Ebd., S. 48f; S. 57.
[6] Ebd., S. 50.
[7] Ebd., S. 51.
[8] Ebd., S. 48.
[9] Ebd., S. 52.
[10] Ebd., S. 28.
[11] Ebd., S. 61. Vgl. S. 167f.
[12] Ebd., S. 73.
[13] Ebd., S. 62 und S. 64.
[14] Ebd., S. 13 und S. 153 und S. 156f.
[15] Ebd., S. 47.