Samstag 20. April 2024

Lange Nacht der Kirchen am 9. Juni 2017: Ökumenische Vielfalt mit sozialer Verantwortung

V. l.: Helmut Eder, Michaela Haunold, Angelika Stummer, Gerold Lehner, Daniel Neuböck mit seinen SchülerInnen Tim Strasser, Sandra Hötzeneder und Tanja Mittermair.ut Eder, Projektleiterin Help-Mobil Mag.a Michaela Haunold (Caritas OÖ), Projektleiteri

Bereits zum 12. Mal findet am 9. Juni in Oberösterreich die Lange Nacht der Kirchen statt. Rund 300 Veranstaltungen in ganz Oberösterreich, davon ca. 120 in Linz, laden in der Langen Nacht der Kirchen zum Mitmachen, Genießen und Innehalten ein.

Ein sozialer Schwerpunkt im heurigen Jahr: Obdachlosigkeit sichtbar machen.

 

Die Lange Nacht der Kirchen setzt ein kräftiges Zeichen für eine offene, ökumenische und vielfältige Kirche. Neun christliche Kirchen in Oberösterreich öffnen (Kirchen-)Räume und bieten ein buntes Programm mit besonderen Kirchenführungen, Musik aller Epochen und Stilrichtungen, Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Film, Tanz, Kabarett, Vernissagen, Meditation und Stille, (interkultureller) Begegnung sowie sozial-, gesellschafts- und kirchenpolitische Themen.

 

Bei einer Pressekonferenz im Gemeindezentrum der evangelischen Pfarrgemeinde A. B. Linz-Innere Stadt auf dem Martin-Luther-Platz wurden Schwerpunkte und Highlights der diesjährigen „Langen Nacht der Kirchen“ präsentiert.

 

 

Einheit in Vielfalt


Dr. Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich, betonte in seinen einleitenden Worten, in der Langen Nacht der Kirchen sei selbstverständliche Ökumene erlebbar, was aber nicht selbstverständlich sei. Lehner: „Es sollte uns bewusst sein und bleiben, dass sie nur deshalb selbstverständlich ist, weil wir etwas dafür tun. Ökumene geschieht nicht einfach von selbst.“ Die „Lange Nacht der Kirchen“ habe in sich ökumenische Relevanz, so der evangelische Superintendent. Vielfalt und Verschiedenheit im Bereich der Kirchen würde hier ausdrücklich nicht als Bedrohung oder Konkurrenz empfunden, sondern „als Reichtum, als schöner, interessanter und wichtiger Bestandteil im Garten des Christentums“. Durch diese „Einheit in Vielfalt“ sei die „Lange Nacht der Kirchen“ ein Beispiel gelebter ökumenischer Praxis. Jede ökumenische Einheitsbestrebung müsse daran interessiert sein, die Vielfalt zu erhalten und nicht zu nivellieren, unterstrich Lehner. Umgekehrt müsse sich die kirchliche Vielfalt immer darum bemühen, „dass es diese verbindende Einheit gibt, damit die Vielfalt nicht in einen unverbundenen Pluralismus auseinanderfällt“.

 

 

Kirche im Vorbeigehen erleben


Mag.a Angelika Stummer, Projektleiterin der Langen Nacht der Kirchen, gab einen Überblick über die Vielfalt der rund 300 Veranstaltungen in ganz Oberösterreich. Auch sie freut sich, dass die digitale Stadtführung zum Thema Obdachlosigkeit in der Langen Nacht der Kirchen beginnt. „Seit einigen Jahren setzen wir bewusst soziale Schwerpunkte. Die Lange Nacht der Kirchen möchte Räume öffnen – nicht nur architektonische Räume, sondern auch Räume der Begegnung“, so Stummer. Für sie bietet die Lange Nacht der Kirchen ein „Programm mit Profil“, wie sie es formuliert: „In dieser Nacht machen Kirchen das, was sie immer tun: Sie laden zu Begegnung ein. Und gleichzeitig machen sie etwas ganz Besonderes: Sie eröffnen einen passageren Zugang zu Kirche. Menschen können Kirche sozusagen ‚im Vorbeigehen‘ erleben, das wird von den BesucherInnen sehr geschätzt.

 


Digitale Stadtführung macht Obdachlosigkeit zum Thema


Das evangelische Gemeindezentrum auf dem Martin-Luther-Platz wurde für die Pressekonferenz bewusst gewählt, wird doch auf diesem Platz bei der „Langen Nacht der Kirchen“ ein soziales Schwerpunktthema aufgegriffen: Obdachlosigkeit in Linz soll sichtbar gemacht werden. Eine Möglichkeit dafür bietet eine digitale Stadtführung zum Thema „Wohnungslos in Linz“ durch Linz. Sie beinhaltet neun Plätze, die für wohnungslose Menschen relevant sind. Mithilfe von QR-Codes, die auf die Projektwebsite führen, können Texte, Impulse, Gedanken, Musik und Videos abgerufen werden. Die digitale Stadtführung ist ein Kooperationsprojekt kirchlicher Einrichtungen mit Schulbeteiligung. Helmut Eder (Obdachlosenseelsorge), Michaela Haunold (Projektleiterin „Help-Mobil“, Caritas in OÖ) sowie PädagogInnen und SchülerInnen des BG/BRG/BORG Schärding haben das Projekt gemeinsam entwickelt und umgesetzt. Die Stadtführung wird auch nach der Langen Nacht der Kirchen bestehen bleiben.


Mag.a Michaela Haunold, Projektleiterin beim „Help-Mobil“ der Caritas Oberösterreich, freut sich, dass das Projekt zustandegekommen ist. Etwa 60 bis 80 wohnungslose Menschen schlafen auf der Straße; dazu kommen jene, die in Kriseninterventionszentren und Notschlafstellen unterkommen. Haunolds Erfahrung: „Je früher man Menschen stabilisieren kann, desto eher schaffen sie den Schritt zurück in ein geregeltes Leben.“ Die Caritas leistet über mehrere Schienen Hilfe für obdachlose Menschen, etwa über Tageszentren, Krisenwohnen, betreute Wohnprojekte und seit zwei Jahren auch mit dem Help-Mobil. Haunold zum Grundgedanken dieses Busses: „Menschen ohne Krankenversicherung haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Das Help-Mobil macht zweimal in der Woche an mehreren Standorten in Linz Halt und bietet Obdachlosen eine medizinische Notversorgung, warme Getränke, Schlafsäcke und Essen an.“ Das Help-Mobil mache auch PassantInnen auf das Thema Obdachlosigkeit aufmerksam, die häufig mehr wissen wollten.


So entstand die Idee, eine Stadtführung zu diesem Thema zu entwickeln, die mit Obdachlosenseelsorger Dr. Helmut Eder vertieft wurde. Gleichzeitig hatte Mag. Daniel Neuböck, Pädagoge für Sozialerziehung, Kommunikation und Religion am BG/BRG/BORG Schärding, die Idee zu einem Schulprojekt zum Thema Obdachlosigkeit. Eder und Haunold erklärten den SchülerInnen Hintergründe zum Thema Obdachlosigkeit und schilderten ihre eigenen Erfahrungen aus den Begegnungen mit wohnungslosen Menschen. Die SchülerInnen entwickelten daraufhin mit der Unterstützung von ExpertInnen die digitale Stadtführung. Pädagoge Mag. Daniel Neuböck vom BG/BRG/BORGH Schärding freut sich, dass das Projekt mit vereinten Kräften realisiert werden konnte. Neuböck zu den Details: „Bereits im Winter 2016 haben die SchülerInnen der 6BB und ich Linz aus dem Blickwinkel obdachloser Menschen besichtigt. Neun Plätze, an denen wohnungslose Menschen anzutreffen sind, sind Teil der digitalen Ausstellung geworden. Mit dem jeweiligen QR-Code öffnet sich die Website zum Projekt und die BesucherInnen werden durch verschiedene Impulse zum Nachdenken angeregt.“ BesucherInnen des Hessenparks etwa werden für die Suchtthematik sensibilisiert, indem sie bei einem Selbsttest erfahren, wie suchtgefährdet sie sind.

 

Drei SchülerInnen aus der 6BB, die am Projekt mitgearbeitet haben, berichteten von ihren Teilprojekten. Tim Strasser etwa hat mit einem Kollegen ein Video gedreht, das aufzeigt, wie es einem wohnungslosen Menschen ohne E-Card geht, wenn er sich beispielsweise den Fuß bricht – und wie einfach der Weg im Gesundheitssystem im Vergleich für einen krankenversicherten Schüler ist. Sandra Hötzeneder hat mit ihrem Projektteam ein Interview mit Obdachlosenseelsorger Helmut Eder und mit einem ehemaligen obdachlosen Menschen geführt. Die SchülerInnen haben dabei einen Einblick in das Leben von Obdachlosen erhalten und auch erfahren, wie wichtig das Thema Beerdigung ist. Ihre Erfahrungen haben sie in Kreuzworträtsel zum Thema Obdachlosigkeit einfließen lassen. Tanja Mittermair hat mit MitschülerInnen einen Lageplan des Linzer Hauptbahnhofs erstellt, auf dem Plätze eingetragen sind, die für Obdachlose wichtig sind. Außerdem haben sie Informationen zum Thema „Kupfermuckn“ gesammelt und mit VerkäuferInnen der Straßenzeitung gesprochen.


Auch Dr. Helmut Eder, seit September 2016 Obdachlosenseelsorger in Linz, ist begeistert von der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen im Projekt und von deren ehrlichem Interesse. In seiner Arbeit ist ihm eine Haltung der Aufmerksamkeit wichtig. Seine Erfahrung: Obdachlose Menschen sind dankbar, wenn sich ein Seelsorger Zeit für sie und ihre Anliegen nimmt. Jeder Mensch brauche einen Ort, an dem er ein Stück weit zu Hause sein könne, so Eder. Obdachlose Menschen hätten einen solchen Platz nicht, sie bräuchten zumindest Plätze, an denen sie sich aufhalten könnten, untertags und in der Nacht. „Die Erfahrung ‚Ich werde gesehen und als Mensch wahrgenommen‘ ist dabei eine ganz wichtige. Da ist ganz viel Dankbarkeit für diese Aufmerksamkeit zu spüren“, schildert Eder. Wenn ein obdachloser Mensch versterbe, brauche es eine würdevolle Form der Verabschiedung. Der „letzten Ruhestätte“ auf dem Friedhof komme besondere Bedeutung zu. „Auch wenn obdachlose Menschen in einem Armengrab und damit in einem Massengrab bestattet werden, ist es wichtig, dass sie noch einmal beim Namen genannt werden – damit spürbar wird, dass sie eine Bedeutung haben, eine Spur im Leben und in der Gesellschaft gezeichnet haben“, ist der Obdachlosenseelsorger überzeugt.

 

Projektwebsite (in Kürze verfügbar): www.obdachlos-linz.at

 


Detailprogramm Lange Nacht der Kirchen 2017 in OÖ:

http://www.langenachtderkirchen.at/dioezesen-seiten/linz/programm/   oder

http://www.langenachtderkirchen.at/downloads/programmhefte/

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung (doc | pdf)


Statement Superintendent Dr. Gerold Lehner (doc | PDF)
Statement Mag.a Michaela Haunold (Projektleiterin Help-Mobil, Caritas OÖ) (doc | PDF)
Statement Mag.a Angelika Stummer (Projektleiterin Lange Nacht der Kirchen) (doc | PDF)
Highlights Lange Nacht der Kirchen 2017 (Veranstaltungs-Auswahl) (doc | PDF)

 

 

Fotos: Diözese Linz / honorarfrei

 

Foto 1 zum Download:
Großangelegtes Podium bei der Pressekonferenz (v. l.): Obdachlosenseelsorger Dr. Helmut Eder, Projektleiterin Help-Mobil Mag.a Michaela Haunold (Caritas OÖ), Projektleiterin Mag.a Angelika Stummer (Lange Nacht der Kirchen), Superintendent Dr. Gerold Lehner, Pädagoge Mag. Daniel Neuböck mit seinen SchülerInnen Tim Strasser, Sandra Hötzeneder und Tanja Mittermair (alle BG/BRG/BORG Schärding).

 

Foto 2 zum Download:
Pädagoge Mag. Daniel Neuböck mit seinen SchülerInnen Tim Strasser, Sandra Hötzeneder und Tanja Mittermair (Klasse 6BB, BG/BRG/BORG Schärding).

 

Foto 3 zum Download:
Obdachlosenseelsorger Dr. Helmut Eder und Projektleiterin Help-Mobil Mag.a Michaela Haunold (Caritas OÖ)

 

Foto 4 zum Download:
Projektleiterin Lange Nacht der Kirchen Mag.a Angelika Stummer mit dem Superintendenten der Evangelischen Kirche A. B, in Oberösterreich Dr. Gerold Lehner.

 

Foto 5 zum Download:
(V. l.): Superintendent Dr. Gerold Lehner, Mag.a Michaela Haunold (Caritas OÖ), Mag.a Angelika Stummer (Projektleiterin Lange Nacht der Kirchen), Mag. Daniel Neuböck (Pädagoge BG/BRG/BORG Schärding), Obdachlosenseelsorger Dr. Helmut Eder, Tim Strasser, Tanja Mittermair und Sandra Hötzeneder (alle 6BB im BG/BRG/BORG Schärding).

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