80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs: Gedenken für NS-Opfer
Zum 80. Jahrestag hebt Bischof Manfred Scheuer die Bedeutung einer Erinnerungs- und Gedenkkultur hervor: „Erinnern und Gedenken sind zutiefst christlich und zeichnen jede humane Kultur aus. Getragen von der Suche nach Wahrheit, reinigen sie das Gedächtnis, nehmen das Leid der Opfer in Blick, machen dankbar für das bleibend Gute und ermöglichen so Gerechtigkeit, Versöhnung und ein Lernen aus der Geschichte. Wir begehen heuer 80 Jahre Kriegsende, was gleichbedeutend mit 80 Jahren Frieden in unserem Land ist.“ Aber auch 80 Jahre nach Kriegsende lasse sich die Vergangenheit nicht durch Verschweigen oder Vergessen ungeschehen machen, die Zeit heile nicht einfach die Wunden. Ein Gedächtnis des Leidens richte sich primär auf ganz konkrete Menschen mit ihren Gesichtszügen, mit ihren Namen, mit ihrer Biografie, mit ihren Ecken und Kanten, mit ihrem Sinnentwurf, so Scheuer: „Im Vordergrund stehen die Opfer und Zeug:innen, die standgehalten haben, das Unrecht nicht mitmachen wollten, ihm Widerstand leisteten und die den unschuldig Verfolgten geholfen haben.“
Friedensfest auf der Ennsbrücke
8. Mai 2025, 17.45 Uhr | Zillenplatz Ennsdorf
Zum Jahrestag am 8. Mai 2025 laden die Gemeinden Enns und Ennsdorf gemeinsam mit dem Verein Mauthausen Komitee Enns zu einem Fest für den Frieden auf der Ennsbrücke ein. Die Brücke war zehn Jahre lang Symbol für die Trennung von Enns und Ennsdorf – sie bildete ab 1945 die Grenze zwischen der US-amerikanischen und der russischen Zone. Das Fest soll ein gemeinsames Zeichen für das friedliche Zusammenleben sein, das seit acht Jahrzehnten ohne kriegerische Auseinandersetzungen möglich ist.
Die für den Verkehr gesperrte Ennsbrücke wird zum Begegnungsraum für Musik, Menschlichkeit und Miteinander. Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchöre aus Enns und Ennsdorf – darunter der Basilikachor Enns – sowie die Stadtkapelle Enns gestalten das musikalische Programm. Gemeinsames Singen und Musizieren steht dabei im Mittelpunkt, denn Musik verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg. Gestartet wird mit der Stadtkapelle Ennsdorf um 17.45 Uhr am Zillenplatz in Ennsdorf.
Sie bereiteten das Fest vor: (v. l.) Rupert Zittmayr, Walter Forstenlechner, Markus Halla, Waltraud Paukner, Fritz Käferböck-Stelzer, Gabriele Käferböck und Sandra Raab (nicht am Bild Dagmar Öhler) © Mauthausenkomitee Enns
Führung durch die Stollenanlage „Bergkristall"
10. Mai 2025, 13.30 bis 15.00 Uhr | Haus der Erinnerung, St. Georgen/Gusen
Auch die Katholische Kirche beteiligt(e) sich mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen. Bereits im März startete eine Reihe zum Gedenken an den seligen Marcel Callo. Nach der Haft in Gotha und den Konzentrationslagern Flossenbürg und Mauthausen wurde das Lager Gusen II und die Stollenanlage „Bergkristall“ zum Leidensort Callos, der schließlich völlig gemartert und entkräftet 23-jährig am 19. März 1945 im „Sanitätslager“ von Mauthausen starb. Am 10. Mai 2025 findet von 13.30 bis 15.00 Uhr eine Führung in der Stollenanlage „Bergkristall" in St. Georgen an der Gusen statt.
Marcel Callo (1921 - 1945) © Diözese Rennes
„Gemeinsam für ein Niemals wieder“: Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen
11. Mai 2025 | KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Am 11. Mai lädt das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) anlässlich der 80. Wiederkehr der Befreiung des KZ Mauthausen zur Internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ein. Die Feier beginnt mit dem Gedenkzug um 11 Uhr mit anschließender Kranzniederlegung. Sie steht unter dem Thema „Gemeinsam für ein Niemals wieder“ und verbindet das Gedenken an die Opfer mit einem dringenden Aufruf an alle Generationen: Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Er muss täglich verteidigt und gefördert werden.
Zur Veranstaltung erwartet werden mehrere tausend Teilnehmer:innen, darunter Zeitzeug:innen und deren Familien sowie hochrangige Regierungsvertreter:innen erwartet. Auch Bischof Manfred Scheuer, Referatsbischof für Ökumene und Beziehungen zum Judentum, wird am Gedenken teilnehmen.
Wie in den vergangenen Jahren nimmt die Katholische Jugend OÖ auch in diesem Jahr am Gedenkzug teil und bereitet gemeinsam mit der Sozialistischen Jugend OÖ und der Gewerkschaftsjugend OÖ eine Kundgebung im Steinbruch vor. „Gemeinsam mit vielen anderen Jugendlichen gedenken wir der schrecklichen Geschehnisse und bringen zum Ausdruck, was wir daraus gelernt haben und besser machen wollen“, sagt Keno Lothring, ehrenamtlicher Vorsitzender der Katholischen Jugend OÖ.
Der ORF überträgt den ökumenischen Gottesdienst auf ORF 2. Nähere Informationen unter www.gottesdienst.at.
Englischsprachiger Gottesdienst und Vesper zu Ehren des seligen Franz Jägerstätter
21. Mai 2025| Ursulinenkirche und Mariendom Linz
Im Rahmen einer US-amerikanischen Pilgerreise nach Assisi und St. Radegund, an der unter anderem Mitglieder des franziskanischen Laienordens aus Arizona und New York sowie eine Gruppe aus Flagstaff / Arizona, die sich nach Franz Jägerstätter benannt hat, teilnehmen, steht am Gedenktag des Seligen auch ein Besuch in Linz auf dem Programm.
Um 10.30 Uhr beginnt in der Linzer Ursulinenkirche ein (öffentlicher) Gottesdienst, der in englischer Sprache abgehalten wird. Im Anschluss an die Messe wird Jägerstätter-Biografin Erna Putz vor Ort die Verbindung zum Leben von Franz Jägerstätter herstellen.
Ab 15.30 Uhr wird gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer eine Vesper im Mariendom gefeiert, die Originaltexte des Ordensvaters Franziskus aufgreifen wird, und zwar sein sogenanntes Leidensoffizium. Auch die Vesper wird in englischer Sprache abgehalten und ist öffentlich.
Die Gruppe wird eine ganze Woche lang Orte und Menschen besuchen, die mit Franz Jägerstätter in Verbindung standen und sich auch einen Tag lang im Jägerstätterhaus in St. Radegund an Renovierungsarbeiten beteiligen.
Oratorium „Annelies"
21. Mai 2025, 19 Uhr | Theaterscheune Stift Wilhering
Der Chor VOCAMUS setzt am 21. Mai 2025 in Kooperation mit dem Forum Humanismus Wilhering ein klares Zeichen gegen Krieg und gegen das Vergessen. Um 19 Uhr wird das Oratorium „Annelies“ des britischen Komponisten James Whitbourn (1963-2024) zur Aufführung gebracht. Whitbourn hat in seinem Werk Teile des Tagebuchs von Anne Frank auf berührende Art und Weise vertont.
Zwischen den musikalischen Teilen rezitiert die Schauspielerin Victoria Hauer Ausschnitte aus Anne Franks Tagebuch, die das Geschehen intensivieren und zum Reflektieren einladen sollen.
Als passenden Ort für die Aufführung wurde die Theaterscheune des Stiftes Wilhering gewählt, das in der Zeit des Nationalsozialismus ein Nest des Widerstands war.
Präsentation Gedächtnisbuch OÖ | 80 Jahre Ende des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs
22. Mai 2025, 19.00 Uhr | Mariendom Linz
Das Gedächtnisbuch Oberösterreich ist eine Sammlung von Biografien zu Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder durch widerständiges Handeln gegen das NS-Regime ihr Leben in Gefahr brachten. Die Beiträge werden von Personen gestaltet, die einen persönlichen, örtlichen oder inhaltlichen Bezug zu ihnen haben. Das Buch ist im Linzer Mariendom und seit Mai 2022 auch im Schlossmuseum Linz öffentlich zugänglich und wird jährlich mit neuen Biografien erweitert.
Das Projekt „Gedächtnisbuch Oberösterreich“ wird von einer unabhängigen Projektgruppe getragen, die sich im Jahr 2019 aus einer Kooperation von Institutionen und Einzelpersonen gebildet hat. Zum Trägerkreis gehören derzeit: Andreas Schmoller, Verena Lorber, Erna Putz, Florian Schwanninger und Thomas Schlager-Weidinger.
Das Gedächtnisbuch Oberösterreich wird heuer um neun Beiträge erweitert. © Diözese Linz / Johannes Kienberger
Im Jahr 2025 werden Biografien in das Gedächtnisbuch aufgenommen, die in besonderer Verbindung zu den Ereignissen vor 80 Jahren stehen. Dabei werden wie in den vergangenen Jahren verschiedenste Opfergruppen und Regionen Oberösterreichs in den Blick genommen. Zu den neu aufgenommenen Seiten im Gedächtnisbuch gehört die Lebensgeschichte der Schwertberger Bäuerin Maria Langthaler, die ab Februar 1945 zwei geflohene ukrainische Häftlinge aus dem KZ Mauthausen bis Kriegsende versteckt hielt. Ein weiterer Beitrag beleuchtet die Opfer des Kriegsendes in Peilstein. Fünf Männer des Ortes wurden auf Anweisung von Gauleiter August Eigruber verhaftet und am 28. April 1945 hingerichtet, weil sie Panzersperren entfernen wollten.
Insgesamt wird das Gedächtnisbuch OÖ in diesem Jahr um neun Beiträge erweitert.
Schlussworte: Bischof Manfred Scheuer
Musik: Domorganist Wolfgang Kreuzhuber
Informationen: https://ku-linz.at/gedaechtnisbuch_ooe
Gedenkfeier auf der Dipoldsau / Weyer
23. Mai 2025, 17.00 Uhr
Unter dem Motto „Gemeinsam für ein Niemals wieder“ findet an der Gedenkstätte Dipoldsau in Weyer ein Gedenken an die NS-Opfer statt, die im KZ-Außenlager Dipoldsau zu Tode gekommen sind. Organisiert wird es vom Verein Gedenkinitiative Weyer. Als Hauptrednerin wird die Autorin Anna Goldenberg erwartet. In ihrem ersten Buch „Versteckte Jahre“ erzählt sie die Geschichte ihrer Großeltern, die den Holocaust überlebten. Zudem wird es Redebeiträge vom MKÖ geben. Die Namen aller Opfer (22 sind namentlich bekannt) werden einzeln vorgelesen, dazu werden weiße Rosen auf der Gedenkstelle abgelegt. Die musikalische Gestaltung übernehmen Schüler:innen der Mittelschule Weyer. Es folgt ein Gebet von Kurat Walter Dorfer und ein musikalischer Beitrag aus dem Album „Silent Tears: The Last Yiddish Tango“, basierend auf Berichten von Frauen, die den Holocaust überlebt haben.
17. Jägerstätter-Sternwallfahrt der Katholischen Männerbewegung Österreich nach St. Radegund
24. Mai 2025
Historische Dokumente von Franz und Franziska Jägerstätter © Diözese Linz / Johannes Kienberger
Die Katholische Männerbewegung Österreich veranstaltet am 24. Mai 2025 zum 17. Mal eine Sternwallfahrt nach St. Radegund in Gedenken an Franz Jägerstätter, dessen Todestag sich 2025 zum 82. Mal jährt. Das Motto der Sternwallfahrt 2025 lautet: „Welchen Autoritäten folge ich?“
„In der Katholischen Männerbewegung ist uns die Erinnerungs- und Gedenkarbeit sehr wichtig, ganz konkret das Gedenken an Franz Jägerstätter. Bei der Sternwallfahrt rufen wir seine Haltung(en) und seine Botschaft(en) in Erinnerung und sind bemüht, diese immer auch für unsere heutige Zeit zu übersetzen. Und es sind wahrhaft nicht wenige Stürme, denen wir auch in unserer Zeit standhalten müssen – sowohl in kirchlicher als auch in gesellschaftspolitischer und weltweiter Perspektive“, betont Wolfgang Bögl, Theologischer Assistent der Katholischen Männerbewegung der Diözese Linz.
Start von Burghausen:
Abmarsch um 9.00 Uhr bei der Heilig-Geist-Spitalkirche, Spitalgasse 207, D-84489 Burghausen
Anmeldung: Ludwig Raischl Referent im Haus der Begegnung, Burghausen, E-Mail: hdb-heiliggeist@bistum-passau.de
Radpilgern von Pischelsdorf nach St. Radegund:
Abfahrt 10.00 Uhr, Treffpunkt Pischelsdorf (Parkplatz gegenüber Raiffeisenbank am Engelbach)
Anmeldung: Dr. Leopold Gann Tel.: 07742/7317, E-Mail: leopold.gann@gmx.at
Programm in St. Radegund:
12.30 Uhr Eintreffen beim Jägerstätter-Haus
13.30 Uhr Workshop mit Verena Lorber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im „Franz und Franziska Jägerstätter Institut“ an der KU Linz
14.30 Uhr: Gang zur Kirche mit Gedenkminute beim Jägerstätter-Denkmal
15.00 Uhr: Gottesdienst mit Domkapitular Anton Spreitzer, Passau, musikalische Gestaltung: Musikgruppe Echo, Halsbach
16.00 Uhr: gemütlicher Ausklang im Gasthaus Hofbauer
Informationen: www.dioezese-linz.at/site/kmb/glaube