Friday 21. March 2025

Bischof Scheuer: "In der Fastenzeit das Leben ordnen"

Das Leben ordnen

Bischof Manfred Scheuer hat bei der Aschermittwochsliturgie im Linzer Mariendom am 5. März 2025 dazu aufgerufen, die Fastenzeit zu nutzen, um das eigene Leben zu ordnen.

Zum einen gehe es um die ganz gewöhnlichen und alltäglichen Dinge wie Essen, Trinken, Schlafgewohnheiten, Arbeit und Muße. Gefragt sei dabei keine übertriebene Askese, "sondern das rechte Maß, das gute Gleichgewicht, die Ordnung, die von Freiheit und Liebe geprägt ist". Es gehe aber auch um die Ordnung der Gedanken, der Worte und Werke, so Scheuer in seiner Predigt: "Man kann nicht ungestraft ständig negativen Gedanken und Gefühlen anhängen."

 

Zur Ordnung des Lebens gehöre in diesem Kontext auch die Bildung von ethischen Werten und Überzeugungen sowie die Arbeit an der Sprache. Scheuer: "In einer oberflächlichen und verächtlichen Sprache, bei einer Verwahrlosung des Denkens, bei einer totalen Vergleichgültigung aller Werte und Unwerte wird das Böse unvermeidlich."

 

Der Bischof rief dazu auf, das eigene Immunsystem zu stärken, nicht nur im herkömmlichen Sinn, sondern auch gegenüber ganz besonders "tödlichen Viren". Scheuer: "Tödliche Viren sind zum Beispiel Hass, Verachtung, Feindbildbedürfnisse, Verschwörungstheorien oder auch Gleichgültigkeit." Auch Panik, Hysterie oder Aggression würden nicht wirklich das eigene Selbst stärken. Und wer ständig überfordert ist, könne nicht zum Segen für sich und für andere arbeiten.

 

Die Fastenzeit könne mithelfen, dafür Sorge zu tragen, "dass es mir, den Mitmenschen, meiner Umwelt gut geht". Es sei eine Zeit, wieder ein passendes Maß zu finden, sagte der Bischof - "im Umgang mit mir selbst und im Umgang mit Beziehungen: In der Beziehung zu Gott, zu anderen Menschen, aber auch in der Beziehung zur Natur und den Mitgeschöpfen."

 

Wer in einer Beziehung lebt, könne nicht tun und lassen, wie es ihm beliebt. "Beziehung, die wechselseitig trägt, heißt vielmehr Rücksichtnahme, heißt Abwägung von eigenen und fremden Interessen sowie der Auswirkungen meiner Handlungen, heißt auch Selbstbeschränkung, um gut miteinander auszukommen und gemeinsam gut leben zu können", so Scheuer. Es gelte, das Gegenüber in seiner Einmaligkeit wahrzunehmen und wertzuschätzen. In Hinblick auf die Schöpfung bedeute dies, einer Sichtweise den Vorrang zu geben, "die den Menschen in die Naturzusammenhänge eingebunden sieht, und die daraus sich ergebenden Erkenntnisse unseren Entscheidungen zugrunde zu legen".

 

Ausdrücklich unterstrich Scheuer in seiner Predigt zudem die Bedeutung des Gebets: "Gebet kann vom Zwang und Krampf der Selbstbehauptung loslassen und von Gott den Grund der eigenen Rechtfertigung, Freiheit und Identität empfangen." Und: "Solange der Mensch betet, gibt er sich nicht auf." Das Gebet könne zur Quelle werden, "wenn mitmenschliche Beziehungen ausgetrocknet sind, wenn aufgrund lebensgeschichtlicher Erfahrungen kein Vertrauen mehr da ist und sich Angst, Misstrauen und Rivalität eingeschlichen haben." Gebet, Stille und Einsamkeit könnten Freiraum und langen Atem in Konflikten schenken.

 

Zur Frage, was das eigene Leben im guten Sinn robuster macht, verwies der Bischof auf den Wiener jüdischen Arzt und Psychotherapeuten Viktor E. Frankl, der das Grauen der NS-Konzentrationslager erlebt und überlebt hat. Von Frankl stamme der Schlüsselsatz, um in Extremsituationen zu bestehen: "Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie."

 

Predigtgedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Kathpress

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