Wallfahrt der Maturant:innen zum Mariendom
Das Maturajahr ist für junge Menschen ein ganz besonderes: In diesem letzten Schuljahr warten nicht nur besondere schulische Herausforderungen, sondern es sind auch wichtige persönliche Entscheidungen zu treffen. Im Vertrauen darauf, dass dieses Schuljahr unter dem Segen Gottes steht, begaben sich mehr als 800 Schülerinnen und Schüler aus über 50 Abschlussklassen gemeinsam mit ihren Religionslehrer:innen, Klassenvorständ:innen und Direktor:innen auf Wallfahrt zum Linzer Mariendom. Dort feierten sie mit Bischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner einen ökumenischen Gottesdienst, um das letzte Schuljahr bewusst gemeinsam zu beginnen.
Der ökumenische Gottesdienst wurde von Schüler:innen gestaltet. © Diözese Linz - Kienberger
Aus allen Vierteln des Landes waren die Schüler:innen nach Linz gekommen, manche hatten eine längere Wegstrecke zu Fuß zurückgelegt. Gemeinsam machten sie bei dieser Wallfahrt der Maturant:innen ein junges, vielfältiges Gesicht von Kirche erlebbar.
Die Bänke des Doms waren bis auf den letzten Platz gefüllt, die Feier war von Schüler:innen für Schüler:innen gestaltet worden: Texte wurden von Schüler:innen und Lehrkräften aus den unterschiedlichen Schulen gelesen. Nach den Fürbitten gaben die Schüler:innen einander persönliche Wünsche mit in das letzte Schuljahr: Mit einem Bändchen, das sie einer Mitschülerin bzw. einem Schüler ums Handgelenk banden, sprachen sie auch einen Wunsch oder guten Gedanken aus.
Etwa 800 Schüler:innen feierten mit Bischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner einen ökumenischen Gottesdienst und baten um Segen für das Maturajahr. © Diözese Linz - Kienberger
Den musikalischen Rahmen bildete das von Stefanie Poxrucker eigens für die Veranstaltung komponierte Lied „Gott, bestärk mich jeden Tag“. Es wurde wie die anderen Lieder, etwa der Song “Wir gehen immer weiter hoch hinaus” (Tim Bendzko) vom Chor der Kreuzschwesternschulen vorgetragen. Beim anschließenden Zusammensein auf dem Domplatz entstand das Gruppenfoto mit den 800 Teilnehmer:innen.
Musik vom Chor der Kreuzschwesternschulen. © Diözese Linz - Kienberger
Bischof Scheuer: „Wenn wir uns Gott anvertrauen, dann werden wir Originale”
Bischof Manfred Scheuer hob in seinen einleitenden Worten am Beginn des Gottesdienstes, die prägende Schulzeit hervor. “Es gibt Dinge im Leben, die vergisst man nicht so schnell oder überhaupt nicht, da gehört die Matura dazu.” Er selbst begehe heuer das 50. Maturajubiläum. Diese Zeit an der Schule sei sehr prägend, sie gehöre zur Biografie, nicht nur äußerlich, statistisch dazu, sondern auch vom Herzen. “Die Schule, die Lehrer:innen, die Mitschüler:innen haben sich in die Herzen eingeschrieben.”
Bischof Manfred Scheuer begrüßte alle Maturant:innen und Lehrer:innen im Mariendom. © Diözese Linz - Kienberger
Die Schüler:innen hätten in den letzten Jahren ihre Persönlichkeit gestärkt. Das sei ein wesentliches Ziel von Bildung. “Natürlich sollt ihr euch Wissen aneignen, aber es geht auch um Persönlichkeitsentwicklung und darum, Freundschaften zu schließen.”
Der Bischof riet den Maturant:innen: “Ihr sollt die Ziele eures Lebens nicht einfach als zu niedrig ansetzen”. Und er zitierte den heiligen Ignatius von Loyola, der sagte: “Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen kann, wenn sie sich ihm vorbehaltlos anvertrauen.” In Anlehnung an die Worte eines Philosophen - „Jeder Mensch wird als Original geboren, aber die meisten sterben als Kopie“ - rief er sie auf, Originale zu werden, indem sie sich Gott vorbehaltlos anvertrauen.
Superintendent Lehner: “Es braucht einen Horizont der Verantwortung”
Superintendent Gerold Lehner stellte in seiner Predigt die Verantwortung, die Wissen mit sich bringt, in den Mittelpunkt: “Es gibt kein Lebewesen, das so viel lernen muss und so viel lernt wie der Mensch.” Lehner bediente sich am bekannten Satz von Sir Francis Bacon “Wissen ist Macht” und stellte die Frage: “Wie gehen wir mit Macht um? Wofür setzen wir sie ein?” Er rief dazu auf, nachzudenken und abzuwägen, zu einem Miteinander und keinem Gegeneinander.
Wenn Macht nicht grenzenlos und unkontrollierbar und destruktiv werden soll, dann brauche sie ein Gegenüber, dem sie Verantwortung schulde, eine Instanz, der sie Antwort schuldig sei, so der Superintendent: “Und wenn unser Lernen, unser Wissen, unsere Kompetenz nicht manipulierbar werden soll, dann braucht es einen großen Horizont des Sinns, einen Horizont der Verantwortung.”
Superintendent Gerold Lehner bei der Predigt. © Diözese Linz - Kienberger
“Man wird euch sagen in diesem Jahr: lernt! Und ihr werdet lernen. Ich mache euch Mut, die Frage nach dem Warum? nicht zu verschieben. Ich mache euch Mut, euch nicht mit kleinen und billigen Antworten zufrieden zu geben. Ich mache euch Mut, die große Frage nach der Verantwortung zu stellen: Wem gebt ihr Antwort?” Lehner ermutigte die Maturant:innen, “einmal den Blick zu heben und nicht nur den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen, sondern unseren Blick in den Himmel zu erheben und zu fragen: Du, was willst du, Gott?”