Gesegnet mit Mut und Zuversicht: Firmung in Oberösterreich
„Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Worte, die Jugendliche zur Salbung vom Firmspender hören. Der Ursprung des Zuspruchs liegt im Pfingsterlebnis der Jünger (Apg 2,1–13) begründet. Beseelt vom Heiligen Geist sprachen die Jünger in unterschiedlichen Sprachen und verstanden einander dennoch. Sie erkannten das Gemeinsame und fassten Mut, von Jesus und der Liebe Gottes zu erzählen. Es ist ein besonderer Moment, denn hier handelt Gott, er schenkt seinen Heiligen Geist, macht lebendig und bewegt. Aus diesem Geist heraus werden die Jugendlichen im Sakrament der Firmung mit dem Heiligen Geist gesegnet.
Die Firmung, neben Taufe und Erstkommunion ein „Initiationsritual“ in die Gemeinschaft der Kirche, gibt es heuer in 223 Pfarren in Oberösterreich. Die Firmsaison startete mit 6. April 2024 in Eberschwang und wird mit 5. Oktober 2024 in der Pfarre Linz-Herz Jesu enden.
Gespendet wird das Sakrament von ausgewählten Priestern. Der erste Firmspender ist Diözesanbischof Manfred Scheuer, der vom emeritierten Bischof Maximilian Aichern sowie Generalvikar Severin Lederhilger, den Äbten der oberösterreichischen Stifte und Klöster und den Mitgliedern des Domkapitels unterstützt wird. Darüber hinaus kommen bei einzelnen Firmungen auch Bischöfe und andere Firmspender aus fremden Diözesen zum Einsatz. Dass nur wenige Personen das Sakrament spenden dürfen, darin zeigt sich die Wertschätzung der Kirche, ein neues erwachsenes Mitglied aufzunehmen. Jeder einzelne Jugendliche, jede einzelne Jugendliche ist wichtig.
Zugelassen zur Firmung sind Jugendliche ab zwölf Jahren – wobei in einigen oberösterreichischen Pfarren, nach Absprache mit dem Bischof, auch ein höheres Mindestalter gelten kann. Darüber hinaus ist für alle Kandidat:innen eine Vorbereitungsphase vorgesehen.
Firmvorbereitung in Freiwilligkeit
Die Firmvorbereitung ist Aufgabe der Pfarren. Auf der Suche nach innovativen Konzepten ist man in der Diözese Linz kreativ. Im Mittelpunkt steht der:die Firmkandidat:in und seine:ihre Verbindung zum Heiligen Geist.
„Deshalb ist es wichtig, dass die Firmvorbereitung in Freiwilligkeit passiert. Nur dann kann auch eine Zuwendung zur eigenen Spiritualität und zu Gott geschehen“, wie Rafael Fesel, Referent für Firmung in der Diözese Linz, im Podcast „Firmung konkret“ erzählt.
Dazu gehört auch, einen eigenen passenden Zugang zur Liturgie und zur Gottesbegegnung im Alltag zu finden. Neben der klassischen Eucharistiefeier sollen sich Jugendliche in verschiedenen Feierformen versuchen dürfen: Taizégebete, Wort-Gottes-Feiern, Gottesdienste in der Natur und Andersorten, Stundengebete.
Neue Wege wagen
Um eine neue Art der Firmvorbereitung bemüht man sich erfolgreich in den Pfarrteilgemeinden Schärding, Brunnenthal, Suben und St. Florian am Inn, wo der Weg zur Firmung schon im Sommer des Vorjahres startet. Dort stützt sich die Vorbereitungsphase auf drei Säulen. Erstens auf Projekte, bei denen sich die Firmlinge in der Pfarre oder auf regionaler Ebene einbringen. Das kann die Arbeit im Weltladen sein oder die Beteiligung an der Sternsingeraktion. Auswählen können die Jugendlichen aus 40 Aktionen – je nach Begabung und Interesse. So sollen die Jugendlichen die Erfahrung machen, dass sie als Christ:innen wirksam in der Gesellschaft sein können.
Firmvorbereitung mit Tiefgang und Spaß in der Pfarre Schärding © Samuel Hanner
Das Herzstück sind die „Firmwege“. Es geht darum, sich mit dem Erwachsenwerden, der eigenen Identität und dem Heiligen Geist auseinanderzusetzen. Eine Neuerung ist u. a. das Outdoorwochenende „Wasser & Feuer – Firmvorbereitung goes Badesee“, so werden mit viel Tiefgang Sommer, Urlaub und Firmvorbereitung verbunden. „Abschließend initiieren wir einen Firmlings- und Pat:innenabend – entweder als ,Mädelsabend‘, als ,Männernacht‘ oder als gemischte Veranstaltung durchgeführt, wo geschlechterspezifisch und mit Erlebnispädagogik gearbeitet wird“, so Florian Baumgartner, Pastoralassistent in Brunnenthal. Weiters heißt es: „Wir nehmen gern mehr Aufwand in Kauf, weil wir sehen, dass das intensive Erlebnis bei den Firmwegen nachhaltigen Effekt hat.“
Seite an Seite mit dem:der Firmpat:in
Auch in anderen Pfarren ist ein Firmlings-Pat:innen-Spaziergang fester Bestandteil der Vorbereitungsphase. Das Konzept „Seite an Seite: Ein Pilgerweg für Firmlinge und ihre Pat:innen“ stammt aus der Feder des „Arbeitskreises Jugendspiritualität“ der Katholischen Jugend OÖ und wurde während der Coronazeit initiiert. Am gemeinsamen Weg kann das Duo über Fragen des Lebens und Glaubens ins Gespräch kommen. So wird einem wichtigen Aspekt der Vorbereitungszeit Rechnung getragen: Die Firmung fällt in eine spannende Lebensphase vom Kind zum Jugendlichen, eine Zeit der Persönlichkeitsentwicklung, Orientierung und Abkapslung von den Eltern. Deshalb müssen bei der Firmvorbereitung alle Fragen erlaubt sein. Am besten geht das manchmal unter vier Augen mit einer vertrauten Person.
SpiriNight – Eine Nacht für Firmlinge
Im Jahr 2022 wurden in der Diözese Linz 8.703 Personen gefirmt, 2023 waren es 7.948 Personen. Bei der SpiriNight geht es darum, viele von ihnen zusammenzuholen. 1000 bis 1500 Jugendliche besuchen jedes Jahr eine SpiriNight – in dieser Größenordnung ein Alleinstellungsmerkmal in Österreich –, ein spiritueller, musikalischer und aktionsreicher Abend, der neugierig auf die diözesane Kirche macht. Hier sehen Jugendliche eine lebendige, gleichaltrige Kirche, die über die eigenen Pfarrmauern hinweg besteht. Die SpiriNights finden im jährlich wechselnden Turnus, entweder im Linzer Mariendom oder an drei dezentralen Orten in Oberösterreich statt, um kürzeren Anfahrtswegen Rechnung zu tragen. Heuer fand die diözesane SpiriNight mit über 1000 Firmlingen am 20. April im Mariendom Linz statt.
Firmlinge feiern SpiriNight in Gallneukirchen © Samuel Haijes
Firmvorbereitung belebt Pfarren und fördert diözesane Zusammenarbeit
Möglich wird ein großes, auf die Verschiedenheit der Jugendlichen abgestimmtes Angebot nur durch ein hohes Engagement von Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden und durch regen Austausch über Gelungenes und Erfahrungen. Allein 2023 halfen 1447 Ehrenamtliche bei Firmung und Vorbereitungsphase mit, 2022 waren es sogar 1541. Firmreferent Rafael Fesel beobachtet, dass die Firmvorbereitung wie ein Wachstumsmotor für den diözesanen Austausch wirkt: „Durch den Territorialprozess wird Firmpastoral oft als Ort genommen, wo Zusammenarbeit zwischen Pfarrgemeinden eingeübt werden kann. Personen, welche dort engagiert sind, sind oft junggeblieben und so nehme ich seit diesem Jahr einen verstärken Wunsch nach Zusammenarbeit wahr.“ Auch darüber hinaus ist die Diözese Linz treibende Kraft: Zum Bespiel bei den österreichweiten Firmfortbildungen im Onlineformat, die bereits zum dritten Mal stattgefunden haben. Sogar einige Personen aus den Bistümern Passau und Südtirol nehmen teil.
Weitere Informationen:
Informationen zur Firmung in der Katholischen Kirche in Oberösterreich:
Rund 40.000 Jugendliche empfangen Sakrament der Firmung: https://www.kathpress.at/goto/meldung/2371010/rund-40.000-jugendliche-empfangen-sakrament-der-firmung