Katholische Kirche gedenkt verfolgter Christinnen und Christen
Rund 150 interessierte Personen folgten der Einladung von Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer und PRO ORIENTE Linz zum Gottesdienst in der Stiftsbasilika St. Florian und dem anschließenden Vortrag zum Thema Christenverfolgung. Stiftsdechant Werner Grad, der dem Gottesdienst vorstand, fragte in seiner Predigt: „Werden die Christen nicht deswegen verfolgt, weil sie an etwas glauben, was die Welt ihnen nicht bieten kann?“
LH a.D. Dr. Josef Pühringer begrüßte als Vorsitzender der Stiftung PRO ORIENTE Linz das Publikum und unterstrich einmal mehr, dass die größte Christenverfolgung nicht unter Kaiser Nero oder Diokletian stattfand, sondern in heutiger Zeit geschehe. Darum besitze der Sonntag gegen Christenverfolgung eine traurige Aktualität.
Prof. Florian Wegscheider erläuterte dem interessierten Publikum, wie die aktuelle Lage von verfolgten Christinnen und Christen einzuschätzen sei. Die von unterschiedlichen NGOs erhobenen Zahlen lassen annehmen, dass etwa ein Fünftel des Christentums in extrem bis sehr hohem Maße an der Glaubensausübung gehindert werde. Wegscheider differenzierte dabei zwischen einer tätlichen Gewaltanwendung gegenüber Gläubigen und einer subtilen Diskriminierung, die zum Ziel habe, dass Christinnen und Christen an den Rand der Gesellschaft gedrängt würden. Als Beispiel hierfür führte Wegscheider Syrien an. Aufgrund von verschiedenen Formen der Benachteiligung und des anhaltenden Krieges habe sich die Zahl der Christinnen und Christen in den letzten zehn Jahren in Syrien um 80 Prozent verringert. Als besonders besorgniserregend stufte Florian Wegscheider die Lage in Nigeria und Nicaragua ein. Im vergangenen Jahr kamen 90 Prozent der offiziell erfassten getöteten Christinnen und Christen in Nigeria ums Leben und eine Wende der Gewalt sei nicht in Sicht. In Nicaragua als mehrheitlich christlich geprägtes Land verfolge die Staatsmacht unter Daniel Ortega die Kirche, weil diese gegen das zunehmend diktatorische Vorgehen protestiere. Nach der Verurteilung von Bischof Jose Alvarez zu 26 Jahren Gefängnis und der Ausweisung des vatikanischen Nuntius habe die Regierung das erste Mal in der Geschichte des Landes die Ausübung von traditionellen Prozessionen und Kreuzwegandachten zu den Kartagen untersagt. Am Ende seiner Ausführungen resümiert Wegscheider: „Die weltweite Tendenz der zunehmenden Autokratisierung trifft das Christentum als größte Glaubensgruppe am stärksten. Nur eine globale Neuorientierung an den Menschenrechten kann eine freie Glaubensausübung garantieren.“