Dienstag 19. März 2024

Marienschwestern vom Karmel: Kirch- und Altarweihe im neuen Mutterhaus in Bad Mühllacken

In der ersten Adventwoche sind die Marienschwestern vom Karmel von Linz in ihr neues Mutterhaus in Bad Mühllacken übersiedelt. Am 3. Dezember 2022 feierte Bischof Manfred Scheuer mit der Ordensgemeinschaft die Kirch- und Altarweihe.

Advent bedeutet „Ankunft“ – für die Marienschwestern vom Karmel heuer im doppelten Sinn. Ende November 2022 haben sie sich von ihrem Mutterhaus in Linz, das seit dem 19. Jahrhundert besteht, verabschiedet. 25 Schwestern, die Ordensleitung und die gesamte Verwaltung sind vom Friedensplatz in Linz in das etwa 20 Kilometer entfernte Bad Mühllacken übersiedelt. Die Entscheidung, das Mutterhaus in Linz aufzugeben und die „Zentrale“ in das inzwischen umgebaute ordenseigene Curhaus in Bad Mühllacken zu verlegen, wurde mit Blick auf die personelle und wirtschaftliche Zukunft getroffen. 38 Marienschwestern sind nun dabei, anzukommen: im neuen Mutterhaus, das aus einem Pflegetrakt für pflegebedürftige Schwestern, einem allgemeinen Wohntrakt und einem Bereich für die jüngeren Schwestern besteht. Anfang Februar 2023 kommen noch weitere Schwestern aus der Karmelfamilie hinzu: Die Karmelitinnen von Gmunden werden altersbedingt – alle Schwestern sind älter als 80 Jahre – ihr 195 Jahre altes Kloster aufgeben und mit den Marienschwestern im Haus in Bad Mühllacken leben.

 

Der Kneipp-Bereich, der ursprünglich das gesamte Gebäude umfasste, bleibt in verkleinerter Form mit 16 Zimmern und mit dem therapeutischen (Tages-)Angebot als „Spirituelles Gesundheitszentrum“ erhalten. Basierend auf der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) warten ab Anfang Jänner 2023 Angebote zu heilsamer Ernährung, Bewegung, Fasten und Spiritualität auf die Gäste. Das Selbstbedienungs-Café „Einkehr“ lädt zum Ausruhen und zur Stärkung ein.

 

 

„In Gott eintauchen, um bei den Menschen aufzutauchen“

 

Im Zuge der Umbauarbeiten wurde auch eine neue Klosterkirche errichtet, die – wie schon die ehemalige Klosterkirche in Linz – dem „Göttlichen Kinde Jesu“ geweiht ist. Die künstlerische Gestaltung übernahm Bruder Thomas Hessler vom Europakloster Gut Aich. Grundlage war eine intensive Auseinandersetzung mit der Spiritualität der hl. Teresa von Avila, der großen Ordensheiligen des Karmel. In den Altar wurden Reliquien der Karmelheiligen Teresa von Avila, Thérèse von Lisieux und Johannes vom Kreuz eingebracht. Die neuen Glasfenster wurden von den Glaswerkstätten Schlierbach gefertigt. Bestimmte Orte im Kirchenraum sind mit ermutigenden Schriftzügen versehen: „Entschließe dich“, „Gott schenkt Weite“, „Lass dich beflügeln“, „Wachse über dich hinaus“, „Geh mutig deinen Weg“, „Bleibe in seiner Liebe“.

 

Am 3. Dezember 2022 fand die feierliche Kirch- und Altarweihe mit Bischof Manfred Scheuer statt, der mit den Marienschwestern und geladenen Gästen den Festgottesdienst feierte. Gekommen waren u. a. Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, Bezirkshauptmann Paul Gruber, der Feldkirchner Bürgermeister David Allerstorfer, Vizebürgermeisterin Sabine Lindorfer, Dechant Abt Reinhold Dessl vom Stift Wilhering, Propst Johann Holzinger vom Stift St. Florian, der Bischofsvikar für Orden und Säkularinstitute Adi Trawöger, P. Josef Nagiller OCD und weitere Mitbrüder aus dem Orden der Teresianischen Karmeliten, die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz Sr. Christine Rod, Priorin Sr. Agnes Maria Mayer vom Orden der Teresianischen Karmelitinnen / Karmel St. Josef in Wien, Karmelitinnen aus Gmunden, Pfarrer em. Josef Pesendorfer, der Feldkirchner Pfarrassistent Thomas Hofstadler, der Feldkirchner Diakon Wolfgang Reisinger und sein Amtsbruder Hans Reindl aus Goldwörth, Prof. em. Johann Hollerweger, Bruder Thomas Hessler vom Europakloster Gut Aich, Mitarbeiter:innen der Glaswerkstätten Schlierbach, der Geschäftsführer der CURHAUS Marienschwestern GmbH Friedrich Kaindlstorfer, die Betriebsleiterin des neuen Spirituellen Gesundheitszentrums in Bad Mühllacken Elisabeth Rabeder sowie weitere Mitarbeiter:innen und Wegbegleiter:innen der Marienschwestern.

 

Feier der Kirch- und Altarweihe in Bad Mühllacken
Bischof Manfred Scheuer segnet die Feiergemeinde und den Kirchenraum.
Bischof Manfred Scheuer überreicht den Schwestern das Evangeliar.
Bischof Manfred Scheuer salbt den Altar.
Verbrennen von Weihrauch auf dem Altar.
Schwester Anna Pointinger und Schwester Clementine Honeder legen das Altartuch auf den gesäuberten Altar auf.
Bischof Manfred Scheuer segnet den Tabernakel.
Bischof Manfred Scheuer spendet den feierlichen Schlusssegen.
Mitfeiernde in der neuen Klosterkirche bei der Kirch- und Altarweihe

© Marienschwestern vom Karmel / Sr. Anna Pointinger

 

Generaloberin Schwester Michaela Pfeiffer-Vogl erinnerte in ihren Begrüßungsworten daran, dass die hl. Teresa von Avila (1515 – 1582) fünfzehn Frauenklöster und zwei Männerkloster gegründet habe. Eine solche Gründung sei für sie erst vollzogen gewesen, wenn in der Klosterkirche Messe gefeiert wurde. „In unserem neuen Mutterhaus gibt es da und dort noch kleinere Baustellen, insgesamt fühlen wir uns nach einer Woche schon sehr wohl hier. Und auch bei uns wird die Kirch- und Altarweihe dazu beitragen, dass wir uns noch mehr beheimatet fühlen“, zeigte sich Pfeiffer-Vogl überzeugt.

 

Generaloberin Schwester Michaela Pfeiffer-Vogl

Generaloberin Schwester Michaela Pfeiffer-Vogl begrüßte alle Mitfeiernden.
© Marienschwestern vom Karmel / Sr. Anna Pointinger

 

Bruder Thomas Hessler umriss am Beginn des Festgottesdienstes, worauf die künstlerische Gestaltung des Kirchenraums Bezug nimmt: Grundlage ist das Werk „Die Seelenburg“ der heiligen Teresa von Avila. Darin vergleicht sie die menschliche Seele mit einer Burg, die aus sieben inneren Wohnungen besteht. „Die innerste Wohnung ist der Raum der Gottesbegegnung – und wir haben große Sehnsucht, einzutreten in das Geheimnis Gottes, das wir Leben nennen. Am Eingang der Kirche werden die Eintretenden vom Schriftzug ‚Entschließe dich‘ empfangen. Ihr Marienschwestern habt euch entschlossen, einen mutigen Schritt zu tun und als Gemeinschaft hierherzukommen. Kern der Kirche ist der Tabernakel. Er ist als Glasfenster gestaltet, das nach außen durchscheinend ist und das Innere der Kirche mit dem Außen verbindet. Das entspricht auch der karmelitanischen Spiritualität: in Gott eintauchen, um bei den Menschen aufzutauchen – Kontemplation und Aktion, das lebt ihr. Es ist wichtig, dass wir Ordensgemeinschaften die Verbindung von innen und außen leben. Dafür wünsche ich euch Gottes Segen“, so der Benediktiner Hessler.

 

Bruder Thomas Hessler erläutert die Gedanken hinter der Gestaltung der Klosterkirche

Bruder Thomas Hessler: „Es ist wichtig, dass wir Ordensgemeinschaften die Verbindung von innen und außen leben.“ © Marienschwestern vom Karmel / Sr. Anna Pointinger

 

„Ihr habt euch auf einen Neuanfang eingelassen – das ist ein starkes Zeichen“

 

Bischof Manfred Scheuer stellte an den Beginn seiner Predigt die Frage: „Wo ist mein Platz?“ Raumfragen seien nichts Nebensächliches, sondern auch Machtfragen: „Bei Räumen geht es um Hoheitsgebiete, um Übergriffe, Besetzungen, Vereinnahmungen. Vermutlich haben die meisten schon einmal die Erfahrung gemacht, fehl am Platz zu sein, weil ihnen vermittelt wurde: Du bist hier fremd; du verstehst nichts; du bist anders. Keinen Platz oder keinen Raum zu haben, das kann heißen: Du wirst hier nicht mehr gebraucht, du bist überflüssig, du gehörst zum alten Eisen. Wer zu wenig Platz hat oder unter Raumnot leidet, der wird in die Enge getrieben, kann nicht mehr frei atmen und wird vielleicht auch von Angst besetzt. Kinder müssen erst einen Platz im Leben finden oder auch einen Platz in einer neuen Gruppe. Junge Menschen brauchen zu einem erfüllten Leben eine Lebensrichtung, eine Lebenstiefe, Lebenskraft, ein ‚Warum‘ im Leben. Und sie brauchen einen Lebensplatz.“

 

Wo ist mein Platz – diese Frage stelle sich auch für die Kirche und für Ordensgemeinschaften. Bischof Scheuer wörtlich: „Äußere und innere Räume gehen zusammen. Räume verleiblichen Beziehungen, sie sind geprägt durch die Liebe, gerade im Karmel. Ihr habt die Räume, in denen ihr gewirkt habt, mit Liebe erfüllt und euer Herzblut hineingegeben. Dafür danke ich euch. Ihr sollt hier einen guten neuen Platz finden.“ Der Bischof zitierte die Karmelheilige Thérèse von Lisieux, die gesagt hatte: „Ja, ich habe meinen Platz in der Kirche gefunden, und diesen Platz, mein Gott, den hast Du mir geschenkt ... im Herzen der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein …“

 

Die neue Klosterkirche sei dem göttlichen Kinde Jesu geweiht, das die Christenheit zu Weihnachten als „großartiges, aber eigentlich unbegreifliches Wunder“ feiere: Gott werde Mensch in einem Säugling, dem Inbegriff an Hilfsbedürftigkeit und Verletzlichkeit. In der Geburt eines jeden Menschen werde somit eine entscheidende Dimension von Weihnachten greifbar. Bischof Scheuer erinnerte an die jüdische Philosophin Hannah Arendt, die nicht dem Ende, sondern der Geburt, dem Beginn des Menschenlebens eine entscheidende Bedeutung zumesse: „Jeder geborene Mensch steht für einen Neuanfang, mit jeder Geburt eines Menschen kommt etwas Neues in die Welt. Es ist die Einmaligkeit des nun beginnenden Lebens, die eine Geburt so besonders macht. Die Geburt eines Kindes ist ein Versprechen, eine Verheißung neuen Lebens. Für euch Marienschwestern beginnt eine neue Zeit der Nachfolge, eine neue Zeit der Gnade.“

 

Jesus werde ein Kind dieser Welt, so der Bischof: Hineingestellt in die Erwartung, in die Fürsorge und in den Schutz von Maria und Josef, hineinverwoben aber auch in Unverständnis, Abweisung, Fremdheit, Heimatlosigkeit. „Nichts Menschliches bleibt ihm fremd. Der größte Teil seines Lebens ist geprägt durch Alltäglichkeit, in der viele Sackgassen, viel Vergeblichkeit und viel Mühe stecken. Danach muss er mit der Einsamkeit zurechtkommen. Um ihn herum spitzen sich Ablehnung, Widerstand, Gleichgültigkeit, Verrat, Hass, Feigheit zu. Jesus schafft aber Räume des Lebens. Durch ihn entstehen Freiräume des Lebens, das stärker ist als der Tod, Freiräume einer unzerstörbaren Hoffnung.“

 

Geburtlich leben und denken bedeute, sich auf neue Anfänge einzulassen. Bischof Scheuer zu den Marienschwestern: „Ihr habt euch auf einen Neuanfang eingelassen – das ist ein starkes Zeichen. Neue Anfänge sind möglich, wo Menschen einander verzeihen und einander nicht mehr auf das festlegen, was war, sondern ausprobieren, was sein könnte. Solche neuen Anfänge sind möglich, wenn wir lernen, uns mit den Augen Gottes zu sehen. Solche Anfänge sind möglich, wenn wir in jedem Ende nach dem neuen Anfang suchen – so kann uns letztlich auch der Tod zu einer Neugeburt werden. Weihnachtlich leben als Menschen mit Zukunft und Hoffnung, leben als Menschen, die zur Liebe und zum Frieden fähig sind, leben als Menschen, die durch ihr Handeln Neues schaffen und zärtlich und behutsam sein können.“

 

Predigtgedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Bischof Manfred Scheuer bei seiner Predigt.

Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt: „Ihr sollt hier einen guten neuen Platz finden.“

© Marienschwestern vom Karmel / Sr. Anna Pointinger

 

 

„Dankbar für die Unterstützung der Mitschwestern“

 

Am Ende des Festgottesdienstes dankte Generaloberin Schwester Michaela Pfeiffer-Vogl Bischof Scheuer für die Kirch- und Altarweihe, allen, die zum Umbau und zur Neugestaltung von Mutterhaus und Klosterkirche beigetragen haben, sowie allen Mitfeiernden und besonders den Mitschwestern, die „trotz Wehmut im Herzen – die auch sein darf –, die Übersiedlung innerlich so mittragen“. Eine 99-jährige Mitschwester habe ihr ausdrücklich für diesen mutigen Schritt gedankt. Diese Unterstützung auch durch die älteren Mitschwestern freue sie sehr und gebe Kraft zum Neubeginn, so die Generaloberin. Ihr Wunsch: „Mögen die Menschen, die zu uns in das Spirituelle Gesundheitszentrum kommen, erfahren, dass der Glaube trägt.“

 

Nach dem Festgottesdienst segnete Bischof Manfred Scheuer die neuen Räumlichkeiten des Mutterhauses. Bei einer Agape klang das frohe Fest zum Neubeginn aus.

 

 

Marienschwestern vom Karmel

 

Die Marienschwestern vom Karmel sind ein apostolisch tätiger Zweig des Karmelordens. Seit 1861 wirkt die Ordensgemeinschaft in Österreich, seit 1920 in Deutschland und seit 2002 in Uganda. Seit 1961 heißt sie „Marienschwestern vom Karmel“. Derzeit leben in Österreich insgesamt 60 Schwestern: im Curhaus Bad Kreuzen, in Bad Mühllacken (Mutterhaus und Spirituelles Gesundheitszentrum), im Exerzitienhaus „Marienheim“ in Grünau im Almtal und in den Fachschulen der Marienschwestern in St. Pantaleon-Erla bei St. Valentin (NÖ). Darüber hinaus sind Schwestern in Regensburg und Konnersreuth (Bayern) sowie in Uganda stationiert.

 

Orden der Marienschwestern vom Karmel

Spirituelles Gesundheitszentrum der Marienschwestern in Bad Mühllacken

 

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