Dienstag 16. April 2024

Ikonen – Gelebte Theologie

„Im Anschauen deines Bildes werden wir verwandelt in dein Bild“: Unter diesem Titel lud die Stiftung PRO ORIENTE gemeinsam mit dem Bildungshaus Schloss Puchberg am 8. November2022 zu einem Vortragsabend über die Kunst und Bedeutung von Ikonen ein.

Rektor Adi Trawöger und Prof. Christoph Niemand erläuterten in ihren Vorträgen vor rund fünfzig Personen das Wesen von Ikonen. Rektor Adi Trawöger, der selbst seit über zwanzig Jahren Ikonen malt bzw. schreibt, führte zu Beginn des Abends in die Herstellungstechniken von Ikonen ein. Anhand der geschichtlichen Entwicklungen schilderte Trawöger den langwierigen Prozess des Herstellens von Holzleinwand und Farben und damit verbunden den Wert dieser. Nur naturbelassene Stoffe würden zur Verarbeitung verwendet, womit die besondere Verbindung zur Schöpfung ihren Ausdruck finden solle, so Trawöger. Es benötige Geschick, Geduld, Fleiß und ein gewisses Talent für das Schreiben von Ikonen. Dabei verwies Trawöger auf das griechische Wort „graphe“, das sowohl schreiben wie auch malen bedeuten könne, damit seien beide Wortverwendungen für die Bezeichnung des Herstellens von Ikonen korrekt. Was hinsichtlich der Naturverbundenheit bei der Fertigung von Ikonen gelte, das gelte nicht beim Dargestellten. Das auf Ikonen Dargestellte solle zwar entsprechend erkannt werden, eine Nähe zu naturalistischer Darstellungsweise werde aber bewusst abgelehnt. Die Ikone möchte einen Blick auf das Göttliche ermöglichen und damit müsse die Sphäre des Menschen überschritten werden. Aus diesem Grunde seinen beispielsweise die Gesichter auf Ikonen überdimensional groß. Ikonen hätten für die ostkirchliche Tradition ähnlichen Stellenwert wie Sakramente für die lateinische Kirche, denn in ihnen solle die Gegenwart Gottes zum Ausdruck gebracht werden, betonte Adi Trawöger in seinen Ausführungen.

 

Christoph Niemand, Professor für Neues Testament an der KU Linz, analysierte anhand verschiedener Textstellen aus den Paulus-Briefen die Bedeutung der „ikonischen“ Christologie für das Christentum. Mithilfe des antiken Bildverständnisses versuche Paulus die Beziehung von Gottvater zu Jesus Christus und den Menschen zu beschreiben. Ausgehend von 2 Kor 3,18 erläuterte Niemand anschließend, dass nach paulinischem Verständnis im „Anschauen“ des Bildes Jesu (durch die Verinnerlichung des Lebens und Wirkens Jesu) der Mensch gleichgestaltet werde mit Jesus und damit selbst zum Bild Gottes. Christoph Niemand markierte mit diesem Vers aus dem 2. Korinther-Brief den Höhepunkt der unterschiedlichen Christologien in den Paulus-Briefen und fasste dieses Bild/Ikonen-Verständnis prägnant zusammen: „Die an Christus Glaubenden werden in eben jenes Bild der Gottes-Doxa verwandelt, das Christus ist bzw. wie es Christus ist. Sie werden in das Bild-Gottes-Sein Christi selbst hineinverwandelt. Durch das Schauen der Gottes-Doxa in ihrem Spiegel Christus, werden sie verwandelt zu derselben Bild-Gestalt Gottes, die Christus immer schon ist.“ Diese paulinische Kernaussage sah Niemand im lateinischen Westen beinahe als verlorengegangen, aber in der Ikonen-Tradition der Ostkirchen weiterhin als erhalten. Der Reichtum dieser theologischen Spiritualität, die im christlichen Osten immer beheimatet gewesen sei, gehöre von Neuem gehoben, so der abschließende Appell.

 

V. l.: Florian Wegscheider (Pro Oriente), Rektor Adi Trawöger, Prof. Christoph Niemand (KU Linz) und LH a. D. Josef Pühringer (Pro Oriente)

V. l.: Florian Wegscheider (Pro Oriente), Rektor Adi Trawöger, Prof. Christoph Niemand (KU Linz) und LH a. D. Josef Pühringer (Pro Oriente).

 

Florian Wegscheider / PRO ORIENTE Sektion Linz

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