Dienstag 16. April 2024

Frauendelegation im Vatikan

Eine von der Katholischen Frauenbewegung Österreichs zusammengestellte Delegation traf im Vatikan hochrangige Vertreterinnen der römisch-katholischen Kurie und warb für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.

Die Delegation überreichte Papst Franziskus am Mittwoch, 4. Mai bei der wöchentlichen Generalaudienz nicht nur eine Ikone als Geschenk, sondern auch Statements zum Thema "Frauen und Kirche" mit expliziten Kirchenreform-Anliegen. Verfasst haben die Positionierungen Angelika Ritter-Grepl, Vorsitzende der Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, die Linzer Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl und die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner.

 

Tenor der Statements: Die Frauenfrage ist ein entscheidendes Zukunftsthema für die Kirche. Es gelte die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen anzuerkennen, ihre Zahl in Führungspositionen zu erhöhen und auch das sakramentale Amt im Blick auf Männer und Frauen neu zu denken. Diese Anliegen standen auch im Zentrum von Gesprächen, die die Katholikinnen aus Österreich während ihres dreitägigen Rom-Aufenthaltes mit hochrangigen Kurienvertreterinnen führten: So gab es Treffen mit Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Bischofssynode und mit Stimmrecht ausgestattete erste Frau in diesem Gremium, mit Sr. Alessandra Smerilli, Sekretärin im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, sowie mit Lavinia Rocchi Carrera, Generalsekretärin der Weltorganisation der katholischen Frauenbewegungen.
 

Vorreiterin Diözese Linz

 

Dass die Diözese Linz eine Vorreiterin in Bezug auf Frauenbeteiligung ist, verdeutlichte Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl in ihrem Statement: In den 486 Pfarren Oberösterreichs seien von den ca. 500 Diözesanpriestern mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren nur noch 265 amtlich eingesetzt; die zahlenmäßig gleich starke Gruppe der theologisch qualifizierten Laien und Laiinnen sei durchschnittlich 44 Jahre alt. Zudem gebe es inzwischen 1600 ehrenamtliche Wortgottesdienst- und 270 Begräbnisleitende.

 

Die Diözese Linz lebe seit dem Konzil ein konstruktives Miteinander von Laien und Klerikern, von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, erläuterte Eder-Cakl. Dies zeige sich in der Beauftragung von theologisch qualifizierten Laien zur Mitverantwortung bei der Leitung der Pfarren, aber auch in der "Möglichkeit zur außerordentlichen Beauftragung zur Taufspendung im Rahmen der pfarrlichen Taufpastoral aufgrund des Priestermangels" und in der Ausbildung und Beauftragung zur Begräbnis- und Wortgottesfeierleitung. Die Pastoralamtsleiterin zitierte einen oberösterreichischen Pfarrer, der im Linzer Priesterrat über diese Aufgabenverteilung gesagt habe: "Die Menschen schätzen es sehr, dass die Theologin ihr Kind tauft. Diese Seelsorgerin hat einfach einen guten Zugang zum Leben der jungen Familien heute. Sie wird verstanden und lebt den Glauben mit Strahlkraft. Das kann sie besser als ich."

 

"Es braucht jetzt eine Veränderung"

 

Eder-Cakl sieht Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der Kirche als ein "Zeichen der Zeit" im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. "Wenn die Katholische Kirche also vor der Geschichte und der Gesellschaft nicht das Gesicht verlieren möchte, dann braucht es jetzt eine Veränderung, eine Transformation hin zu Geschlechtergerechtigkeit und Gleichberechtigung auf allen Ebenen der Kirche", berief sich die Linzer Theologin auch auf die Lebensrealität gerade junger Frauen. Das zeige auch der bisherige Verlauf des Synodalen Prozesses in den österreichischen Diözesen. "Das Thema Frau und Kirche, Geschlechtergerechtigkeit, Gleichberechtigung ist das meistgenannte Thema und wird in allen Synthese-Berichten dargestellt", erklärte Eder-Cakl.

 

Das bestätigte auch ihre Salzburger Kollegin Lucia Greiner und berief sich dabei auch auf eine Studie im Auftrag der Pastoralkommission Österreichs zur "Gleichstellung von Frauen und Männern in der Organisationsentwicklung der Katholischen Kirche Österreichs" (2021). Die wesentliche Empfehlung der auch unter Einbeziehung von außerkirchlichen Fachleuten erstellten Studie habe gelautet, "Gleichstellung als Leitungsaufgabe der Bischöfe anzunehmen".

 

Der Österreichischen Bischofskonferenz wurde die Studie vorgelegt; bei seinen Beratungen im November 2021 griff der Episkopat laut Greiner zwei wesentliche Elemente auf: Der Anteil von Frauen mit Leitungsverantwortung in Dienststellen, Gremien und Arbeitsgruppen der Diözesen soll in sieben Jahren zumindest auf ein Drittel erhöht werden. Und die Stärkung von Frauen soll künftig auch ein "fixes Thema bei Weiterbildungsangeboten für das kirchliche Leitungspersonal" sein.

 

Frauendelegation im Vatikan
Frauendelegation im Vatikan
Gespräche mit dem Weltweiten kirchlichen Frauenverband WUKWO
Gespräch mit Sr. Nathalie Becquart (rechts)
Gabriele Eder-Cakl mit einer Ikone als Geschenk für Papst Franziskus
Die kfb-Delegation mit Paula Wintereder, kfb-Vorsitzende in Oberösterreich und Gabriele Eder-Cakl, Leiterin des Pastoralamtes der Diözese Linz im Garten der Botschaft vom Hl. Stuhl.
Frauendelegation im Vatikan
Gespräche mit Sr. Alessandra Smerilli

© Kath. Frauenbewegung

 

Unterstützung für die Delegation

 

Die Reise nach Rom macht auch Präsidentengattin Doris Schmidauer als langjährige Unterstützerin der kfbö-"Aktion Familienfasttag" mit. Unterstützt wird die Delegation weiters von Vatikanbotschafterin Franziska Honsowitz-Friessnigg, der ersten Frau Österreichs auf diesem Posten: Bei einem Abendessen in der österreichischen Botschaft beim Heiligen Stuhl kam es am 3. Mai zu einem Austausch mit weiteren hohen Funktionärinnen sowie den Botschafterinnen beim Heiligen Stuhl seitens der EU, Australiens und der Niederlande.

 

Vorsitzende Ritter-Grepl informierte die Gesprächspartnerinnen und auch den Papst in ihrem Kathpress vorliegenden Text über die Arbeitsschwerpunkte der Katholischen Frauenbewegung, der mit rund 90 000 Mitgliedern größten Frauenorganisation Österreichs. Sie setze sich im Sinne des Evangeliums für Rechte und Selbstbestimmung von Frauen. "Ihr feministisches Selbstverständnis findet Ausdruck in ihrem Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen von Gesellschaft und Kirche ebenso wie in ihrer gelebten Spiritualität", teilte die kfbö-Vorsitzende mit.

 

Ritter-Grepl berief sich dabei auf die Bibel, wo das Reich Gottes als "... nicht männlich und weiblich" (Gal 3,28) definiert werde. Die kfbö kämpfe auch gegen "traditionelle Geschlechterstereotype", die Gewalt gegen Frauen begünstigten, und stärke deren Selbstwert mit Kampagnen wie www.jaichbinschoen.at.

 

Mit Blick auf die Kirche dankte die kfbö dem Papst für den "Aufbruch des synodalen Prozesses" und sieht sich mit ihm einig in der Überzeugung, "dass evangeliengemäßes Leben und authentische Nachfolge Jesu auch in der Kirche besser gelingen können, wenn nicht geweihten Frauen und Männern die Möglichkeit gegeben wird, Mitverantwortung in Leitung und Lehre zu tragen". Es sei nötig, das Zueinander von Laien und Klerus neu zu denken, so Ritter-Grepl. Die geschlechterparitätische Besetzung von kirchlichen Leitungsgremien sei anzustreben.

 

Ordensfrauen wollen "Dialog auf Augenhöhe"

 

Auch Sr. Christine Rod, als Vertreterin von 2.800 Ordensfrauen in 106 österreichischen Ordensgemeinschaften nach Rom gereist, deponierte Erwartungen im Hinblick auf einen "Dialog auf Augenhöhe" bei der Weltbischofssynode 2023: Die "Weihe von Frauen auf allen Ebenen" werde als eines der Schlüsselelemente für Glaubwürdigkeit und Erneuerung der Kirche gesehen. Und das Eintreten für "Frauen in Leitungsfunktionen auf allen kirchlichen Ebenen" begründete Rod mit der Einschätzung, die Zukunft der Kirche werde auch davon abhängen, welchen Platz Frauen einnehmen werden. Die Kirche brauche den Glauben der Frauen, ihre Professionalität und ihre Zugänge zu Leben und Glauben.

Als Problem nannte es die Ordenskonferenz-Generalsekretärin, dass die Mehrheit der Ordensfrauen in Österreich alt sei; ein Potenzial sei es demgegenüber, dass diese Gruppe immer schon Verantwortung übernommen habe. Während der Corona-Zeit, als sie nicht Eucharistie feiern konnten, hätten Ordensfrauen "schmerzlich die Abhängigkeit von Priestern erlebt", wies Rod hin. Einige hätten begonnen, ihre eigenen Liturgien zu feiern.
 

Kathpress

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