Dienstag 16. April 2024

Philosoph und Theologe Georg Wildmann verstorben

Der Philosoph und Theologe OStR. Dr. Georg Wildmann ist am 9. April 2022 im 93. Lebensjahr verstorben. Ein Herzensanliegen und Lebensthema war ihm die historische Aufarbeitung des Schicksals der heimatvertriebenen Donauschwaben. 

Georg Wildmann wurde 1929 in Filipowa, einer donauschwäbischen Gemeinde im Landesteil Batschka in der heutigen Republik Serbien, geboren. Im Zuge der Entrechtung der Deutschen Jugoslawiens musste er als Jugendlicher im Alter von 16 bis 18 Jahren Zwangsarbeit leisten. Nach der erzwungenen Flucht fand seine Familie in Linz eine neue Heimat. Wildmann absolvierte das Realgymnasuum und studierte dann Philosophie und Theologie in Linz und an der Universität Gregoriana in Rom. 1959 promovierte er mit einer Dissertation über die Katholische Gesellschaftslehre zum Doktor der Theologie. Wildmann leistete 18 Jahre priesterlichen Dienst in der Diözese Linz, war Vortragender in der katholischen Erwachsenenbildung, Religions- und Philosophie-Lehrer an Höheren Schulen in Linz und ordentlicher Professor für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese Linz, wo er Vorlesungen in Logik, Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie und Philosophischer Ethik hielt. Im Herbst 1974 war ihm durch Papst Paul VI. die Dispens vom Priesteramt gewährt worden. Mit seiner Frau Erika hatte er zwei Kinder, Markus und Elisabeth, außerdem war er zweifacher Großvater. Auch nach seiner Laisierung blieb er der Kirche immer verbunden. Bis zum Ostersonntag 2019 war er in der Pfarre Linz-Christkönig in der Verkündigung tätig.

 

Wildmann leitete die Kommission "Die Diözese Linz in Kirche und Welt" im Rahmen der Linzer Diözesansynode, die von 1970 bis 1972 stattfand. Er war Redner der "Aktion Leben" und Mitarbeiter in Arbeitskreisen des Pastoralamtes der Diözese Linz. Viele wissenschaftliche Artikel, vornehmlich zu ethischen Fragen, stammen aus seiner Feder. Zudem war er gefragter Rezensent der Theologisch-praktischen Quartalschrift. 

 

Bischof Manfred Scheuer würdigte zum 90. Geburtstag Wildmanns dessen "menschenfreundliche Seelsorge und pädagogische Tätigkeit als Priester in der Diözese Linz" und dessen Leidenschaft zur Philosophie und zur Hochschullehre. Seine Verbundenheit mit der Kirche habe er sich auch durch das Ausscheiden aus dem Priesteramt und die damit verbundenen Verletzungen nicht nehmen lassen. Ihn, Scheuer, und Wildmann verbinde "das Interesse an einer Geschichte, die nicht nur aus einer Rückschau besteht, sondern aus dem Hereinholen in die Gegenwart und im Fruchtbarmachen für die Zukunft". Wildmann habe sich "unschätzbare Verdienste um die Aufarbeitung der Vertreibung, Verfolgung und der Gräuel, die an den Donauschwaben verübt wurden, erworben", so der Bischof. Wildmann habe eine „zweite Vertreibung“ verhindern wollen, die das Vergessen und das Verschwinden der donauschwäbischen Lebensschicksale aus der Geschichte bedeuten würde. 

 

 

Aufarbeitung des Schicksals der Donauschwaben als Herzensanliegen

 

Bereits 1961 war Wildmann einer der Mitbegründer des „Vereins der Filipowaer Ortsgemeinschaft in Österreich“ und von 1965 bis 1982 dessen Geistlicher Berater. Ab 1975 setzte er sich intensiv mit der Geschichte und Kultur der Donauschwaben auseinander und war im In- und Ausland ein gefragter Vortragender zu diesem Thema. Im Ruhestand widmete er sich der historischen Aufarbeitung des Schicksals der Heimatvertriebenen. Er sah sich in der Pflicht, seinen donauschwäbischen Landsleuten, denen das Leben genommen wurde, eine Stimme zu geben.

 

Ab 1982 bis 2016 war Georg Wildmann Kulturreferent des Vereins. Von 1966 bis 2016 war er als Schriftleiter für die "Filipowaer Heimatbriefe" verantwortlich, die meist zweimal jährlich erschienen, und verfasste in dieser Zeit rund 9.900 Druckseiten. Von 1975 bis 1999 arbeitete er an der Strukturanalyse, Geschichte und Bilddokumentation seiner ehemaligen pannonisch-donauschwäbischen Heimatgemeinde Filipowa. In Zusammenarbeit mit Paul Mesli und Franz Schreiber sind zu diesem Thema zwischen 1978 und 1999 acht Textbildbände mit insgesamt rund 1.900 Druckseiten erschienen, wobei Georg Wildmann hauptsächlich die Erstellung der Texte zufiel. Er war Mitinitiator der 1983 gegründeten, länderübergreifenden "Hauptversammlung der Filipowaer Ortsgemeinschaften" (ARGE-Filipowa), deren langjähriger Schriftführer und von 1984 bis 2016 Kulturreferent der ARGE.

 

Georg Wildmann war seit 1983 Mitglied der Landsmannschaft (LM) der Donauschwaben in Oberösterreich. Er hatte seit 2000 das Amt des Obmann-Stellvertreters inne und steuerte seither auch historischwissenschaftliche Beiträge für die „Mitteilungen der LM der Donauschwaben in Oberösterreich“ bei. Die „Erinnerungstage der Heimatvertriebenen Oberösterreichs“ werden alle drei Jahre von den Donauschwaben gestaltet. Seit 2008 waren Georg und seine Frau Erika hier hauptverantwortlich und federführend mit ihrem Team tätig.

 

Ein Höhepunkt im Leben Georg Wildmanns und für die Donauschwaben Oberösterreichs war die Eröffnung der „Donauschwäbische Bibliothek & Archiv Dr. Georg Wildmann“ am 28. Mai 2018 in Marchtrenk. Georg Wildmann übereignete mehr als 500 Bücher zur Vertreibung und Integration der Donauschwaben und seine wissenschaftlichen Unterlagen und Archivalien.

(Lesen Sie auch: "Es soll nicht alles verloren sein", Linzer KirchenZeitung online)

 

Dr. Georg Wildmann

Dr. Georg Wildmann ist es zu danken, dass die Geschichte der Donauschwaben so gut dokumentiert ist. © KirchenZeitung

 

Trotz fortschreitender Krankheit ordnete Georg Wildmann bis in die letzten Lebenstage mit geistiger Wachheit und unglaublicher Willenskraft seine Bibliothek und seine Vielzahl an theologischen und donauschwäbischen Skripten und Unterlagen, die u. a. auch den Weg in die Donauschwäbische Bibliothek Marchtrenk, ins Diözesanarchiv Linz, die Privatuniversität Linz und das Germanicum in Rom finden werden bzw. fanden. "Mit ihm ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Donauschwaben, einer der ganz Großen gegangen. Seine Arbeit ist für viele ein Segen geworden und wirkt weiter", würdigen Susanne Wastl und Maria Zugmann-Weber von der "Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich“ den Verstorbenen.

 

Wildmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa 2000 die Verdienstmedaille in Gold des Verbandes der Donauschwaben in Oberösterreich, 2008 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich, 2014 die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich und 2019 die Goldene Ehrennadel des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaft in Österreich (VLÖ).

 

(Quelle: www.donauschwaben-ooe.at)

 

Die Totenwache findet am Donnerstag, 21. April 2022 um 19.00 Uhr in der Pfarrkirche Linz-Christkönig statt. Das Requiem für den Verstorbenen wird am Freitag, 22. April 2022 um 11 Uhr in Linz-Christkönig gefeiert.

 

Parte von Georg Wildmann

 

 

Lesen Sie auch: 

Würdigung von Georg Wildmann auf www.donauschwaben-ooe.at

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