Freitag 19. April 2024

Thomas-Akademie: Religion(en) und Kirchen heute und morgen

Anna-Nicole Heinrich, Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), war zu Gast bei der diesjährigen Thomas-Akademie am 8. März 2022 an der Katholischen Privat-Universität Linz.

 

In ihrem Festvortrag fragte sie nach Bedeutung und Gestalt von Religion(en) und Kirchen in den gegenwärtigen Gesellschaften – und welche Zukunftsfähigkeit sich darin erkennen lässt.

 

Rektor Christoph Niemand freute sich, nach zweimaligem coronabedingten Ausfall der Thomas-Akademie, auch im Namen der Mitveranstalter Diözesanbischof Manfred Scheuer und Regens Michael Münzner vom Priesterseminar der Diözese Linz, zahlreiche Gäste in Präsenz begrüßen zu dürfen. Der Krieg in der Ukraine sollte aber auch an diesem Abend bewusst bleiben: Rektor Niemand verlas zu Beginn eine Petition russisch-orthodoxer Priester aus Russland, in der die sofortige Beendigung des Krieges gefordert wird. Und auch wenn das weit weg zu sein scheint vom Thema der Thomas-Akademie, so sei es vielleicht doch nicht etwas ganz anderes: denn es gehe, so Christoph Niemand, um die Frage, was Religion, was Gottesrede heute bewirken könne – zum Trösten, zum Mut-Machen, gegen Hass und gegen Zynismus.

 

Zwei Aspekte standen diesmal bei der Ausrichtung der Veranstaltung im Vordergrund: Das Thema Ökumene und das Datum – der 8. März ist Weltfrauentag. Und so folgten der Einladung zur Thomas-Akademie mit Anna-Nicole Heinrich, der bislang jüngsten Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), neben einem interessierten Publikum aus Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft auch hochrangige Kirchenvertreter:innen. Begrüßt werden konnten u.a. Superintendent Gerold Lehner (Evangelische Kirche OÖ), Bischof Andrej Cilerdzic (Bischof der Serbischen Orthodoxen Kirche der Diözesen Österreich, Schweiz, Italien und Malta sowie Vertreter des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich), Superintendentialkuratorin Renate Bauinger (Evangelische Kirche OÖ), Rektor Franz Keplinger (Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz), Landesrat Stefan Kaineder sowie Altlandeshauptmann Josef Pühringer.

 

Thomas-Akademie KU Linz 2022

V. l.: Bischof Andrej Cilerdzic, Rektor Univ.-Prof. Dr. Christoph Niemand, Bischof Dr. Manfred Scheuer, Präses Anna-Nicole Heinrich, Regens Mag. Michael Münzner, Superintendent Dr. Gerold Lehner. © KU Linz / Eder

 

 

Religion(en) und Kirchen heute und morgen

 

Eine Bild war die thematische Klammer des Vortrags "Bedeutung und Gestalt von Religion(en) und Kirchen in den Gesellschaften von heute und morgen" von Präses Anna-Nicole Heinrich: Vor einigen Jahren aufgefordert, ihr Bild von Kirche festzuhalten, hatte die Referentin ein Haus mit Turm gezeichnet, dieses durchgestrichen, daneben dann eine Menge Strichmännchen – und schließlich ein Kreuz. Was also ist Kirche? Was kann Kirche sein? Und: Was muss Kirche auch sein?

 

Im Zentrum des lebendigen, immer auch persönliche Erfahrungen und Begegnungen zur Sprache bringenden Vortrags stand die Frage, in welchen Formen Kirche(n) in postsäkularen Gesellschaften Bedeutung haben und auch zukünftig für Menschen eine Rolle spielen können. Dabei bestehe die Herausforderung nicht darin, alles Hergebrachte zu bewahren und historische Zustände zu konservieren; die Herausforderung bestehe vielmehr darin, als Kirche in der Welt von heute und morgen weiterhin "das Evangelium zu bezeugen".

 

Dazu bedürfe es der Besinnung darauf, was Kirche(n) immer schon ausmacht: Gemeinschaft, Netzwerke und Beziehungen, Pluralität im religiösen Leben und auch in organisatorischen Strukturen, gelebte Inklusion. Ein statisches "Haus mit Turm" aus Holz, Ziegeln und Beton lässt sich bauen, aber das sei nicht "die Kirche". Gemeinschaft, soziale Beziehungen, Netzwerke als lebendige Kirche aber lassen sich nicht verordnen, sondern müssen zuallererst ermöglicht werden.

 

Kirche als sozialer Begegnungsraum

 

Kirche als sozialen Raum zu begreifen und zu leben erfordere, dass man Freiräume schafft und zulässt, dass man mit seinen spezifischen Angeboten sichtbar ist und mit ihnen eine einladende und gute Atmosphäre kreiert; und ganz wesentlich gehe es dabei darum, Menschen etwa zuzutrauen, denn "wo zugetraut wird, da wird vertraut". Auf organisatorischer und struktureller Ebene bedeutet das aber auch, dass man Flexibilität institutionalisiert, Initiativen ermöglicht und Engagement bestärkt; dass man auch ein Trial and Error aushält. Wichtig sei es, klare Kriterien des Gelingens zu etablieren – Anna-Nicole Heinrich brachte es auf den Punkt: "Wir müssen auch schließen können!"

 

Zukunftsperspektiven

 

Für die Evangelische Kirche Deutschlands, in der die Referentin als Präses der 13. Synode eine hohe Leitungsfunktion innehat, gelte, was heute alle großen, einstmaligen "Volkskirchen" betrifft: Die Ressourcen sind beschränkt und man könne nicht mehr unterschiedslos alle Bereiche abdecken – es gehe also auch um einen Reflexions- und Besinnungsprozess darauf, was möglich ist, um auch in Zukunft eine offene "Kirche für das Volk" zu sein. Denn angesichts der Ohnmachtserfahrungen, die wir derzeit als Gesamtgesellschaften erleben – die globale Pandemie, die sich verschärfende Klimakrise, der Krieg in Europa – kann der Bericht des Evangeliums, die Bezeugung des christlichen Lebens in den und durch die Kirchen Kraft, Hoffnung und Zuversicht geben. Dieses Angebot, diese Einladung zur Teilnahme müsse von den Kirchen in der Gesellschaft hörbar bleiben.


Positiv stimmte Anna-Nicole Heinrich dabei die Erfahrung, dass sie auch in postsäkularen Segmenten der Gesellschaft, gerade in kirchenfernen Kontexten als Christin nicht nur Akzeptanz, sondern eine besondere Resonanz, Neugierde und Wertschätzung erlebe. Und wenn auch die Zeit endgültig vorbei sei, in der Kirche im "Haus mit Turm" verwirklicht schien, so hat Kirche als sozialer Begegnungsraum, als Raum der Beziehungen von Menschen und der Beziehung des Menschen mit Gott, eine Zukunft. Für diese Zukunft gehe es nicht darum "möglichst viel vom Heute zu behalten", sondern, wie Heinrich ein Zukunftspapier der Evangelischen Kirche des Rheinlands paraphrasierte, sich zu fragen: "Was kann man tun, um Samenkörner der Kirche für morgen zu sein?"

 

Anna-Nicole Heinrich, Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Anna-Nicole Heinrich, Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). © KU Linz / Eder

 

 

Über die Vortragende


Anna-Nicole Heinrich studiert im Master Philosophie (Digital Humanities und Menschenbild und Werte) an der Universität Regensburg. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend und war Jugenddelegierte in der 12. Synode. Seit Mai 2021 ist Anna-Nicole Heinrich Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).


Die Veranstaltung zum Nachhören:

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