Donnerstag 28. März 2024

Papst: "Diese Zeit erlaubt keinen Egoismus"

Papst Franziskus

Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft zum Ostersegen "Urbi et orbi" am Ostersonntag in Rom zu internationalem Zusammenhalt aufgerufen. 

Zusätzlich zu schon bestehenden Herausforderungen werde die Menschheit durch die Pandemie auf eine harte Probe gestellt, sagte Papst Franziskus am 12. April 2020 in seiner Botschaft zum Ostersegen. Diese Zeit erlaube weder Gleichgültigkeit noch Egoismus, Spaltungen oder ein Vergessen anderer Notlagen, sagte Franziskus. Unter anderem erinnerte er an MigrantInnen und Flüchtlinge. Viele lebten "unter unerträglichen Bedingungen, besonders in Libyen und an der griechisch-türkischen Grenze" sowie auf Lesbos.

 

Europa mahnte der Papst zu einem "spürbaren Geist der Solidarität". Die Union stehe vor "einer epochalen Herausforderung, von der nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt abhängt". Ausdrücklich verlangte das Kirchenoberhaupt einen Schuldenerlass für arme Länder und eine Lockerung internationaler Sanktionen. Konkrete Beispiele nannte er nicht; im November 2019 hatten der Vatikan und iranische Religionsgelehrte in einer gemeinsamen Erklärung humanitäre Grundrechte auch unter Sanktionen eingefordert.

 

Wegen der aktuellen Umstände verkündete der Papst seine Botschaft nicht von der Mittelloggia des Petersdoms, sondern verlas sie in der Basilika vor dem Grab des Hl. Petrus. Zahlreiche TV-Sender übertrugen die Ansprache. Allein dem Livestream des Vatikan folgten mehr als 31.000 Zuschauer.

 

Die Pandemie mache keinen Unterschied zwischen den Weltregionen, mahnte Franziskus. Nachdrücklich warnte er vor einem "Egoismus der Einzelinteressen" und der "Versuchung, in die Vergangenheit zurückzukehren". Dies gefährde den Frieden und die globale Entwicklung. Der Papst erneuerte seine Forderung nach einer weltweiten sofortigen Waffenruhe. Dabei erwähnte er die Konflikte und Spannungen in Syrien, Jemen und Irak sowie im Libanon. Israelis und Palästinenser rief er zur Wiederaufnahme von Gesprächen auf.

 

Angesichts der Pandemie gedachte der Papst der Menschen, die von Covid-19 unmittelbar betroffen sind. Konkret nannte er Kranke und Verstorbene sowie trauernde Angehörige, aber auch alte und alleinstehende Personen und besonders gefährdete in Pflegeheimen, Kasernen und Gefängnissen. Für medizinisches Personal und Ordnungskräfte betete er um "Kraft und Hoffnung". Die Auferstehung Christi nannte er einen Sieg der Liebe, der durch Leiden und Tod hindurch einen Weg eröffne. Dies sei "ein exklusives Kennzeichen der Macht Gottes".

 

Unter Verweis auf die Zukunftssorgen vieler rief er politische Verantwortungsträger auf, die Mittel für ein menschenwürdiges Leben bereitzustellen und ihnen eine Rückkehr zur Normalität zu erleichtern.

 

Nach seiner Osterbotschaft verlas der mit einer weißgoldenen Stola bekleidete Papst die lateinische Segensformel "Urbi et orbi" vor der sogenannten Confessio, dem Petrusgrab. Verbunden damit ist ein vollkommener Ablass. Wegen der Pandemie hatte Franziskus den Segen außerplanmäßig bereits am 27. März gespendet. Die Bilder vom Papst, der allein bei strömenden Regen vor dem Petersdom stand, gingen um die ganze Welt.

 

 

Auszüge aus der Osterbotschaft des Papstes

 

Kathpress dokumentiert die Ansprache des Papstes auszugsweise auf Grundlage der offiziellen Übersetzung des Vatikan:

 

In diesen Wochen hat sich das Leben von Millionen von Menschen schlagartig verändert. (...)

 

Diese Zeit erlaubt keine Gleichgültigkeit, denn die ganze Welt leidet und muss sich bei der Bekämpfung der Pandemie zusammenschließen. Der Auferstandene schenke den Armen und allen, die am Rande der Gesellschaft leben, den Flüchtlingen und Obdachlosen, Hoffnung. Mögen diese schwächsten Brüder und Schwestern, die die Städte und Randgebiete in allen Teilen der Welt bevölkern, nicht auf sich allein gestellt sein. Lassen wir nicht zu, dass es ihnen an den lebensnotwendigen Dingen fehlt, die jetzt aufgrund der vielen Schließungen nur schwer zu finden sind, ebenso wie auch Medikamente und eine angemessene Gesundheitsversorgung.

 

Angesichts der Umstände sollten auch die internationalen Sanktionen gelockert werden, die es den betreffenden Ländern unmöglich machen, ihre Bürger angemessen zu unterstützen. Alle Staaten sollten in die Lage versetzt werden, die notwendigsten Maßnahmen in Angriff zu nehmen, indem die Schulden, welche die Bilanzen der ärmsten Länder belasten, teilweise oder sogar ganz erlassen werden.

 

Diese Zeit erlaubt keinen Egoismus, denn die Herausforderung, vor der wir stehen, ist uns allen gemeinsam und macht keine Unterschiede. Bei den vielen Gebieten der Welt, die vom Coronavirus betroffen sind, kommt mir eigens in Bezug auf Europa folgender Gedanke. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte dieser geschätzte Kontinent wieder neu erstehen, weil ein konkret spürbarer Geist der Solidarität es ermöglichte, die Rivalitäten der Vergangenheit zu überwinden. Umso dringender ist es, gerade unter den heutigen Umständen, dass diese Rivalitäten nicht wieder aufleben, sondern dass sich alle als Teil einer Familie erkennen und sich gegenseitig unterstützen.

 

Die Europäische Union steht heute vor einer epochalen Herausforderung, von der nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt abhängt. Lasst uns nicht die Gelegenheit versäumen, einen weiteren Beweis der Solidarität zu erbringen, auch wenn wir dazu neue Wege einschlagen müssen. Als Alternative bleibt sonst nur ein Egoismus der Einzelinteressen und die Versuchung, in die Vergangenheit zurückzukehren, und das Risiko in Kauf zu nehmen, dass das friedliche Zusammenleben und die Entwicklung künftiger Generationen auf eine harte Probe gestellt werden.

 

Diese Zeit erlaubt keine Spaltungen. Möge Christus, unser Friede, diejenigen erleuchten, die in den Konflikten Verantwortung tragen, so dass sie den Mut haben, dem Aufruf zu einem globalen und sofortigen Waffenstillstand in allen Teilen der Welt zu folgen. Dies ist nicht die Zeit, weiter Waffen zu produzieren und zu handeln und ungeheure Summen auszugeben, die gebraucht werden sollten, um Menschen zu heilen und Leben zu retten.

 

Dagegen muss es die Zeit sein, endlich dem langen und blutigen Krieg in Syrien, dem Konflikt im Jemen und den Spannungen im Irak sowie im Libanon ein Ende zu setzen. Dies ist hoffentlich auch der Zeitpunkt, an dem Israelis und Palästinenser endlich wieder den Dialog aufnehmen, um eine stabile und dauerhafte Lösung zu finden, die beiden ein Leben in Frieden ermöglicht. Das Leid der Menschen in der Ost-Ukraine muss aufhören. Man setze den Terroranschlägen, die gegen so viele unschuldige Menschen in verschiedenen Ländern Afrikas verübt wurden, ein Ende.

 

Diese Zeit erlaubt kein Vergessen. Die Krise, in der wir uns augenblicklich befinden, lasse uns nicht die zahlreichen anderen Nöte vergessen, unter denen viele Menschen leiden. Der Herr des Lebens zeige den Menschen in Asien und Afrika seine Nähe, die schwere humanitäre Krisen durchmachen, wie etwa in der Region Cabo Delgado im Norden Mosambiks. Er erwärme die Herzen der vielen Menschen, die aufgrund von Krieg, Dürre und Hungersnot auf der Flucht sind und vertrieben wurden.

 

Er beschütze die vielen Migranten und Flüchtlinge, unter denen sich zahlreiche Kinder befinden und die unter unerträglichen Bedingungen leben, insbesondere in Libyen und an der griechisch-türkischen Grenze - und ich möchte auch die Insel Lesbos nicht vergessen. Er ermögliche, dass man in Venezuela konkrete und sofortige Lösungen findet, die darauf abzielen, internationale Hilfe für die Bevölkerung zu ermöglichen, die unter der schweren politischen, sozioökonomischen und gesundheitlichen Situation leidet.

 

Liebe Brüder und Schwestern, Gleichgültigkeit, Egoismus, Spaltung und Vergessen sind wahrlich nicht die Worte, die wir in dieser Zeit hören wollen. Wir wollen sie aus allen Zeiten verbannen! Sie scheinen besonders dann die Oberhand zu bekommen, wenn Angst und Tod in uns dominieren, das heißt, wenn wir den Herrn in unseren Herzen und in unserem Leben nicht siegen lassen. Er, der den Tod bereits besiegt hat und uns den Weg zum ewigen Heil eröffnet hat, vertreibe die Schatten unserer armen Menschheit und führe uns hin zu dem herrlichen Tag, der keinen Abend kennt.

 

Kathpress

Zukunftsweg
Brücken bauen

Pionier und Pfarre in Umsetzung 2 kooperieren

Regionale Schwerpunktsetzung, Kooperation und zeitgemäße Impulse, unter diese Stichworte kann man ein pastorales...

Öffentlichkeitsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat

Mit Blick auf die Neuorganisation der Pfarren kamen zum jüngsten Dekanatsrat auch die Website- und Pfarrblatt-Teams.
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
TEL: 0732 / 7610 - 1170
FAX: 0732 / 7610 - 1175

www.dioezese-linz.at
post@dioezese-linz.at
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: