Ausstellungseröffnung: Die Sammlung Rombold in der Landesgalerie Linz
Im Jahr 2002 übergab der Linzer Theologe und Kunstwissenschafter Prof. Günter Rombold seine Kunstsammlung dem Oberösterreichischen Landesmuseum. Eine weitere Schenkung und der Nachlass nach dem Tod Günter Rombolds im Jahr 2017 ergänzten diesen Sammlungsbestand, der nun mit einer Ausstellung einem Bestandskatalog gewürdigt wird.
Die Sonderausstellung "Passion Kunst. Die Sammlung Rombold", die in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Theorie der Kunst der KU Linz entwickelt wurde, zeigt eine Auswahl aus der rund 1.100 Werke umfassenden bedeutenden Kunstsammlung des Linzer Theologen, Kunstwissenschaftlers und emeritierten Hochschulprofessors Günter Rombold. Nach Grußworten von Bischof Hermann Glettler und Landtagspräsident Wolfgang Stanek sprachen die Leiterin der Grafischen Sammlung der Landesgalarie Sabine Sobotka und Prof. Monika Leisch-Kiesl einleitende Worte zur Ausstellung, die bis 1. Juni 2020 in der Linzer Landesgalerie zu sehen ist. Sie gingen in ihren Vorträgen der Frage nach der Emotionalität und Sinnlichkeit von Kunst nach – Begriffe, die eng mit dem Expressiven verbunden sind. Außerdem wurden die unterschiedlichen Formen des Sehens von Kunst und damit Fragen der Wahrnehmung näher beleuchtet. Beides sind Anliegen, die Günter Rombold ein Leben lang in seiner Sammlungstätigkeit, aber auch in seiner Lehre vertreten hat.
V. l.: Wolfgang Stanek, Präsident des Oö. Landtages, Mag.a Gabriele Spindler, Leitung Landesgalerie Linz, Mag.a Sabine Sobotka, Leitung Grafische Sammlung der Landesgalerie Linz, Univ.-Prof.in DDr.in Monika Leisch-Kiesl, Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik am Institut für Geschichte und Theorie der Kunst der KU Linz und der Innsbrucker Bischof Dr. Hermann Glettler. © Oö. Landesmuseum, A. Röbl
Die Sammlung
Mit der Unterzeichnung eines Schenkungsvertrages am 7. März 2002 übergab der Linzer Theologe, Philosoph, Kunstwissenschaftler und emeritierte Hochschulprofessor DDr. Günter Rombold seine bedeutende Kunstsammlung dem Land Oberösterreich. Diese Sammlung umfasst die Kunst der Moderne mit Schwerpunkt Expressionismus, österreichische Malerei, Grafik und Plastik nach 1945 sowie Werke des oberösterreichischen Meisters der Zeichnung Alfred Kubin. Seit 2017 ergänzen die Werke aus seinem Nachlass diesen Sammlungsbestand, der nun in einer Ausstellung und in einem umfassenden Werkkatalog gewürdigt wird.
Schon als Kind faszinierten Günter Rombold die Werke expressionistischer Künstler, die im Haus seines Stuttgarter Verwandten Max Fischer an den Wänden hingen. Sein in den Gräueln des Zweiten Weltkrieges gefasster Entschluss, Priester zu werden, und seine früh entfachte Leidenschaft für Kunst, bestimmten Rombolds Leben. Er wurde ein wichtiger Vermittler zwischen zeitgenössischer Kunst und Religion. Ähnlich seinem Vorbild, dem Priester, Galeristen und Kunstmäzen Otto Mauer in Wien, gelang es Günter Rombold, gleichzeitig eine hochwertige Kunstsammlung aufzubauen.
Sie umfasst vor allem grafische Blätter, aber auch zeitgenössische Malerei und Skulpturen. Ein Schwerpunkt ist die Kunst des Expressionismus mit Grafiken von Max Beckmann, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und dem späten Lovis Corinth. Einen weiteren Akzent legte Rombold auf die österreichische Kunst nach 1945. Er erwarb Arbeiten von Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer. Letzterem ist in der Ausstellung ein eigener Raum gewidmet, einem langjährigen Wunsch Günter Rombolds nach einer Ausstellung seiner Rainer-Blätter entsprechend. Der dritte Schwerpunkt wird durch den österreichischen Neoexpressionismus der 1980er und 1990er Jahre bestimmt, die Kunst der sogenannten Neuen Wilden. Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Gunter Damisch und Hubert Schmalix sind nur einige zu nennende Vertreter.
Die Frage nach dem Verhältnis von moderner Kunst und Religion hat Günter Rombold ein Leben lang beschäftigt. Auf welche Weise setzt diese sich mit religiösen Themen auseinander? Suchend, infrage stellend, kritisch oder auch ablehnend? Welches Menschen- Welt- und Gottesbild führt die moderne und zeitgenössische Kunst vor Augen? Existentielle Fragen, die Thematik des Leids und nicht zuletzt die Suche nach einem Christusbild unserer Zeit stehen im Zentrum der Sammlung Rombold. Sie zeugt aber ebenso von der Erfahrung von Glück, dem Bekenntnis zur Farbe und einer Überzeugung von der Kraft des Eros.
Damit die Sammlung nicht einseitig wird, hat Rombold, wie er selbst sagte, zuweilen die Grenzen der expressionistischen Tendenzen gesprengt. Er erwarb Werke der Künstler der École de Paris wie Roger Bissière und Alfred Manessier sowie meditative und abstrakte Arbeiten wie z.B. von Josef Albers und Karl Prantl.
Die Sammlung Rombold in der Landesgalerie Linz. © KU Linz/Eder
Als erstes Blatt seiner Sammlung bezeichnete Günter Rombold die Bleistiftzeichnung "Der Wächter" von Alfred Kubin, ein Geschenk des Meisters aus Zwickledt an Rombolds Mutter. Bis zum Jahr 2014, in welchem Rombold seine Sammlungstätigkeit aus Krankheitsgründen beendete, erwarb er 213 Zeichnungen und Lithografien des großen österreichischen Zeichners. Im Kubin-Kabinett der Landesgalerie Linz wird parallel zur Sammlungspräsentation das spezielle Verhältnis Günter Rombolds zu einem der wichtigsten Künstler seiner Sammlung beleuchtet.
Zur Ausstellung erscheint am 2. April 2020 der Bestandskatalog der Sammlung Günter Rombold mit dem Titel "Auf Kunst verzichten, heißt sprachlos werden". Der Bestandskatalog inkludiert auch jene Werke, die als Studiensammlung am Fachbereich Kunstwissenschaft der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz verblieben sind; er enthält damit erstmals ein Gesamtverzeichnis der knapp 1.100 Arbeiten sowie der Plakatsammlung.
Oberösterreichisches Landesmuseum